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Netzwelt Im Freiflug durchs All

Die Sendung «Space Night», die spät nachts im Bayerischen Rundfunk läuft, ist eigentlich recht unspektakulär: sie zeigt Aufnahmen aus dem Weltall, unterlegt mit gepflegter elektronischer Musik. Doch die Sendung hat eine treue Fangemeinde, die zur Rettung ihres Lieblings ein innovatives Mittel fand.

Anfang des Jahres sollte die Sendung «Space Night» eigentlich abgesetzt werden, aus Kostengründen. Als Ursache dafür gab der Bayerische Rundfunk an, dass die Kosten wegen der Gebührenreform der deutschen Verwertungsgesellschaft für Musik GEMA explodiert seien: Einen «niedrigen siebenstelligen Betrag», also mindestens eine Million Euro, müsste man neuerdings für die Musik bezahlen – zu viel für eine Sendung im Nachtprogramm. Doch die drohende Absetzung sorgte im Internet für Aufruhr.

Vom Nachtprogramm in die Rave-Kultur

«Space Night» läuft seit 1994 und erfreut sich einer treuen Fangemeinde. Gerade wegen der entspannten Elektro-Klänge, die die spektakulären Weltraumaufnahmen begleiteten. In den 90ern wurde die Sendung aufgrund ihrer Musik Teil der Rave-Kultur und bis heute halten treue Fans dem Format die Stange. Das zeigte sich eindrücklich, nachdem im Januar das Ende der Sendung bekannt wurde. In Blogs und auf Facebook formierte sich sogleich Widerstand. Und die Fans protestierten nicht nur, sondern boten auch konkrete Lösungsansätze.

Ihr Vorschlag: Statt mit teurer, von der GEMA lizenzierter Musik, sollten kostenlose Stücke aus dem Internet künftig die Weltraum-Bilder vertonen. Diese Musik steht unter Lizenzen der Organisation «Creative Commons», die sich für den freien Austausch künstlerischer Inhalte im Internet einsetzt. So stellten einige Musiker dem Bayerischen Rundfunk ihr Werk sogleich kostenfrei zur Verfügung, in einer Liste wurde passende, kostenlos erhältliche Musik gesammelt. Der Sender nahm die Hilfe an und zeigte kürzlich vier neu vertonte Folgen von «Space Night», die mit «Creative Commons»-Musik untermalt waren.

Musik aus dem Netz

Diese Vorgehensweise soll nun vertieft werden: Auf der neuen Website zur Sendung, die kürzlich aufgeschaltet wurde, können Musiker ihre Stücke direkt hochladen. Diese Musik soll dann ab November in den neuen Folgen von «Space Night» Verwendung finden. Aktuelle Uploads sollen aber schon bald auf der Website angehört werden können. Auch die ersten vier «Space Night»-Folgen mit CC-Musik können auf der Seite abgerufen werden.

Für die Verwendung kostenloser Musik wird der Bayerische Rundfunk aber auch kritisiert: Der Rechtsanwalt John Weitzmann, der sich bei «Creative Commons» engagiert, gibt zu bedenken, dass dieses Modell langfristig zu einem Preisverfall für Musik führen könnte. Eine finanzielle Entschädigung dürfen Musiker, die ihre Stücke hochladen, aber durchaus erwarten: Für jedes verwendetes Werk zahlt der Bayerische Rundfunk einmalig eine Summe von 150 Euro.

Im Netz haben sich die Creative Commons bereits gut etabliert. Dass die Inhalte aber nun auch ihren Weg ins Fernsehen gefunden haben, ist durchaus beachtenswert. Denn damit erhält die «Creative Commons»-Bewegung aus Bayern neue Impulse – und das spät in der Nacht.

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