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Saatguttresor auf Spitzbergen Klimawandel bedroht die moderne Arche Noah

Hoch oben in der Arktis, auf der Inselgruppe Spitzbergen, ist vor zehn Jahren der weltweit erste Saatguttresor eingeweiht worden. Er gilt als eine Art Lebensversicherung für Nutzpflanzen aus der ganzen Welt.

Im Fall einer weitreichenden Zerstörung sollen die Samen im Tresor den Menschen einen Neuanfang ermöglichen. Nun droht dieser sogenannten modernen Arche Noah aber Ungemach – wegen des Klimawandels.

Standort ist kein Zufall

Die schwere Stahltür zur modernen Arche Noah öffnet sich nur wenige Male pro Jahr, wenn neue Proben von Nutzpflanzen hinterlegt oder aber befindliche abgeholt werden. Unterdessen lagern mehr als eine Million Samenproben aus über hundert Ländern – vom Sonnenblumenkern bis hin zur Wasserbrotwurzel – in der Samenbank. Zudem gibt es fast zweitausend verschiedene Weizensorten.

Der Saatguttresor befindet sich auf der arktischen Inselgruppe Spitzbergen, auf halbem Weg zwischen dem Nordkapp und dem Nordpol. Der Standort dieser global bislang einmaligen Samenbank ist kein Zufall, sagt der Forschungsleiter der Spitzbergen-Universität UNYS, Arne Aalberg.

Internationaler Schutz

«Spitzbergen hat die idealen Voraussetzungen für einen solchen Tresor», so Aalberg. «Es hat trotz seiner abgelegenen Lage gute Verkehrsverbindungen, geniesst einen besonderen internationalen Status und kennt den für die langfristige Lagerung notwendigen Permafrost im Boden.»

Hier, fast 2500 Kilometer nördlich der norwegischen Hauptstadt Oslo, leben heute gerade einmal knapp 3000 Menschen auf einer Fläche von über 60'000 Quadratkilometern. Wegen des internationalen Abkommens zu Spitzbergen – das auch von der Schweiz ratifiziert worden ist – geniesst die Inselgruppe besonderen internationalen Schutz und kann von keinem Land einseitig für die eigenen Interessen genutzt werden.

Wasser dringt in Anlage ein

Das nutzt auch dem Ansehen des Saatguttresors, der 150 Meter unter der Oberfläche, aber immer noch fast 100 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Das sind die idealen Voraussetzungen dafür, dass hier die Proben für sehr lange Zeit sicher gelagert werden können.

So war es zumindest gedacht. In den letzten Jahren ist im Eingangsbereich des Tresors immer wieder Wasser eingedrungen. Dies als Folge eines rasanten Klimawandels, der gerade auch auf Spitzbergen zu spüren ist, wie Aalberg sagt.

Permafrost soll in 300 Jahren noch Bestand haben

«Der Klimawandel hat uns hier oben besonders stark zugesetzt. Das merken wir an den heute fast eisfreien Wintern», so Aalberg. Die Samenproben werden im 18 Grad kalten Permafrost gelagert. Bedroht seien sie deshalb vorerst nicht, sagt Aalberg.

«Probleme gab und gibt es nur im Eingangsbereich und dem mehrere hundert Meter langen Zugangsstollen», betont der Forschungsleiter. Denn auch bei einem Fortgang des Klimawandels wird der Permafrost in der Tiefe in 300 Jahren noch Bestand haben.

Bürgermeister will ausbauen

Der Eingangsbereich des kostbaren Bunkers soll nun umgebaut und verstärkt werden. Im Rathaus von Spitzbergens Hauptort Longyearbyen ist Bürgermeister Arild Olsen zuversichtlich, dass seine kleine Stadt gleich unterhalb des Nordpols die besondere Rolle als moderne Arche Noah nicht nur behalten, sondern noch ausbauen kann.

«Hier in Longyearbyen leben Menschen aus über 50 Staaten, die gemeinsam einen wichtigen Beitrag für diesen Planeten leisten können», ist Olsen überzeugt.

Einsatz von Samen in Syrien

Wie ein solcher Beitrag konkret aussehen kann, zeigte sich unlängst am Beispiel der im syrischen Bürgerkrieg zerstörten Saatgutbank von Aleppo.

Noch vor dem Krieg war eine fast identische Auswahl von Nutzpflanzenproben nach Spitzbergen gebracht worden. Mit diesen kann nun die biologische Vielfalt im kriegsversehrten Syrien wieder aufgebaut werden. Zum ersten Mal hat der Saatguttresor damit bewiesen, dass er den inoffiziellen Namen der modernen Arche Noah verdient.

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