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Netzwelt «Easter Eggs»: Wenn Programmierer Osterhase spielen

In Computerprogrammen, Games und Websites gibt es oft versteckte Inhalte, sogenannte «Easter Eggs». Diese erfüllen keinen konkreten Zweck, sondern sollen lediglich Spass machen – sie machen ein Tabellenkalkulationsprogramm zum Flugsimulator oder lassen eine Suchmaschine Purzelbäume schlagen.

Wenn man bei Google «Tilt», das englische Wort für «Neigung», eingibt, dann tut Google genau das: Es neigt sich. Das bringt dem Suchenden zwar nicht sonderlich viel, dürfte ihm aber immerhin ein Lächeln entlocken. Solche Spässe in Computerprogrammen und Games werden «Easter Eggs» genannt.

Unsichtbare Würfel und versteckte Namen

Schlichte Computergrafik: Ein gelbes Schloss vor grauem Hintergrund.
Legende: 1979 staunten Spieler bei sowas noch Bauklötze: Das Videospiel «Adventure». atarimania.com

Seinen Ursprung hat der Begriff in den frühen Videospielen. Genau genommen im Atari-Spiel «Adventure» von 1979. Wer in diesem Spiel einen unsichtbaren Würfel durch ein Labyrinth schleppte, gelangt schliesslich in einen geheimen Raum, in dem er den Namen des Spielentwicklers lesen kann.

Denn zu dieser Zeit wurden die Programmierer in den Spielen gewöhnlich nicht namentlich erwähnt. Entwickler, die gewürdigt werden wollten, mussten sich dafür etwas einfallen lassen. Eine simple Namensnennung ist aus heutiger Sicht reichlich unspektakulär. Man darf aber nicht vergessen, dass die Spieler von «Adventure» freiwillig stundenlang nichts anderes als bunte Vierecke angeschaut haben.

Basketball mit Präsident Clinton

In den 90ern wurden mit der wachsenden Komplexität von Computerspielen auch die Easter Eggs immer raffinierter: Wer zum Beispiel im Basketballspiel «NBA Jam» von 1994 eine bestimmte Tastenkombination drückte, konnte fortan den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton über das Spielfeld steuern. Im Rennspiel «Daytona USA» konnte man mit einem Pferd an den Start gehen. Und im Adventure-Spiel «Day of the Tentacle» war gar eine komplett spielbare Version des Vorgängers «Maniac Mansion» versteckt .

Am Computer gibt es «Easter Eggs» nicht nur in Games, auch in ganz seriöser Software wurden in den 90ern virtuelle Ostereier versteckt: Microsoft versteckte in der 1997er-Version von Office eine Reihe von Spielen: Wer in Excel eine bestimmte Tastenkombination drückte, fand einen ganzen Flugsimulator; in Word war eine Flipper-Simulation versteckt. Weil solche Easter Eggs von Microsoft später als Sicherheitsrisiko erachtet wurden, verschwanden die Spielereien zunehmend aus der Bürosoftware.

Google macht Purzelbäume

«Easter Eggs» bei Google

Box aufklappen Box zuklappen

Das Eintippen dieser Suchbegriffe führt bei Google zu Easter Eggs:

Im Internet fanden Easter Eggs aber schon bald eine neue Heimat: Besonders der Suchmaschinen-Gigant Google entpuppt sich immer wieder als Spassvogel. Sucht man bei Google beispielsweise «do a barrel roll» – einem Zitat aus dem Nintendo-Spiel «Star Fox 64» – macht der Bildschirm eine komplette Umdrehung.

Und wenn man in der Google-Bildsuche den Namen des Videospiel-Klassikers «Atari Breakout» sucht, kann sogleich weisse Bällchen auffangen, als wäre es 1974.

Versteckt Inhalte in Büchern und Songs

Zwar beschränkt sich die Bezeichnung «Easter Egg» im ursprünglichen Sinn auf Computergames und -programme, doch auch in Büchern, Musik und Filmen gibt es immer wieder versteckte Inhalte. Beispielsweise hat Rätsel-Freund Dan Brown in seinen Büchern immer wieder geheime Nachrichten versteckt.

Viel diskutiert wurden einst auch rückwärts gesprochenen Botschaften in Songs – am berühmtesten ist vielleicht der Satz «Gratuliere, du hast die geheime Nachricht gefunden» im Pink-Floyd-Song «Empty Spaces» oder der angebliche Hinweis auf den Tod von Paul McCartney bei den Beatles. Besonders raffinierte Musiker verstecken sogar Bilder in ihren Songs. Wer beispielsweise bestimmte Songs des Elektro-Musikers Aphex Twin in einem Spektrogramm visualisiert, entdeckt Muster und Gesichter.

Die richtigen Knöpfe lassen Yoda tanzen

Auch in TV-Serien lässt sich bei genauem Hinschauen bisweilen einiges entdecken: In der Komödie «Community» läuft etwa in einer Folge ein kompletter zusätzlicher Handlungsstrang im Hintergrund ab. Und die «Simpsons» bieten jede Menge Insider-Witze für Mathematiker. Ähnlich wie bei Computerspielen lassen sich auch bei vielen DVDs mit bestimmten Tastenkombinationen zusätzliche Inhalte freischalten. Auf der DVD von «Star Wars Episode III» ist beispielsweise ein Rap-Video mit Jedi-Meister Yoda versteckt.

Bisweilen ist also ziemlich albern, was sich da mit grossem detektivischem Spürsinn freilegen lässt. Immerhin kann man sich dank dem Internet leicht darauf verlassen, dass andere früher oder später die versteckten Ostereier entdecken und ihr Wissen weitergeben.

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