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USA setzen bei Grönland nun auf Diplomatie
Aus Echo der Zeit vom 22.07.2020. Bild: Reuters
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US-Besuch in Dänemark «Die USA sehen sich wieder als arktische Grossmacht»

Vor knapp einem Jahr wollte US-Präsident Donald Trump Grönland kaufen – die Idee sei absurd, liess die dänische Regierung bescheiden. Trump reagierte pikiert und sagte einen geplanten Staatsbesuch in Dänemark ab. Die Aussage der dänischen Premierministerin Mette Frederiksen sei niederträchtig, «nasty», sagte Trump.

Jetzt hat US-Aussenminister Mike Pompeo in Kopenhagen Frederiksen getroffen. Das Eis zwischen den USA und Dänemark sei am Schmelzen, sagt SRF-Noreuropamitarbeiter Bruno Kaufmann.

Bruno Kaufmann

Bruno Kaufmann

Nordeuropa-Mitarbeiter

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Bruno Kaufmann berichtet seit 1990 regelmässig für SRF über den Norden Europas, von Grönland bis Litauen. Zudem wirkt er als globaler Demokratie-Korrespondent beim internationalen Dienst der SRG mit.

SRF News: Sind die USA immer noch an Grönland interessiert?

Bruno Kaufmann: Das schon – aber nicht mehr an einem Kauf. Künftig sind die USA in Grönland aber mit einem Konsulat präsent. Sie haben finanzielle Unterstützung angeboten und wollen den Betrieb ihres Luftwaffenstützpunkts in Thule besser mit den Dänen abstimmen, damit auch sie davon profitieren können.

Washington versucht also auf diplomatischem Weg, an die grönländischen Rohstoffe zu kommen?

Das kann man so sagen. Die USA sehen sich jetzt erstmals wieder als richtige arktische Grossmacht. Es ist dies nicht zuletzt eine Reaktion auf die Rivalen Russland und China, die in der Arktis stark präsent sind.

Auf der Nordost-Passage halbiert sich die Seestrecke zwischen Europa und Asien.

Das hängt sicher mit den Rohstoffen zusammen, aber auch mit den Seefahrtswegen. So tut sich die Nordost-Passage wegen des abschmelzenden Eises infolge des Klimawandels immer mehr auf. Kann man sie befahren, halbiert sich die Seestrecke zwischen Europa und Asien.

Frederiksen und Pompeo.
Legende: Mette Frederiksen empfängt US-Aussenminister Mike Pompeo. Reuters

Interesse zeigen die USA auch an den ebenfalls zu Dänemark gehörenden Färöer-Inseln. Hier geht es aber vor allem um die enge Zusammenarbeit der Färöer mit dem chinesischen Technologiekonzern Huawei – was den USA nicht passt. Wie positioniert sich Kopenhagen dazu?

Die dänische Regierung versucht sich da herauszuhalten. Die Färöer bestimmen selber, mit wem sie beim Mobilfunkstandard 5G zusammenarbeiten wollen. Ausserdem hat das dortige Telekomunternehmen erst gerade bekannt gegeben, dass man künftig nicht mehr mit Huawei zusammenarbeiten werde.

Erstmals haben Grönland und die Färöer auf Augenhöhe mit dem US-Aussenminister verhandelt.

Grönland und die Färöer sind autonome dänische Gebiete. Pompeo traf in Kopenhagen auch deren politische Vertreter. Welche Interessen verfolgen die beiden Gebiete im Verhältnis zu den USA?

Für beide geht es um die Stärkung der Eigenständigkeit, auch auf dem aussenpolitischen Parkett. Handelspolitisch sind sie bereits weitgehend selbständig, auch wenn sie via Dänemark mit der EU verbunden sind. Das Treffen mit Pompeo kann sicher als diplomatischer Durchbruch gewertet werden. Erstmals haben sie auf Augenhöhe mit dem amerikanischen Aussenminister verhandelt. Das wiederum wird in Dänemark nicht ausschliesslich positiv gesehen.

Man ist jetzt nicht mehr so zerstritten wie vor einem Jahr, als Trump Grönland kaufen wollte.

Wie wichtig sind für Dänemark gute Beziehungen zu den USA?

Beide Seiten betonten heute, wie gut die Beziehungen seien. Dänemark war eines jener Länder, welche den umstrittenen Irak-Feldzug von US-Präsident George W. Bush von Anfang an unterstützt hatten. Entsprechend sieht sich Dänemark als ganz enger Vertrauter der USA. In den letzten Jahren gab es aber immer wieder Dissonanzen. Sie betreffen neben den Arktisfragen auch die Klimapolitik. Was die Arktis betrifft, hat man heute die Hand ausgestreckt. Man ist jetzt nicht mehr so zerstritten wie vor einem Jahr, als Trump Grönland kaufen wollte.

Das Gespräch führte Roger Brändlin.

Echo der Zeit, 22.7.2020, 18:00 Uhr ; 

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