Nachdem Facebook, Twitter, Zite oder Flipboard gezeigt haben, wie man relevanten von irrelevantem Netz-Inhalt trennt, folgt schon das nächste Problem: Die von Freunden oder von Webseiten empfohlenen Texte müssen auch noch gelesen werden – und dafür fehlt oft die Zeit.
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30-Millionen-Deal für 17jährigen
Man setzt deshalb im Netz zukünftig auf Zusammenfassungen der relevantesten Inhalte. Das suggeriert zumindest der 30-Millionen-Deal, der gerade über die Bühne ging: Der Suchdienst Yahoo hat dem erst 17jährigen, britischen Programmierer Nick D'Aloisio seine App «Summly» abgekauft. «Summly» fasst News-Artikel mit Hilfe eines komplexen Algorithmus automatisch zusammen und produziert eine kurze Version, die auf dem Handy-Bildschirm Platz hat.
Ein Computer, der einem sagt, welche Fakten man von einem Text wissen muss? Das klingt für Viele verlockend. Die ersten Meinungen zu den «Summly»-Zusammenfassungen sind aber nur mittelmässig. Die Sprache sei zwar gut, aber es kämen zu viele unwichtige Fakten vor, ausserdem gäbe es viel Redundanz – so liest man in den Kommentaren auf verschiedenen Webseiten.
Mensch versus Maschine
Andere Dienste setzen deshalb nicht auf den Faktor Maschine, sondern auf Menschen. «Tldr» zum Beispiel lässt Freiwillige Kurzversionen von Artikeln schreiben – ganz nach dem Wikipedia-Prinzip. Auch das Kulturmagazin «Perlentaucher» oder der Zeitungsübersicht «Pressekompass» liefern täglich zuverlässige Nachrichten-Überblicke aus Menschenhand.
Der Nachteil des Faktors Mensch liegt jedoch wortwörtlich auf der Hand: Wie die Anzahl tippender Finger ist die Anzahl zusammengefasster Artikel begrenzt. Will man mit «tldr» die aktuellen Artikel der New York Times-Startseite zusammenfassen lassen, findet das Tool gerade mal einen Text. Ein Computer-Algorithmus hingegen lässt sich auf jeden beliebigen Artikel in verschiedenen Sprachen anwenden.
Die Meinungen im Netz zu den Zusammenfassungen generell sind geteilt: Was für die Einen eine kleine Revolution ist, ist für die Andern bloss eine «nette Sache für Menschen, denen Halbwissen ausreicht». Und überhaupt – so ein Kommentar bei Spiegel Online – sei es einfach wieder eine Möglichkeit, die eigene Mündigkeit aus der Hand zu geben. Und das sei traurig.