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Nazi-Herrschaft in Waldshut Grosse Auswirkungen auf das Zurzibiet

Vor rund 80 Jahren kamen in die Deutschland die Nationalsozialisten an die Macht. Eine Vortragsreihe in Waldshut-Tiengen thematisiert die Veränderungen, die damit mit der Stadt einher gingen. Auch im Aargau – im Zurzibiet – waren diese spürbar, sagt der Stadtarchivar von Waldshut-Tiengen.

SRF News: Ingo Donnhauser, Stadtarchivar von Waldshut-Tiengen, was bedeutete die Machtübernahme der Nazis für die Menschen im Aargauer Zurzibiet?

Ingo Donnhauser: Bereits 1933 kann man beobachten, dass es zu einer deutlichen Verschärfung des Grenzschutzes gekommen ist – zunächst einmal vor allem zur Abwehr von Waffen- und Druckschriftenschmuggel von der Schweiz ins Deutsche Reich hinein und dann allgemein wegen der protektionistischen Wirtschaftspolitik der Nazis. Das Geld sollte im Inland bleiben. Die Grenzübertritte wurden deutlich erschwert, für Waren aber auch für Personen, insbesondere ab Mitte der 1930er-Jahre.

Was hiess das konkret für die Schweizer Bevölkerung?

Man kann beobachten, dass 1933 die Zahl der Fährpassagiere von Waldshut nach Koblenz deutlich abnimmt. Im ersten Jahr der NS-Herrschaft halbiert sie sich. Diese Entwicklung setzt sich dann fort in den nächsten Jahren. Ab Mitte der 1930er-Jahre ist es dann noch rund einen Zehntel an Grenzübertritten im Vergleich zu vor der Machtübernahme.

Abgesehen von den wirtschaftlichen Faktoren: Welche Auswirkungen hatte die Nazi-Zeit auf das gesellschaftliche Zusammenleben zwischen dem Zurzibiet und Waldshut-Tiengen?

Als quasi gegenläufige Entwicklung gab es eine massive Förderung der Beziehung in die Schweiz auf kulturpolitischem Gebiet. Das liegt daran, dass die Deutschschweizer in der Propaganda als «alemannische Brüder» vereinnahmt werden sollten, um ihnen letztlich den Anschluss an das Dritte Reich schmackhaft zu machen. Deswegen betonte die Propaganda auch ständig diese angeblich alemannische Einheit in Kultur, Sprache, Brauchtum, etc.

Wie hat sich das bemerkbar gemacht?

Zum Beispiel bei den grossen Heimatfesten, also «Schwyzer Tag» in Tiengen oder «Chilbi» in Waldshut – bekannte Veranstaltungen im Grenzgebiet. Dort reisten viele Folkloregruppen aus der Schweiz an, die das gemeinsame Kulturerbe gewissermassen zeigen sollten. Auf der deutschen Seite gab es damals noch sehr wenige solche Folkloregruppen.

Wie reagierte man im Zurzibiet auf diese Propaganda?

Ab 1938 setzte in der Schweiz eine Gegenentwicklung ein im Rahmen der geistigen Landesverteidigung, wo Brauchtümer wie das Alphornblasen oder Fahnenschwingen als speziell schweizerisch bezeichnet wurden und eben gerade nicht als gesamt-alemannisch. Kulturpolitisch war die Nazi-Herrschaft also stark spürbar.

Das Gespräch führte Bruno von Däniken.

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