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Fredy Gsteiger: «Die kleinen Atombomben machen die Welt nicht sicherer»
Aus Echo der Zeit vom 05.02.2018.
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Trumps Nuklearstrategie «Kleine Atombomben sind besonders heimtückisch»

Die USA wollen ihr Atomarsenal erweitern – so steht es in einem Bericht des Pentagons zur künftigen Nuklearstrategie der USA. Die Regierung unter Donald Trump will neue Atomwaffen von kleinerer Sprengkraft. Sie können sehr viel flexibler eingesetzt werden, wie SRF-Sicherheitsexperte Fredy Gsteiger weiss.

SRF: Um welche Atomwaffen geht es genau?

Fredy Gsteiger: Es geht um «kleine Atombomben», die zum Teil auch auf U-Booten stationiert werden sollen. Allerdings ist der Begriff «mini nukes» eine Verharmlosung. Denn diese «kleinen Atombomben» haben eine Sprengkraft von etwa 20 Kilotonnen. Das ist weit mehr als seinerzeit etwa die Bomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki hatten.

Zu welchem Zweck werden diese Waffen eingesetzt?

Grosse Atombomben sind ja ein Stück weit Prestigewaffen oder politische Waffen. Es sind strategische Atomwaffen, die der Abschreckung dienen – mit der Idee, dass man sie gar nie einsetzen muss, weil die Wirkung derart zerstörerisch wäre. Bei den kleinen Atombomben ist das anders. Hier geht es tatsächlich zumindest um die Idee, sie unter bestimmten Umständen tatsächlich einzusetzen. Das macht sie besonders tückisch.

Sowohl die USA als auch Russland haben schon so viele Atombomben, dass sie sich mehrfach gegenseitig vernichten könnten.

Laut den USA ist der Entscheid zum Kauf kleinerer Atomwaffen eine Reaktion auf Russland, welches solche Bomben seit längerem schon besitzt. Ist diese Begründung nachvollziehbar?

Die Begründung ist in einem Punkt nachvollziehbar: Es ist in der Tat so, dass Russland immer schon eine grössere Zahl an sogenannten taktischen oder eben kleineren Atomwaffen besass und sie in den letzten Jahren modernisiert hat. Die Vereinigten Staaten haben auch solche Waffen. Sie sind hauptsächlich in Nato-Ländern stationiert. Aber es sind nur sehr wenige, etwa 150 an der Zahl.

Nicht nachvollziehbar ist die Begründung aber, wenn man sich die Frage stellt: Wird die Welt dadurch in irgendeiner Weise sicherer? Diese Frage lässt sich ganz klar mit Nein beantworten. Sowohl die USA als auch Russland haben ohnehin so viele Atombomben, dass sie sich mehrfach gegenseitig vernichten könnten.

Ist es eine scheinheilige Argumentation, wenn Russland sagt, mit diesem Aufrüsten senkten die USA die Schwelle für einen Nukleareinsatz?

Nein, diese Argumentation der Russen ist grundsätzlich richtig. Je mehr verschiedene Atombomben es für verschiedene Einsatzszenarien und Reichweiten gibt, desto grösser die Wahrscheinlichkeit, dass eine davon irgendwann mal eingesetzt wird. Nicht recht haben die Russen insofern, dass sie dieses Aufrüsten ebenfalls betreiben.

Der Entscheid der USA senkt die Hemmschwelle für den Einsatz von Atomwaffen.

Inwiefern verändert der Entscheid zum Aufrüsten weltweit die Machtverhältnisse?

Eigentlich verändert es die geostrategischen Machtverhältnisse der wichtigen Mächte nicht. Es senkt jedoch die Hemmschwelle für den Einsatz von Atomwaffen – und das wiederum macht die Welt noch unsicherer. Man muss aber auch sagen, bereits Ex-Präsident Barack Obama hat Gelder gesprochen, um nuklear aufzurüsten. Das ist kein Kind von Donald Trump, auch wenn seine Regierung das nun weitertreibt.

Fredy Gsteiger

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Der diplomatische Korrespondent ist stellvertretender Chefredaktor bei Radio SRF. Vor seiner Radiotätigkeit war er u.a. Nahost-Redaktor und Paris-Korrespondent der «Zeit» sowie Chefredaktor der «Weltwoche».

Das Gespräch führte Simone Hulliger.

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