Bei einem Erdrutsch in einer abgelegenen Bergregion Afghanistans sind nach Behördenangaben nicht mehr als 500 Menschen ums Leben gekommen. Ein Sprecher der nordöstlichen Provinz Badachschan teilte mit, dass sich die schlimmsten Befürchtungen nach der hohen Vermisstenzahl bestätigt hätten. Anwohner sprachen indes von über 2100 Todesopfern.
Einen Tag nach dem Unglück haben die Rettungskräfte die Suche nach Überlebenden
eingestellt. Da die Häuser unter Metern von
Schlamm lägen, sei die seien die Rettungsarbeiten so gut wie aussichtslos, sagte der Gouverneur der betroffenen Provinz
Badachschan. Helfer fanden heute etwa 300 Leichen, nachdem Erd- und Geröllmassen weite Teile des Dorfes Ab-e-Barik mit sich gerissen hatten.
Etwa 300 Familien wurden weiter vermisst, wie der der Vizegouverneur der Provinz sagte. Die Behörden befürchteten, dass sie unter der Schlammlawine begraben und ums Leben gekommen sind.
Den Vereinten Nationen zufolge wurden mehr als 4000 Menschen obdachlos. Sie harrten nun in der Kälte aus. Um sie müsse sich nun vorrangig gekümmert werden. Zumal Behörden-Vertreter zudem vor der Gefahr weiterer Erdrutsche warnten. Das afghanische Militär flog Rettungskräfte in die Region, die wegen enger und schlechter Strassen ohnehin nur schwer zugänglich ist.
Obama bietet Hilfe an
Die Nato-Soldaten in Afghanistan hielten sich bereit, den örtlichen Behörden zur Hilfe zu eilen. Bislang sei die afghanische Regierung aber noch nicht an die Isaf-Truppe mit einer entsprechenden Bitte herangetreten, sagte ein Nato-Sprecher. Ein Sprecher der Vereinten Nationen erklärte, dringend benötigt würden Zelte, Medikamente, Lebensmittel und logistische Hilfe.
Der afghanische Präsident Hamid Karsai äusserte sich einer Mitteilung zufolge «zutiefst traurig» über die Katastrophe. US-Präsident Barack Obama bot Afghanistan Unterstützung an.
Wochenlang Regenfälle
Die Menschen wurden am Freitagmorgen von der Schlammlawine überrascht, als sie nach einem kleineren Erdrutsch ein paar Stunden zuvor in ihre Häuser zurückgekehrt waren und ihre Habseligkeiten retten wollten. Die Erd- und Geröllmassen hatten auch eine ganze Hochzeitsgesellschaft mit sich gerissen.
In dieser Woche hat es in der Region heftig geregnet – zu einer Zeit, in der die Schneeschmelze die Flüsse ohnehin anschwellen lässt. Die Häuser in der Gegend sind in der Regel aus Lehm gebaut. Wasserfluten bringen sie relativ leicht zum Einsturz.
Bereits in der vergangenen Woche hatten Überschwemmungen in vier nordafghanischen Provinzen mehr als 100 Menschen das Leben gekostet. Mehr als 7000 Menschen mussten aus ihren Häusern fliehen.
Die schlimmsten Schlammlawinen-Unglücke der letzten Jahre
März 2014 | In Oso rund 100 Kilometer nördlich von Seattle im US-Bundesstaat Washington kommen am 22. März mindestens 41 Menschen ums Leben, nachdem eine Schlammlawine in einem Flusstal Dutzende Häuser und Menschen unter sich begraben hatte. |
September 2013 | Die Hurrikane «Ingrid» und «Manuel» wüten in Mexiko. Eine Schlammlawine zerstört das Dorf La Pintada im Südwesten nahezu vollständig. Insgesamt kommen fast 160 Menschen ums Leben. |
Januar 2011 | Mehr als 900 Menschen sterben, als im bergigen Hinterland von Rio de Janeiro gewaltige Schlammlawinen ganze Ortschaften verwüsten. Es ist eine der schlimmsten Unwetterkatastrophen in der Geschichte des Landes. |
Dezember 2010 | Eine Geröll- und Schlammlawine verschüttet in Kolumbien in der Gemeinde Bello nördlich von Medellín mindestens 123 Menschen. Landesweit sterben noch deutlich mehr Menschen infolge von Hochwassern und Erdrutschen. |
August 2010 | In der Provinz Gansu im Nordwesten Chinas kostet eine Schlammlawine mehr als 1400 Menschenleben. Insgesamt sterben über 3200 Menschen bei Erdrutschen und Überschwemmungen in der Region. Grund soll die verstärkte Abholzung sein. |
Februar 2006 | Ein Erdrutsch auf der philippinischen Insel Leyte begräbt mehr als 1100 Menschen unter einer meterhohen Schlammschicht. Die Suche nach Überlebenden wird nach einer Woche eingestellt. |
Oktober 2005 | In Guatemala werden die beiden Ortschaften Panabaj und Tzanchaj mit 1400 Einwohnern nahezu vollständig unter einer riesigen Lawine aus Schlamm, Geröll und Trümmern begraben. Regenfälle nach dem Hurrikan «Stan» hatten das Erdreich gelöst. |