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International Blutiges Kräftemessen in Ägypten

In Ägypten haben Militär und verfeindete Islamisten Hunderttausende Anhänger mobilisiert. Bei Zusammenstössen wurden mehrere Menschen getötet. Allerdings herrscht über die Anzahl der Todesopfer Verwirrung.

Im Machtkampf in Ägypten haben Gegner und Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi Hunderttausende Menschen auf die Strassen gebracht.

Verwirrung um Opferzahl

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Über die Zahl der Opfer kursieren widersprüchliche Angaben. Das Gesundheitsministerium vermeldete 20 Tote und 177 Verletzte. Davor hatten die Muslimbrüder von mindestens 75 getöteten Mursi-Anhängern gesprochen. Weitere 1500 wurden demnach verletzt. Die amtliche Nachrichtenagentur Mena vermeldet dagegen nur zehn Tote und 500 Verletzte.

Bei den Demonstrationen kam es offenbar zu gewaltsamen Zusammenstössen mit den Sicherheitskräften. Zu der Gewalt sei es gekommen, als die Polizei gegen Demonstranten vorging, die die 6.-Oktober-Brücke blockieren wollten, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Mena.

Mandat zur Bekämpfung des Terrors

Armeechef Abdel Fattah al-Sisi hatte am Mittwoch dazu aufgerufen, in «Millionenzahl» auf die Strasse zu gehen, um ihm ein «Mandat zur Bekämpfung des Terrors» zu geben. Panzer sicherten die Zugänge. Plakate mit dem Bild Al-Sisis wurden verteilt, mit der Aufschrift: «Ich ermächtige das Militär und die Polizei dazu, gegen den Terrorismus zu kämpfen.»

Vor der Kairoer Raba-al-Adawija-Moschee, dem Zentrum der Pro-Mursi-Proteste, versammelten sich Zehntausende. Sie riefen Parolen wie: «Weg mit Al-Sisi! Mursi ist mein Präsident!»

Video
Einschätzungen von ARD-Korrespondent Stefan Maier.
Aus Tagesschau vom 26.07.2013.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 32 Sekunden.

Weitere Eskalation

Die Muslimbruderschaft sieht sich trotz ihrer Dauerproteste zunehmend in die Defensive gedrängt. Die dem Militär nahe stehenden Massenmedien stellen sie unmissverständlich als die angebliche Quelle des Terrors in Ägypten dar. Bei den Zusammenstössen in Alexandria hatten Zivilisten nach Medienberichten einen Demonstrationszug der Mursi-Anhänger angegriffen. Bei ähnlichen Ausschreitungen wurden im Kairoer Armen-Viertel Schubra und in der Nildelta-Stadt Damietta rund zwei Dutzend Menschen verletzt.

Am Wochenende könnte der Konflikt noch weiter eskalieren. Samstagabend läuft ein 48-Stunden-Ultimatum des Militärs ab: Die Islamisten sollen sich bis dahin am sogenannten Versöhnungsprozess beteiligen – sonst drohe eine härtere Gangart. Die über die Medien verbreitete Aufforderung hatte den Titel «Letzte Chance».

Der vom Militär eingesetzte Innenminister Mohamed Ibrahim kündigte zudem an, die seit einem Monat andauernden Mahnwachen von Mursi-Anhängern in der Hauptstadt Kairo würden beendet. Dies werde «bald und auf legale Weise» geschehen, wurde er vom der staatlichen Online-Nachrichtenportal «Al-Ahram» zitiert.

Mursi, Hamas und die Verschwörung

Mursi, der bisher vom Militär an einem unbekannten Ort festgehalten wurde, sitzt seit Freitag auf richterliche Anweisung formell in Untersuchungshaft. Wie «Al-Ahram» berichtete, will der Untersuchungsrichter Mursi zu Verschwörungsvorwürfen befragen. Der Ex-Präsident werde beschuldigt, sich mit der palästinensischen Hamas-Bewegung zur «Ausführung feindlicher Akte» in Ägypten abgesprochen zu haben. Die radikal-islamische Hamas herrscht seit 2007 im benachbarten Gazastreifen.

Das Militär hatte mit Mursi den ersten frei gewählten Präsidenten Ägyptens am 3. Juli nach tagelangen Massenprotesten gegen ihn abgesetzt. Seither haben die Behörden rund 600 Muslimbrüder verhaftet, unter ihnen den einflussreichen Vize-Vorsitzenden Chairat al-Schater. Die Islamisten sprechen von einem «Militärputsch» und wollen so lange protestieren, bis Mursi wieder im Amt ist.

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