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Gott in der Serie Game of Thrones
Aus Kultur-Aktualität vom 26.02.2020.
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 21 Sekunden.
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Religion und Game of Thrones Was «GoT» uns über Gott sagt

Götter und Glaube bei Game of Thrones haben in der Saga eine erstaunliche Funktion.

Krieg, Verwüstung, sexuelle Gewalt und Menschen ausser Rand und Band: Die Welt von Game of Thrones ist keine friedliche. Und die Heldinnen und Helden zweifeln des Öfteren an den Göttern.

Wie können sie so viel Leid zulassen? –Diese Frage taucht immer wieder auf. Eine urmenschliche Frage, die zeigt: Religion und Glaube spielt in Game of Thrones eine zentrale Rolle.

Der fürchterlich mächtige Rote Gott

Nehmen wir R’hllor, den Roten Gott. Für die Menschen in Westeros ein fremder, grausamer Gott, der Menschenopfer verlangt. Doch R’hollor kann Wunder bewirken. Seine Priesterinnen und Priester können Tote zum Leben erwecken.

So wird Jon Schnee, eine der Hauptfiguren, aus dem Reich der Toten zurückgeholt. Der Rote Gott scheint lange übermächtig – bis er die Erwartung seiner Anhänger enttäuscht und seine Priesterin, Melisandre, in eine tiefe Glaubenskrise stürzt.

Ein ganzes Universum an Religionen

Das Beispiel zeigt: Die Religionen in Game of Thrones sind keine Nebensächlichkeit. Sie treiben die Geschichte voran. Und das Religionsuniversum ist vielfältig.

Da gibt es die alten Götter im Norden, eine friedliche Naturreligion, die Identität stiftet und die Menschen verbindet. Dann gibt es die Staatsreligion der Sieben, inklusive Priesterinnen und Priestern, heiligen Gebäuden und einem korrupten Oberhaupt – mit klaren moralischen Grundsätzen, an die sich die Reichen und Schönen aber nicht halten. Bis die Erneuerungsbewegung der Spatzen auftaucht, Korruption und moralische Verfehlungen anprangert und sich in ihrem religiösen Eifer schlussendlich selbst vernichtet.

Danaerys als eine Art Messias

Und es gibt Danaerys Targaeryen, eine Art Heilsfigur. Die unterschiedlichsten Menschen aus unterschiedlichsten Schichten und Ländern glauben, dass sie die Welt besser machen kann.

Sie befreit Sklavinnen und unterdrückte Völker, bis sie in ihrem unerschütterlichen Glauben an ihre Heilskraft am Schluss zur grausamen Tyrannin wird (in der Serie – was die Bücher für Danaerys bereithalten, ist noch nicht bekannt).

Parallelen zur realen Welt

Das Religionsuniversum in Game of Thrones ist deshalb so spannend, weil es viele Entwicklungen abbildet, die auch in der realen Welt existieren. So lässt sich modellhaft ablesen, welche Religionen welchen Zweck erfüllen – die Naturreligion schafft Gemeinschaft, die Staatsreligion sorgt für Ordnung, die Fundamentalisten haben immense Anziehungskraft auf ihre fanatischen Anhänger.

Dass die Religionen dabei selten gut wegkommen, ist Teil des religionskritischen Ansatzes von Game of Thrones. Doch die Serie und Bücher zeigen auch, dass es eben nicht ohne Religion geht. Und dass Vernunft und Wissenschaft allein weder glücklich machen noch praktikabel sind.

Es geht nicht ohne Religion

Denn die Vertreter der Wissenschaft, die Maester, sind derart geblendet von ihrem Glauben an die Vernunft, dass sie die grösste Gefahr für die Menschheit – eine Art Zombiearmee im Norden – nicht sehen.

Buchhinweis

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Thorsten Dietz: «Gott in Game of Thrones». Adeo, 2020.

Game of Thrones zeigt die Abgründe der Menschheit – und darin auch der Missbrauch von Religion. Doch die Serie ist auch voller Menschen, die sich Sinnfragen stellen.

Sie sagt: Es gibt keine Welt ohne Religion. In unserer säkularisierten Gesellschaft ist das allein schon eine erstaunliche Aussage.

Die verschiedenen Religionen in GoT

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Der siebeneinige Gott: Der Glaube an die Sieben ist die Staatsreligion im grössten Teil von Westeros. Gott tritt dabei in sieben Gestalten auf: der Vater (Gerechtigkeit), die Mutter (Mutterschaft und Fruchtbarkeit), der Krieger (Stärke), die Jungfrau (Keuschheit), der Schmied (Arbeit und Handwerk), das Alte Weib (Weisheit), der Fremde (Unbekanntes und Tod). Der Glaube an die Sieben kennt Priesterinnen und Priester (sogenannte Septon und Septas), eine Art Hohepriester oder Papst (den Hohen Septon), sakrale Gebäude (Septen) und ein Buch, das die Glaubensgrundsätze enthält (der siebenzackige Stern). Die Menschen schwören auf den siebeneinigen Gott, die Septas erziehen die adligen Kinder, die Religion bietet die Grundlage für die Moralvorstellungen in Westeros. Sie schafft also Ordnung und legitimiert das Herrschaftssystem.

Die Spatzen: Die Spatzen sind eine radikale Erneuerungsbewegung im Rahme des siebeneinigen Gottes. Sie kümmern sich um Arme, Alte und Kriegsversehrte, wenden sich aber auch gegen die Korruption innerhalb der Religion und der Herrschaftselite. Dazu gehört auch der Kampf gegen moralische Verfehlungen, wie etwa gleichgeschlechtlicher oder ausserehelicher Sex.

Die alten Götter: Die alten Götter sind eine Naturreligion ohne klare Gottesvorstellung, ohne heilige Schrift oder Priester. Das Göttliche weilt in allen Lebewesen. Zentrum der Verehrung sind Götterhaine. Die alten Götter werden vor allem im Norden von Westeros verehrt und der Glaube ist identitätsstiftend, sprich er sorgt für ein Gemeinschaftsgefühl unter den Anhängerinnen und Anhängern.

R’hllor – Gott des Lichts: Die Welt ist schlecht und nur R’hollor, der Gott des Lichts, kann die Menschen vom Elend befreien. So lautet die Grundthese dieser Religion. Denn R’hollor als Gott des Lichts befindet sich im ewig währenden Kampf mit dem Gott der Finsternis. Die Glaubensgrundsätze sind strikt und intolerant, andere Religionen gelten als falsch und werden mit Gewalt bekämpft. Menschenopfer sind fester Bestandteil der Religion, doch wer an R’hllor glaubt, weiss eine mächtige Religion hinter sich. So können seine Priesterinnen und Priester können etwa Tote wieder zum Leben erwecken.

Lokale, kulturell geprägte Religionen: Die Menschen auf den Eiseninseln glauben an den Ertrunkenen Gott. Bei der Taufe werden die Anhängerinnen und Anhänger mehr oder weniger ertränkt und dann wiederbelebt. In Braavos verehren die Menschen den Vielgesichtigen Gott – den Gott des Todes. Und die Dothraki, ein Reitervolk, beten zum Grossen Hengst.

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