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Prozess gegen Kapitän Schettino
Aus 10 vor 10 vom 17.07.2013.
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International Schettinos Anwälte bieten einen Deal an

Ein landesweiter Streik der Anwälte hatte Kapitän Francesco Schettino rund eine Woche Aufschub verschafft – nun geht der Prozess um die Havarie der «Costa Concordia» weiter. Mit raschen Entscheiden ist jedoch nicht zu rechnen.

Der Prozess um die Katastrophe der «Costa Concordia» hatte seinen Auftakt vor rund einer Woche – doch nach nur 20 Minuten war bereits alles vorbei. Der Richter konnte gerade noch verlesen, was man in einem italienischen Gerichtssaal nicht darf – da erklärte ein Verteidiger Schettinos, dass er sich dem landesweiten Streik seiner Advokaten-Gilde anschliesse.

Der Prozess im eigens dafür umfunktionierten «Teatro Moderno» von Grosseto wurde auf heute Mittwoch vertagt, kommt aber nur langsam in Fahrt.

Schettino nicht verantwortlich für die Fehler anderer

Hunderte Medienvertreter aus aller Welt sind vor Ort, dazu kommen Überlebende des Unglücks und Angehörige der 32 Opfer. Sie alle wollen Gerechtigkeit für die Betroffenen.

Francesco Schettino (r.) mit seinen Anwälten.
Legende: Die Taktik von Schettino (r.) und seinen Anwälten: Teilschuld anerkennen, dafür eine geringere Haftstrafe. Reuters

Der Kapitän selbst hatte zuvor im Gespräch mit der Tageszeitung «Il Messaggero» den Medienrummel rund um das Verfahren beklagt: «Das ist nicht irgendein Dorffest, das ist ein Prozess. Menschen starben und ein Mann will versuchen, sich zu erklären.» Er zeigte sich überzeugt, dass die «Wahrheit ans Licht» kommen werde.

Seine Anwälte forderten inzwischen, ihren Mandanten nicht für die Fehler seiner Crew zur Rechenschaft zu ziehen. Jurist Domenico Pepe betone, Schettinos einziger Fehler sei es wahrscheinlich gewesen, zu sehr der Crew vertraut zu haben. Deshalb beantragte die Verteidigung eine ausgehandelte Strafe von drei Jahren und fünf Monaten. Im Gegenzug würde Schettino einen Teil der Schuld anerkennen. Mit einem solchen Versuch waren sie in den Voranhörungen schon gescheitert.

Staatsanwaltschaft: Mitschuldig am Tod von 32 Menschen

Die Liste der Vorwürfe gegen den 52-Jährigen aus dem Ort Meta di Sorrento bei Neapel ist lang: Ihm werden unter anderem fahrlässige Tötung und Körperverletzung, Havarie und das Verlassen des Schiffes vor Ende der Evakuierung vorgeworfen.

Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft war Schettino mitschuldig daran, dass die «Costa Concordia» mit rund 4200 Menschen an Bord am 13. Januar 2012 zu nah an die Toskana-Insel Giglio heransteuerte. Das Schiff fuhr auf einen Felsen, wurde aufgeschlitzt und kenterte, 32 Menschen starben.

Für die Tragödie um die Havarie der «Costa Concordia» fand Unglückskapitän Francesco Schettino viele Erklärungen: Er fiel in ein Rettungsboot, der Steuermann verstand seine Anweisungen nicht und der Felsen war auf keiner Karte verzeichnet. Sich selbst sieht er jedoch nicht als Hauptschuldigen, weist die Verantwortung von sich. Sein Anwalt will eine gütliche Einigung anstreben.

Noch viele offene Fragen

In den Voranhörungen mussten sich fünf weitere Beschuldigte verantworten – darunter auch der Steuermann, dem Schettino vorgeworfen hatte, seine Anweisungen nicht verstanden zu haben. Alle fünf einigten sich allerdings mit der Anklage auf Verhandlungen über das Strafmass, die eine Verurteilung ohne Prozess ermöglichen. Das Gericht will am 20. Juli über die Absprachen entscheiden. Die Verteidigung sowie viele Anwälte der Opfer betitelten diese Absprachen als Skandal. Es sei ungerecht, dass Personen, die schwere Schuld haben, «quasi ohne Strafe davonkommen», so deren Meinung.

Die Verteidigung hofft auf ein Urteil im ersten Halbjahr 2014. Angesichts von mehr als 400 Zeugen und einer langen Liste von Nebenklägern könnte sich der Prozess jedoch lange hinziehen.

Auch viele Fragen sind noch offen und müssen geklärt werden: Warum rammte die «Costa Concordia» den Felsen? War der Kapitän Schuld an der Havarie? Oder führte eine Fehlerkette zu der Katastrophe? Hätten mehr Menschenleben gerettet werden können? Das Verfahren gegen Schettino könnte zu einem Mammutprozess werden und sich über mehrere Monate oder sogar Jahre hinziehen.

Bergung geht ins Tuch

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Ein Kreuzfahrtschiff liegt im Meer.
Legende: reuters

Die «Costa Concordia» liegt immer noch vor der italienischen Insel Giglio. Die Bergung wird voraussichtlich ca. 500 Millionen Euro kosten. Rund 500 Spezialisten arbeiten rund um die Uhr, um das Wrack zu bergen. Den Plänen zufolge soll der 290-Meter-Koloss Anfang September aufgerichtet und im Frühjahr 2014 in einen Hafen geschleppt werden.

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