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Der lange Kampf der Aborigines Die Ureinwohner haben genug von Unrecht und Rassismus

Vor 50 Jahren hat Australien die Verfassung geändert. Gerechtigkeit für Aborigines herrscht aber noch lange nicht.

Das wegweisende Referendum von 1967 anerkennt die Existenz der indigenen Bevölkerung Australiens. Es gab damals nicht nur eine Verfassungsänderung, sondern auch eine Volkszählung, bei der sie Aborigines erstmals als Bürger Australiens anerkannt wurden. Laut Überlieferung von einigen Historikern galten sie zuvor als «Flora und Fauna». Heute sind sie aber noch immer stark benachteiligt.

«1967 wurden wir gezählt. 2017 verlangen wir, gehört zu werden», fordert der Aborigine-Älteste Megan Davis in einer emotionalen Rede, die in Radio und Fernsehen ins ganze Land übertragen wurde. Australische Ureinwohner haben genug von Unrecht und Rassismus. Sie wollen Anerkennung nicht nur auf dem Papier, sondern im Alltag. Zum Jubiläum trafen sich die Vertreter der verschiedenen Stämme Australiens zu einer mehrtägigen Versammlung in der Mitte des Kontinents, beim ihnen heiligen Berg Uluru.

Das meistinhaftierte Volk der Welt

Die rund halbe Million indigenen Australier sind noch immer die am stärksten benachteiligte Bevölkerungsgruppe des Landes. Ureinwohner sterben im Durchschnitt 10 Jahre früher. Sie leiden häufiger unter vermeidbaren Krankheiten wie chronischen Ohrentzündungen, die in vielen Fällen zu Taubheit führen. Auch die Arbeitslosigkeit ist überdurchschnittlich hoch. Und sie sind das am häufigsten inhaftierte Volk der Welt.

Die Gründe für die Situation sind ebenso vielfältig wie komplex: Völkermord durch die ersten weissen Siedler, Krankheiten, Landdiebstahl, Zwangsentfernung von Kindern von ihren Eltern, chronische Benachteiligung oder Rassismus. Zwei Jahrhunderte der Entwurzelung, des Verlustes von Boden, von Kultur und von Heimat.

Zu vielfältig für eine gemeinsame Stimme

Urs Wälterlin

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Der gebürtige Basler Urs Wälterlin lebt seit 1992 in der Nähe der australischen Hauptstadt Canberra. Er berichtet von dort für SRF über Australien, Neuseeland und Ozeanien.

Seit dem Referendum 1967 verging ein halbes Jahrhundert, bis die Aborigines-Führer konkrete Forderungen aussprachen. Für diese lange Zeit gibt es verschiedene Gründe: Die australischen Ureinwohner waren nie und sind bis heute kein homogenes Volk. Es gibt dutzende verschiedene Stämme mit unterschiedlichen Kulturen und anderen Werten. So war es bisher fast unmöglich gewesen, eine gemeinsame Stimme zu finden.

Nach der Versammlung beim Berg Uluru fanden die Stämme zum ersten Mal diese gemeinsame Stimme. Sie konnten sich darauf einigen, wie die Zukunft der ältesten überlebenden Kultur der Welt aussehen soll. Man wolle konkrete Lösungen und wirkliche Macht.

Ein Vertrag statt Symbolik

Die Aborigines fordern eine in der Verfassung festgeschriebene Stimme im Parlament, und eine indigene Körperschaft mit echtem Einfluss. Das wahrscheinlich höchste Ziel des Treffens ist ein Vertrag mit dem weissen Australien, in dem das Zusammenleben klar geregelt ist. Die bisherige, jahrzehntelange Forderung nach einer einfachen Anerkennung der ersten Völker in der Verfassung wurde fallen gelassen.

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