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Liebesbriefe Clemens Klopfensteins Bewunderung für einen Fürsten

Der Schweizer Filmschaffende Clemens Klopfenstein ist ein grosser Bewunderer des Schriftstellers und Fürsten Giuseppe Tomasi di Lampedusa. Insbesondere von dessen einzigem Roman, der erst nach seinem Tod erfolgreich wurde.

Lampedusa, Lampedusa!!

Giuseppe Tomasi di Lampedusa

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Legende: Wikimedia

Giuseppe Tomasi di Lampedusa Giuseppe Tomasi di Lampedusa, geboren 1896 in Palermo, gestorben 1957 in Rom. Der adelige sizilianische Schriftsteller und Literaturwissenschaftler wurde posthum durch seinen 1954 entstandenen Roman «Il Gattopardo» berühmt. 1958 erschienen, wurde der «Leopard» ein Welterfolg und von Luchino Visconti verfilmt.

Wenn man das heute hört, denkt man an Asylanten, kaputte Barken und ertrunkene Afrikaner. Scheusslich!! Ich aber denke an Dich, grosser Dichterfürst, Conte Giuseppe Tomasi di Lampedusa, Du grossartiger Autor eines einzigen Romans «Il Gatopardo», «Der Leopard», das gewaltige Buch über Sizilien und seine Bewohner. Du einsamer Dichter, dessen einzigartiges Buch erst nach Deinem Tode gewaltig explodierte. Erhöre mich, nimm mich zu Dir. Ich kriegte es an der Schule zugeteilt, wohl als Schicksal und sollte kurz mündlich referieren: Ich sprach zwei Stunden lang in voller Ekstase, ein halbes Jahr später war ich bei Dir in Palermo, nach langer Nachtzugreise.

Sizilien, dieses, helle leere Land, das Dreieck der Antike, hast Du im Risorgimento, Viva l’Italia!! Viva Garibaldi! beschrieben, ein Aufbruch der ja dann keiner war, wie auch heute noch nicht.

«Wenn man will, dass alles so bleibt, wie es ist, muss man alles verändern!»

 Dein berühmtester Satz.

Ich selber verlor mich in Deinen endlosen Kornfeldern, in Deinen verstaubten Palazzi: Dein Sommerpalast, Donnafugata, «die geflüchtete Frau», ein graues Monstrum im Sonnen- und Weizengelb. Bitte, liebe mich, ich will Dein Messdiener sein, in Deiner Privatkapelle, Dein Hilfsgärtner, in Deinen lichtdurchfluteten Orangen- und Zitronengärten oder Dein Kutscher, wenn Du zu den Huren gehst. Ich sehne mich nach dem heissen Wüsten-Wind, der Deine Vorhänge bewegt, die die Sicht aufs leere Land verdecken, auf die riesigen Schränke, wo man sich verstecken kann, wieso spielen wir nicht Versteckis in Deinen Palästen??

Audio
Liebesbrief von Clemens Klopfenstein, gelesen von Ueli Jäggi
aus Kultur kompakt vom 31.12.2012.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 25 Sekunden.

Als ich zu mir kam, hatte ich Angst vor dem Film, der über Dich, Du Leopard, gedreht wurde, meine Bilder, meine Reise, würde der Film von Visconti alles kaputtmachen?

Reihe «Liebesbriefe»

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Für SRF2 Kultur öffnen Schriftstellerinnen, Maler, Filmemacher und Regisseurinnen ihr Herz. Sie schreiben in unserer Serie Liebesbriefe an andere Künstlerinnen und Künstler, die ihnen viel bedeuten. Ein Blick durchs Schlüsselloch in die Privatgemächer der Kreativität: Wer liebt wen? Und warum? Und ist das schon Inspiration? Eine sentimentale Reihe.

Er tat es nicht, vor ein paar Jahren lief er endlich in der Urfassung auf der Piazza in Locarno, und Du Fürst hast als Burt Lancaster eine Stunde lang mit Deiner Schwiegertochter Claudia Cardinale das Schlusskapitel von Gattopardo getanzt, ich bin sowas von eifersüchtig!!!

Ich selber habe es nur bis Umbrien geschafft, das feuchte, kalte, steinige. Bitte hol mich hier raus, ich liebe Dich, ich will ins helle, leichte, Unendliche, nach Donnafugata, zu Dir!! Hilf mir, schreib mir, ich komme mit der schnellsten Kutsche.

In grösster Liebe

Dein Clemens Klopfenstein

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