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Literatur Ein Architekt, 13 Mäzene und ein gerettetes Museum

Das Museum Hermann Hesse in Montagnola zählt bis zu 20'000 Besucher im Jahr. Und dennoch verzeichnete das Museum ein Defizit – es drohte die Schliessung. Dann kam der Tessiner Stararchitekt Mario Botta ins Spiel.

Es war bei einem Abendessen. Museumsdirektorin Regina Bucher kam neben Mario Botta zu sitzen. Botta fragte: Wie geht es dem Museum? Bucher antwortete: Schlecht. Das Geld reicht noch für zwei oder drei Jahre.

Das alles ist 18 Monate her. Heute strahlen beide – die Museumsdirektorin und der Architekt. Mario Botta berichtet, wie das Museum Hermann Hesse in Montagnola gerettet worden ist. Er erinnert sich an das Abendessen, an dem ihm von der drohenden Schliessung des Museums berichtet wurde. Ein Wort gab das andere, so entstand die Idee. «Das Glasperlenspiel» nennt er seither seinen Rettungsplan.

«Das Glasperlenspiel» ist ein Roman von Hermann Hesse. Er beschreibt einen Orden, der Persönlichkeiten mit besonderen Talenten versammelt – eine Elite und geistige Gemeinschaft.

Ölkreidezeichnung von Mario Botta.
Legende: Die Gönner des Museum Hermann Hesse erhalten eine Zeichnung von Mario Botta. Keystone

Bäume für Baumliebhaber Hesse

«Die Glasperlenspieler» nennt sich jetzt der Gönnerkreis des Hesse Museums. Sie haben sich verpflichtet, zusammen mit jährlich 130'000 Franken das Defizit des Museums zu decken. 130'000 Franken, drei Jahre lang. Jeder Glasperlenspieler erhält dafür eine stattliche Ölkreidezeichnung von Mario Botta. Es ist jeweils eine Variation zu Baumstrünken und Ästen. Einmal erinnern sie an Bäume, dann an eine Hand oder an einen krumm gewachsenen Menschen. Der Baum ist ein Bild für so vieles. Dem Garten- und Baumliebhaber Hermann Hesse hätte das wohl gefallen.

So will Botta endlich seine Anerkennung ausdrücken gegenüber Hermann Hesse, gegenüber dessen Gedankengut und Literatur. Hesse sei ihm wie ein Nachbar, sagt Botta. Und auch das Musuem liegt ihm nah: es sei klein, gleich nebenan, multikulturell aufgestellt zwischen dem deutschen und italienischen Sprachraum.

Grosse Ideen beginnen immer als Ausdruck von Liebe, sagt Botta. Und so war es auch bei seiner kleinen Idee für das Hesse Museum.

Mäzenatentum ohne Tradition im Tessin

Zu den 13 Glasperlenspielern zählen drei Stiftungen und zehn Personen. Sieben kommen aus dem Tessin. Ein solches Kultur-Mäzenatentum ist seit über 100 Jahren selbstverständlich in der Deutschschweiz. Im Tessin aber ist es neu.

Die Kultur im Tessin komme aus einer armen und bäuerlichen Welt, sagt Mario Botta. Jetzt aber öffnen auch die Privaten im Tessin ihr Herz und den Geldbeutel für Kultur und für Schönheit. So retten die Glasperlenspieler nicht nur das Museum Hermann Hesse. Sie sind ein Zeichen der Zeit.

Sendung: Radio SRF Kultur, Kultur kompakt, 23.11.15, 12.10 Uhr

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