Der Rücktritt von Papst Benedikt XVI., sein möglicher Nachfolger und das Konklave beschäftigen die Medien und Menschen auch im Libanon. Man schaue auch in Beirut auf Rom, sagt Bente Scheller, die Direktorin der Heinrich Böll Stiftung im Libanon. Im Land leben viele Christen, deshalb werde sehr genau mitverfolgt, was in Rom passiere.
Hoffen auf einen Papst aus dem Libanon
Doch nicht nur die Christen im Land interessieren sich für das Oberhaupt der Römisch-Katholischen Kirche: Als im vergangenen September Benedikt XVI. Beirut besuchte, haben man sich von allen Seiten sehr offen gezeigt, so Bente Scheller weiter. Sogar die radikalislamistische Hisbollah habe den Papst auf einem grossen Plakat willkommen geheissen.
Auch sei der Blick auf Rom kein strategischer: Im Libanon interessiere nicht so sehr, wer der beste Kandidat für das Papstamt sei, stellt die Deutsche fest. Vielmehr verknüpfe man das Interesse der Papstwahl mit Hoffnungen fürs eigene Land: «Die ganz grosse Hoffnung der libanesischen Christen liegt darauf, dass der neue Papst ein Libanese wird.» Tatsächlich ist mit Pierre Béchara Raï ein Kardinal an der Papstwahl beteiligt. Der Patriarch von Antiochia ist 73jährig und damit einer jener 115 Kardinäle, die den neuen Papst wählen – und zum Papst gewählt werden können.
Hoffen auf mehr Schutz vor Diskriminierung
Nicht nur die Maroniten (Christen) würden sich über einen libanesischen Papst freuen, ist Bente Scheller überzeugt. Schliesslich habe auch in Deutschland die «Wir-sind-Papst-Welle» zum nationalen Ego beigetragen. Die Wahl eines Libanesen zum Papst würde von allen Libanesen als wichtiger symbolischer Akt wahrgenommen und könnte den Dialog zwischen den Kulturen vorantreiben. Zudem erhofften sich Christen mehr Schutz vor Diskriminierungen im arabischen Raum.
Hoffen auf einen asiatischen Papst
Mit etwas mehr Distanz verfolgen die Menschen im fernöstlichen Taiwan das Geschehen in Rom. Ein grosser Teil der Bevölkerung folgt hier buddhistisch-taoistischen Traditionen. Zwar hätten viele Taiwaner von der Papstwahl gehört, sagt der in dem Land lebende Journalist Martin Aldrovandi. Man verstehe sie aber nicht so richtig und finde es eigentlich nicht so wichtig, wer schlussendlich gewählt werde.
Trotzdem ist das Konklave auch in Taiwan ein Thema. Immerhin sind rund 6,5 Prozent der 23 Millionen Einwohner Christen, also etwa 1,5 Millionen Menschen. Sie hoffen – zusammen mit allen Christen in Asien – auf einen Papst aus ihrer Weltgegend, wie der Journalist Aldrovandi beobachtet.
Ausserdem pflegt gerade Taiwan eine besondere Beziehung zum Vatikan: In Europa ist der Kirchenstaat das einzige Land, welches mit dem aus Sicht der Volksrepublik China abtrünnigen Taiwan diplomatische Kontakte pflegt.
Sowohl im Libanon als auch in Taiwan verbinden die Christen also grosse Hoffnungen mit der Papstwahl. Die Chancen, dass einer aus ihrer Region zum Pontifex Maximus gewählt wird, sind jedoch gering. Genau wissen wird man es aber erst, nachdem über der Sixtinischen Kapelle weisser Rauch aufgestiegen ist – und die Glocken im Vatikan die Wahl eines neuen Papstes verkünden.