Die Attentäter von Istanbul stammten den türkischen Behörden zufolge aus Rekrutierungsgebieten der Terrormiliz IS im Kaukasus und in Zentralasien. Es soll sich um einen russischen Staatsbürger aus der Region Dagestan, einen Kirgisen und einen Usbeken handeln, hiess es aus türkischen Regierungskreisen und von der Nachrichtenagentur DHA.
Usbekistan, Kirgistan und Dagestan sind überwiegend muslimisch und gehörten einst zur Sowjetunion. Viele Extremisten aus dem Kaukasus und Zentralasien haben sich in Syrien und im Irak der Terrormiliz IS angeschlossen.
Attentäter drangen ins Terminal ein
Eine offizielle Bestätigung der türkischen Regierung für diese Angaben gibt es noch nicht. Sie gab aber inzwischen neue Details rund um den Anschlag bekannt. Ministerpräsident Binali Yildirim räumte ein, dass zwei der drei Selbstmordattentäter am Mittwochabend in das Flughafengebäude eindringen konnten. Die Angreifer hätten zunächst das Feuer auf das Sicherheitspersonal am Eingang eröffnet. Einer habe sich ausserhalb des Gebäudes in die Luft gesprengt. Die anderen beiden hätten die Panik ausgenutzt, um ins Terminal einzudringen.
Zunächst hatte es geheissen, keiner der Angreifer sei ins Terminal gelangt – Videos und Augenzeugenberichte hatten dieser Darstellung aber widersprochen.
Yildirim kündigte an, die Regierung werde «die Präsenz von unserem Sicherheitspersonal an den Eingängen in unseren Flughäfen steigern». Besonders gelte das für speziell ausgebildete Sicherheitskräfte.
43 Tote, fast 240 Verletzte
Bei Razzien gegen die Terrormiliz IS in Istanbul und wurden 13 Verdächtige festgenommen. Darunter seien drei Ausländer, hiess es aus Regierungskreisen. In der westtürkischen Stadt Izmir habe die Polizei neun weitere Verdächtige festgenommen.
Bei dem Anschlag auf den Istanbuler Flughafen Atatürk waren insgesamt 44 Menschen getötet worden. Unter ihnen sollen nach Angaben der türkischen Regierung 19 Ausländer sein. Nicht eingerechnet sind die drei Selbstmordattentäter, die ebenfalls starben. Fast 240 Menschen wurden verletzt. Nach Angaben des Istanbuler Gouverneursamt werden derzeit noch 94 Verletzte in Spitälern behandelt.
Anti-Terror-Gesetze: Ankara und Brüssel uneins
Auch nach den Anschlägen am Flughafen Atatürk in Istanbul sind sich Brüssel und Ankara bezüglich der türkischen Anti-Terror-Gesetze nicht näher gekommen. Brüssel fordert nach wie vor Änderungen als Voraussetzung für eine Aufhebung der Visa-Pflicht für Türken bei Reisen in die EU. Seit 2013 versuche Brüssel, in den Gesetzen ein Element der Verhältnismässigkeit sicherzustellen, erklärte Margaritis Schinas, der Chefsprecher der EU-Kommission. Konkretes Ziel sei, «dass Journalisten und Professoren, die ihre Meinung gewaltfrei äussern und nicht zu Gewalt aufrufen, auf Grundlage der Gesetze nicht ins Gefängnis gesteckt oder bestraft werden.» Im Kampf gegen alle Formen des Terrorismus stehe die EU aber an der Seite der Türkei. Eine Änderung der Gesetze ist für die Türkei aber nach wie vor kein Thema, wie Aussenminister Mevlut Cavusoglu erklärte. |