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Trump dreht WHO Geldhahn zu
Aus Tagesschau vom 15.04.2020.
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USA stoppen Beitragszahlungen Trump dreht den Geldhahn für die WHO zu

  • Mitten in der Coronavirus-Krise verfügt US-Präsident Donald Trump einen Beitragszahlungsstopp an die Weltgesundheitsorganisation (WHO).
  • Trump macht die Organisation für die Vielzahl an Toten mitverantwortlich.
  • Durch das Vertrauen der WHO in Angaben aus China habe sich die Epidemie dramatisch verschlimmert und weltweit verbreitet.
  • Noch im Januar hatte er selbst China dafür gelobt, wie es mit dem Ausbruch der Epidemie im eigenen Land umgehe.

Fast zehn Minuten lang trug Trump seine vernichtende Kritik im Rosengarten des Weissen Hauses an die Adresse der WHO vor. Seine Regierung werde in den kommenden 60 bis 90 Tagen prüfen, welche Rolle die WHO bei der «schlechten Handhabung und Vertuschung der Ausbreitung des Coronavirus» gespielt habe. So lange lägen die Zahlungen der USA an die WHO auf Eis.

«Eine der gefährlichsten und kostspieligsten Entscheidungen der WHO war die katastrophale Entscheidung, sich gegen Reisebeschränkungen aus China und anderen Ländern auszusprechen», sagte er. «Zum Glück war ich nicht überzeugt und setzte Reisen von China aus und habe damit unzählige Leben gerettet. Tausende und Abertausende Menschen wären gestorben.»

Ende Januar verhängten die USA ein Einreiseverbot für ausländische Reisende aus China. Andere Länder hätten die Empfehlungen der WHO dagegen befolgt und damit «die weltweite Pandemie beschleunigt». Trump sprach von einer grossen Tragödie und verpassten Chance in der ersten Zeit.

Drohende soziale und wirtschaftliche Folgen

Die WHO hatte Handels- und Reisebeschränkungen in der Krise unter anderem mit Verweis auf die drohende Unterbrechung von benötigten Hilfstransporten und wegen negativer sozialer und wirtschaftlicher Auswirkungen auf betroffene Länder nicht offiziell empfohlen.

Falscher Zeitpunkt für Kritik

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Legende: Keystone

UNO-Generalsekretär António Guterres verurteilte Trumps Entscheidung. Es sei «nicht die Zeit, Ressourcen für die Anstrengungen der WHO oder irgendeiner anderen humanitären Organisation im Kampf gegen das Virus zu reduzieren», erklärte er. Das Virus und «seine erschütternden Konsequenzen» müssten gemeinschaftlich gestoppt werden. Der UNO-Chef hatte die Arbeit der WHO vergangene Woche ausdrücklich verteidigt – aber auch eine Untersuchung zu späterer Zeit in Aussicht gestellt.

Damit nicht genug der Belehrung: Die WHO habe es versäumt, die Angaben der chinesischen Regierung kritisch und zeitnah zu überprüfen, kritisierte Trump weiter. Stattdessen habe sie Chinas Zusicherungen für bare Münze genommen und das Land gar für seine «sogenannte Transparenz» gelobt.

Die späte Erklärung einer gesundheitlichen Notlage durch die WHO habe «wertvolle Zeit gekostet». Mit einem schnelleren und entschlosseneren Einschreiten hätte die Epidemie mit wenigen Toten auf ihren Ursprungsort begrenzt werden können, behauptete Trump weiter. «Das hätte Tausende Leben gerettet und weltweiten wirtschaftlichen Schaden verhindert.»

Ablenkungsmanöver mit Sündenbock

Bei seiner Medienkonferenz holten Trump auch eigene Aussagen aus der jüngeren Vergangenheit wieder ein. Er hatte den Umgang Chinas mit dem Ausbruch in einem Tweet vom 24. Januar selbst ausdrücklich gelobt.

Trauriger Rekord

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In den USA gab es der Johns-Hopkins-Universität zufolge bis Dienstagabend (Ortszeit) rund 600'000 bekannte Infektionen. Rund 25'000 Menschen sind demnach infolge der Infektion in den USA ums Leben gekommen. Innerhalb von 24 Stunden sind zudem so viele Menschen in den USA wegen des Virus gestorben wie noch nie zuvor. Die Experten der Universität verzeichneten 2228 Todesfälle. Der vorherige Höchstwert war mit 2108 Toten am vergangenen Freitag erreicht worden.

Die WHO ist für Trump ein willkommener Sündenbock. In der Corona-Krise ist er selbst erheblich unter Druck geraten. Der Republikaner hatte die Gefahr des Coronavirus öffentlich lange heruntergespielt. Nun wird ihm vorgeworfen, zu zögerlich auf den Ausbruch reagiert zu haben, sodass die USA weitestgehend unvorbereitet von der Epidemie getroffen wurden.

Die in Genf ansässige WHO ist die wichtigste Sonderorganisation der Vereinten Nationen im Gesundheitsbereich. Ihr Budget besteht nach eigenen Angaben zu weniger als einem Viertel aus den Jahresbeiträgen der Mitgliedsstaaten. Die USA sind mit 120 Millionen Dollar im Jahr der grösste Zahler – Chinas obligatorischer Anteil beträgt nur etwa die Hälfte.

Es ist möglich, dass andere Länder den Betrag kompensieren, sollten die USA die Gelder nicht wieder freigeben. Grösser ist wohl der politische Schaden.

SRF 4 News, 15.04.2020, 01:00 Uhr;

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