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Panorama Generation Handy

Praktisch jeder Teenager besitzt heute ein Handy, meistens ist es ein Smartphone. Für viele ist das Handy ein täglicher Begleiter, ohne den nichts geht – zum Leidwesen von Eltern. Die reagieren oft hilflos angesichts neuer Funktionen und Apps. Dabei wäre vor allem gesunder Menschenverstand gefragt.

Jugendliche Smartphone-Nutzer
Legende: Jugendliche Smartphone-Nutzer Keystone

Feierabendverkehr in Zürich. Im vollbesetzten Tram sitzen zwei etwa 14-jährige Mädchen. Sie reden über ein anstehendes Konzert und darüber, wie man es trotz Altersgrenze alleine dorthin schaffen könnte.

Anschauen tun sie sich die beiden nicht. Sie sind vertieft in ihre Smartphones. Während sie reden, surfen sie im Internet und verschicken in unglaublicher Geschwindigkeit kurze Textnachrichten.

Enorme Smartphone-Dichte

Eine Szene, die sich so oder ähnlich wohl jeden Tag unzählige Male abspielt. Kaum etwas hat sich in den vergangenen Jahren unter Jugendlichen so rasch verbreitet wie das Smartphone.

Die Schweiz steht dabei weltweit an der Spitze: Praktisch jeder Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren besitzt hierzulande ein Handy. Bei vier von fünf handelte es sich dabei 2012 um ein Smartphone. «Und diese Zahl dürfte seither noch gestiegen sein», sagt Sarah Genner, Medienwissenschaftlerin an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), die sich mit psychologischen Aspekten der Mediennutzung auseinandersetzt.

Neue Qualität

Zum Vergleich: In Deutschland besitzen nur etwas mehr als die Hälfte der Jugendlichen ein Smartphone, in den USA etwa ein Drittel. Warum so viele Schweizer Teenager über eines verfügen, ist nicht ganz klar. «Wir können nur spekulieren», sagt Sarah Genner. Wohlstand dürfte der wichtigste Grund sein.

Im Boom der Smartphones sieht Wissenschaftlerin Genner eine neue Qualität. «Einen gewissen Medienwandel hat bis jetzt jede Generation erlebt», sagt sie. «Konnte man aber Fernseher- und Computernutzung noch einigermassen steuern – darüber, wo die Geräte stehen, wann sie benutzt werden dürfen und wie – ist das bei mobilen Geräten wie Smartphones und Tablets praktisch nicht mehr möglich. Für Eltern wird es schwierig, den Überblick zu behalten, was ihre Kinder damit tun.»

Beliebte Freizeitaktivitäten von Jugendlichen

Rang Aktivität
1Handy nutzen
2Internet nutzen
3MP3 hören
4Freunde treffen
5Fernsehen
6Sport treiben (ohne Schulsport)
7Ausruhen, nichts tun
8Radio hören
9Gratiszeitung
10Musik-CDs hören
Quelle: JAMES-Studie 2012, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen

Ratlose Eltern

Alles, was Eltern eigentlich gern dosieren möchten, ist nun portabel und damit immer und überall verfügbar: Internet, Fernsehen, Telefon. Viele Eltern reagieren gereizt. Genervte Erwachsene wissen zu berichten, wie Sonntagsausflüge mit Teenager-Kindern danach geplant werden müssen, ob es am Zielort Wlan gibt.

Was der Nachwuchs dann überhaupt am Handy treibt, ist vielen ein Rätsel. «Die schicken sich die ganze Zeit Nachrichten auf WhatsApp» oder «Die Mädchen machen jetzt irgendwas auf Instagram», stöhnen Väter und Mütter. Was sich hinter den Diensten verbirgt, wissen viele nicht.

«Die mit Abstand beliebtesten Apps unter Schweizer Jugendlichen sind WhatsApp und Facebook», weiss Sarah Genner. WhatsApp, ein internetbasierter Dienst, über den Kurznachrichten, Bilder, Videos und seit kurzem auch Sprachnachrichten verschickt werden können, hat sich unter den Jungen in der Schweiz in den vergangenen Jahren so stark verbreitet wie keine andere App.

Audio
Social Media-Kurse für ratlose Eltern
aus SRF 4 News aktuell vom 22.11.2013.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 7 Sekunden.

«Die ganz Jungen kommunizieren mehr über Textnachrichten als dass sie telefonieren», sagt Genner. Das digitale Plaudern im WhatsApp-Chat nennt sie eine Art «schriftliche Mündlichkeit». Erst wenn die Jugendlichen älter werden, nutzen sie das Handy wieder mehr zum Telefonieren.

Datenschutz wird wichtiger

Warum das so ist, ist wissenschaftlich noch nicht untersucht. Genner kann nur spekulieren: «Die Schwelle, eine Textnachricht zu verschicken, ist viel niedriger als für einen Anruf. Es spielt auch so gut wie keine Rolle, wann man sie verschickt.»

Auch Facebook ist – entgegen allen Unkenrufen – für die Jungen noch wichtig. Die App ist die zweitbeliebteste unter Schweizer Jugendlichen. Geändert hat sich aber ganz offenbar der Umgang mit den eigenen Daten und Inhalten in sozialen Netzwerken.

In der James-Studie, einer repräsentativen Erhebung zur Mediennutzung unter Jugendlichen, an der auch Sarah Genner mitgearbeitet hat, gaben im vergangenen Jahr immerhin 84 Prozent der Schweizer Jugendlichen an, ihre Privatsphäre-Einstellungen aktiviert zu haben. Deutlich mehr als ein Drittel der Befragten gab zudem an, über die Privatsphäre in den Netzwerken besorgt zu sein. Zumindest das dürfte besorgte Eltern beruhigen.

Elterliche Erfahrungen sind auch heute gefragt

Expertin Sarah Genner appelliert an den gesunden Menschenverstand. Der Vorsprung, den viele Jugendliche ihren Eltern gegenüber hätten, sei vor allem technischer Art. «Wenn es aber um die Einordnung von Nachrichten oder Inhalten geht, sind die Eltern nach wie vor gefordert», so Genner.

Sie rät, über problematische Inhalte zu reden und bewährte elterliche Mahnungen zu erweitern. «Ein ‹Geh nicht mit Fremden mit› gilt auch heute noch – einfach in abgewandelter Form im Internet.»

(webk)

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