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Rauswurf russischer Diplomaten «Das gegenseitige Unverständnis wird grösser»

Der Westen lässt ein diplomatisches Trommelfeuer auf den Kreml niedergehen. Die Einschätzung von SRF-Diplomatie-Experte Fredy Gsteiger.

Vierzehn EU-Staaten, die USA, die Ukraine und Kanada weisen zusammen Dutzende russische Diplomaten aus. Dies als Reaktion auf den Giftanschlag auf den ehemaligen Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter in Salisbury. Moskau bestreitet jede Verwicklung. Für Fredy Gsteiger, Diplomatischer Korrespondent von SRF, ist klar: Die Entfremdung zwischen Russland und dem Westen wächst durch die neuerliche Eskalation weiter.

Fredy Gsteiger

Fredy Gsteiger

Diplomatischer Korrespondent

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Fredy Gsteiger ist diplomatischer Korrespondent und stellvertretender Chefredaktor bei Radio SRF. Vor seiner Radiotätigkeit war er Auslandredaktor beim «St. Galler Tagblatt», Nahost-Redaktor und Paris-Korrespondent der «Zeit» sowie Chefredaktor der «Weltwoche».

SRF News: Wie üblich ist so ein koordiniertes diplomatisches Vorgehen?

Fredy Gsteiger: Es ist aussergewöhnlich. Gewöhnliche Ausweisungen von Diplomaten passieren zwar häufig. Es ist eigentlich ein niederschwelliges Instrument, damit ein Land seinen Unmut kundtun kann. Die Massnahme ist auch viel einfacher zu beheben als etwa Sanktionen. Nach ein paar Monaten, wenn Gras über die Sache gewachsen ist, lässt man die Diplomaten einfach wieder ins Land. Diesmal ist es aber sehr unüblich, dass es eine gemeinsame konzertierte Aktion sehr vieler westlicher Länder ist.

Die Kontakte werden erschwert, die Spannungen steigen tendenziell, die Distanzierung und das gegenseitige Unverständnis werden grösser.
Autor: Fredy Gsteiger Diplomatischer Korrespondent von SRF

Die Länder demonstrieren damit erstens Einigkeit. Der Westen leidet ja immer darunter, dass seine Einigkeit infrage gestellt wird. Oft zurecht. Der Westen zeigt damit zweitens, dass man den britischen Ermittlungen glaubt. Die jeweiligen Länder stützen sich ja ausschliesslich auf diese und haben keine eigenen Ermittlungen angestellt, soweit bekannt ist. Damit sagen die Länder, die russische Diplomaten ausweisen, auch: Wir glauben Russland nicht, das nach wie vor jede Verwicklung in den Giftanschlag dementiert.

Was haben diese Ausweisungen konkret für Auswirkungen. Gehen sie über das Symbolische hinaus?

Das Symbolische ist zunächst einmal das Wichtigste. Ob es mehr als Symbolik ist, wird davon abhängen, ob die Krise weiter eskaliert. Kommen zusätzliche Massnahmen, etwa Sanktionen? Und es wird davon abhängen, ob diese Rauswürfe von Diplomaten dauerhaft sind. Sollten sie dauerhaft sein, ist die Wirkung der Massnahmen mehr als nur symbolisch: Wenn es weniger Diplomaten gibt, gibt es auch weniger Kontakte und Beziehungen. Alles wird erschwert – egal ob im wirtschaftlichen, militärischen oder auch im kulturellen Bereich.

Und durch eine Schliessung des russischen Konsulats in Seattle, wie sie vorgesehen ist, wird es für Amerikaner schwieriger ein russisches Visum zu bekommen. Die Kontakte werden also erschwert, die Spannungen steigen tendenziell, die Distanzierung und das gegenseitige Unverständnis werden grösser.

Das Gespräch führte Isabelle Maissen.

Diese Länder haben russische Diplomaten ausgewiesen

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  • Albanien
  • Australien
  • Belgien
  • Dänemark
  • Deutschland
  • Estland
  • Finnland
  • Frankreich
  • Georgien
  • Grossbritannien
  • Irland
  • Italien
  • Kanada
  • Kroatien
  • Lettland
  • Litauen
  • Mazedonien
  • Moldawien
  • Montenegro
  • Niederlande
  • Norwegen
  • Polen
  • Rumänien
  • Schweden
  • Spanien
  • Tschechische Republik
  • Ungarn
  • Ukraine
  • USA
  • sowie die Nato

Stand: 29.3.2018

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