Ein in Israel inhaftierter Palästinenser wird befristet freigelassen, damit Klinikärzte seine Hirnschädigungen nach zwei Monaten Hungerstreik weiterbehandeln können.
Das oberste israelische Gericht entschied, den Haftbefehl vorübergehend ausser Kraft zu setzen, wie die israelische Zeitung «Haaretz» berichtete. Israels Staatsanwaltschaft hatte zuvor angekündigt, man werde den Palästinenser freilassen, sollten die Untersuchungen irreversible Hirnschäden bestätigen. Ihm wird vorgeworfen, Kontakt mit Terroristen gehabt zu haben.
Seit November ohne Anklage in Haft
Der seit November ohne offizielle Anklage inhaftierte Mann protestiert mit dem Hungerstreik gegen die sogenannte Administrativhaft. Diese ermöglicht es Israel, Terrorverdächtige sechs Monate ohne Anklage festzuhalten. Stimmt ein Militärrichter zu, kann die Haftanordnung unbegrenzt verlängert werden.
Der 31-jährige Anwalt aus dem Westjordanland liegt seit vergangener Woche auf der Intensivstation des Barsilai-Spitals in Aschkelon. Er hatte am Freitag das Bewusstsein verloren und wurde durch Flüssigkeits- und Salzzufuhr stabilisiert. Bislang verweigerten die Ärzte eine Zwangsernährung, die nach einer Gesetzesänderung in Israel zulässig wäre.
Furcht vor Unruhen
Laut seinen Anwälten wurde auch ausserhalb des Gerichts über neue Vorschläge verhandelt, die das Leben des 31-Jährigen retten könnten. Die israelischen Behörden fürchten, dass dessen Tod Unruhen auslösen könnte. Nach Angaben der Palästinensischen Autonomiebehörde bot die israelische Regierung zuletzt an, im November keine dritte Haftperiode zu beantragen, falls der Mann seinen Hungerstreik sofort abbreche. So könnte er am 3. November auf freien Fuss kommen.
Gegenwärtig werden fast 400 Palästinenser in israelischen Gefängnissen in Administrativhaft festgehalten.