US-Wahlen 2024 - Schweiss und der Oops!-Moment: So brutal können TV-Duelle sein
Eine falsche Antwort. Eine kleine Unsicherheit. Starkes Schwitzen oder ein arrogantes Lächeln. Oder nur ein falscher Blick: You're out! In den TV-Duellen der US-Präsidentschaftskandidaten kommt es auf jedes Detail an. Ein Rückblick auf einige der denkwürdigsten Momente.
Am 26. September 1960 heisst es Richard Nixon gegen John F. Kennedy. Es ist das erste TV-Duell überhaupt, das live übertragen wird. Für den Republikaner Nixon läuft es miserabel. Er kommt gerade aus dem Spital, ist geschwächt von einer Grippe, wirkt hager, schwitzt stark. Der Demokrat John F. Kennedy dagegen ist braungebrannt, selbstsicher, voller Charme und Energie. Kennedy gewinnt die Wahl. Meinungsforscher finden später heraus: Wer die Rede am TV gesehen hatte, sah Kennedy als Sieger. Wer sie am Radio hörte, sah Nixon vorne.
Der Mann im Weissen Haus heisst 1976 Gerald Ford. Sein Gegner ist der Demokrat Jimmy Carter. Das erste Duell entscheidet Ford für sich. Doch beim zweiten leistet er sich einen groben Fehler, als er mit ernster Miene in die Kamera sagt: «Es gibt keine Vorherrschaft der Sowjetunion in Osteuropa, und unter der Regierung Ford wird es auch nie eine geben.» Natürlich weiss Ford, dass die Sowjets in Osteuropa die Hausmacht sind. Er hat es bloss rhetorisch monumental verpatzt. Seine Erklärungsversuche, wie es gemeint war, machen die Sache nur noch schlimmer. Die Peinlichkeit geht um die ganze Welt. Ford verliert die Wahl.
Kommt jünger immer besser an? Sollte der damals 56-jährige Demokrat Walter Mondale darauf gehofft haben, wird er von Präsident Ronald Reagan im Wahlkampf 1984 eines Besseren belehrt. Aber sowas von. Der 73-jährige Reagan meint auf die Frage des Moderators, ob er nicht einfach zu alt sei: «Altersfragen mache ich nicht zum Thema. Ich werde die Jugend und die Unerfahrenheit meines Gegners nicht ausschlachten!» Diskussion beendet. Reagan wird wiedergewählt. Trotz seines Alters.
Michael Dukakis: Harte Frage, ungeschickte Antwort
Wahlkampf 1988. Die Frage von Bernard Shaw an den Demokraten Michael Dukakis ist vielleicht nicht fair. Die Antwort – trotzdem schlecht. Ob er, Michael Dukakis, für die Todesstrafe wäre, wenn seine Frau Kitty vergewaltigt und ermordet würde, fragt Shaw. Und was macht Dukakis? Verzieht keine Miene und antwortet mit einer Unbeteiligtheit, als ob es darum ginge, zwischen einem weissen und einem blauen Hemd zu wählen: «Ich wäre dagegen. Und ich denke sie wissen, dass ich mein ganzes Leben schon gegen die Todesstrafe war.» Fazit: Überlegt und gefasst ist gut. Aber Dukakis verpasst den Moment, wo Emotionen am Platz gewesen wären. Er verliert die Wahl gegen George H.W. Bush.
Wieso bloss? Wieso bloss schaut Präsident George H.W. Bush an jenem 15. Oktober 1992 vor laufenden Kameras auf die Uhr? Hat er Besseres zu tun? Andere Termine vielleicht? Oder doch nur Langeweile? Wir wissen es nicht. Doch seine Zeit im Weissen Haus läuft wenig später ab. Bush Senior holt bei der Wahl magere 168 Wahlmänner-Stimmen. Der neue Hausherr an der 1600 Pennsylvania Avenue heisst Bill Clinton.
Was geht gar nicht in einer TV-Debatte? Al Gore hat das im Jahr 2000 durchexerziert. Dauernd den Kopf schütteln zum Beispiel. Hörbar stöhnen, wenn der Gegner – in diesem Fall George W. Bush – spricht (auch wenn man Recht hat). Oder auf den Kontrahenten zugehen, in einem missglückten Versuch, ihn damit einzuschüchtern. Die unbezahlbare Reaktion Bushs: ein simples Nicken. Ob das Gore die Wahl kostete? Unklar. Aber am Ende machen ein paar wenige Stimmen aus Florida den Unterschied. Der neue Präsident heisst George W. Bush
Es ist zwar «nur» eine Debatte unter Republikanern. Diesen Moment im November 2011 wird Rick Perry aber vermutlich nie vergessen. Da will er doch präsidial-energisch aufzählen, welche Behörden er als Präsident abschaffen will. Nummer 1: kommt wie aus der Kanone geschossen. Nummer 2: auch. Doch was war Nummer 3? Ja, was bloss?! Das totale Blackout. Aber Hand aufs Herz: Wem ist das nicht schon mal passiert?
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