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Trauer um Nelson Mandela ANC: Als Terroristen gejagt, als Friedensstifter geehrt

Erst 1994 wurde der Afrikanische Nationalkongress (ANC) offiziell als Partei zugelassen. Die Bewegung, in der Nelson Mandela eine zentrale Rolle spielte, blickt aber auf eine lange Geschichte zurück.

Von der Gründung 1912 bis zur Wahl 1994 war der ANC eine ausserparlamentarische Befreiungsorganisation. Sie kämpfte offen und geheim gegen die Unterdrückung der Schwarzen. Seine Mitglieder wurden vom Apartheidsregime als «Kommunisten und Terroristen» gejagt, gefoltert und ermordet.

Porträts der Anti-Apartheitskämpfer Oliver Tambo, Walter Sisulu and Nelson Mandela in einem Gebäude in Soweto.
Legende: Porträts der Anti-Apartheitskämpfer Oliver Tambo, Walter Sisulu and Nelson Mandela in einem Gebäude in Soweto. Reuters

1912 gegründet

Nach seiner Gründung schlug der ANC jahrzehntelang zunächst moderate Töne an. Die Führer gaben sich gemässigt, glaubten an die Überzeugungskraft des Wortes und hofften auf die Einsicht der Weissen.

Für diese Politik stand der von 1940 bis 1949 amtierende ANC-Präsident A.B. Xuma, der sich mit dem weissen Establishment nicht anlegen wollte – nicht zuletzt aus Angst um seine florierende Arzt-Praxis.

Der Wahlsieg der extrem rassistischen Nationalen Partei (NP) unter Führung des ehemaligen Geistlichen Daniel Malan im Jahr 1948 führte beim ANC jedoch zu einer Radikalisierung und damit waren auch Xumas Tage gezählt.

«Missachtungskampagne»

Es folgte die «Missachtungskampagne», die bewusst Apartheidsgesetze verletzte und die Inhaftierung Tausender von ANC-Aktivisten provozierte. «He, Malan! Öffne die Gefängnistore. Wir wollen hinein», sangen die Teilnehmer.

Die Kampagne wurde zum Erfolg, die lähmende Angst vor dem Gefängnis geringer. Unter den Inhaftierten war auch der Organisator der Aktion – Nelson Mandela. Gegen die Vision der Nationalisten «Die wit man moet altyd baas wees» (Der weisse Mann muss immer Boss bleiben) setzte der ANC im Jahr 1955 auf die wegweisende «Freedom-Charta». Gleiche Rechte für alle – freie Wahlen, so der Tenor.

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Unermüdlich für seine Ideale eingesetzt
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Zugleich plädierte der ANC in der Charta dafür, dass «die Banken und Monopolindustrie als Ganzes in den Besitz des Volkes übergehen». Der ANC war aber nach Worten Mandelas nie kommunistisch. «Die Kommunistische Partei sucht die Klassenunterschiede zu betonen, während der ANC sie auszugleichen sucht», sagte er später im Rückblick vor dem Gericht, das ihn zur einer lebenslangen Haftstrafe verurteilen sollte. Dem ANC ging es nicht vordergründig um die Änderung des Wirtschaftssystems, sondern vielmehr darum, den monolithischen Block der diskriminierenden Apartheid zu sprengen.

«Speer der Nation»

Das Leben Mandelas

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Zwischen Gefängnis und Friedensnobelpreis: Der interaktive Zeitstrahl zeigt die wichtigsten Lebensstationen von Nelson Mandela im Rückblick.

Zu diesem Zweck gründete Mandela nach dem Verbot des ANC im Jahr 1960 den bewaffneten Arm der Organisation «Umkhonto We Sizwe» (Speer der Nation, kurz: MK). «Das war ein schicksalhafter Schritt. Von nun an würde der ANC eine andere Organisation sein», schrieb Mandela in seiner Biografie «Der lange Weg zur Freiheit».

Auf das Konto der MK-Kämpfer gingen in der Nachfolgezeit zahlreiche Sprengstoffanschläge. Als die Sicherheitskräfte die MK-Zentrale im Stadtteil Rivonia im Norden Johannesburgs im Juli 1963 entdeckten, wurde fast die gesamte ANC-Führung verhaftet, vor Gericht gebracht und im sogenannten «Rivonia-Prozess» zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt.

Friedensnobelpreis für Mandela und de Klerk

Erst 27 Jahre später, am 11. Februar 1990, wurde Mandela aus dem Gefängnis entlassen, nachdem kurz zuvor auch das ANC-Verbot aufgehoben worden war. 1993 wurde Mandela in Oslo als zweiter ANC-Präsident nach Häuptling A.J. Luthuli im Jahr 1960 mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Die Auszeichnung teilte sich Mandela mit dem südafrikanischen Präsidenten Willem de Klerk, dessen Nationale Partei dem ANC 1948 den Weg zum Radikalismus wies.

Die jüngere Vergangenheit des ANC ist weniger schillernd. Als Regierungspartei gelang es ihm nicht, drängende Probleme des Landes in den Griff zu bekommen. Die Armut im Land ist gross, etwa ein Viertel der Bevölkerung lebt von staatlicher Unterstützung. Offiziell ist jeder vierte Südafrikaner ohne Job, tatsächlich dürfte die Arbeitslosigkeit aber bei bis zu 40 Prozent liegen.

Spaltung des ANC

Auch innerhalb des ANC kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Zerwürfnissen. Vor allem Reibereien mit dem langjährigen Staatspräsidenten und ANC-Chef Thabo Mbeki zehrte an der Substanz der Partei. Mbeki wurde 2007 als ANC-Chef und 2008 auch als Präsident gestürzt. Beide Ämter übernahm der umstrittene Jacob Zuma.

Unter Zuma kam es 2008 zur Spaltung der Partei. Anhänger seines Vorgängers Mbeki gründeten die neue Partei Volkskongress (Cope). Deren Einfluss ist bislang gering. Kritiker werfen der Partei vor, abgesehen von ihrer Kritik am ANC kein Programm zu haben.

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