Die zehn Schüler und zwei Schülerinnen der UMA-Schule haben eine straffen Stundenplan mit 26 Lektionen pro Woche. Besonderer Wert werde auf die Fächer Deutsch und Mathematik gelegt, sagt Schulleiterin Edina Krizevac-Medic. Aber es gehe auch darum, ihnen eine Tagesstruktur zu geben: «Sie schlafen sonst bis am Mittag und essen erst um 14 Uhr. Uns ist es wichtig, dass sie gefrühstückt haben, wenn sie in der Schule erscheinen, und dass sie am Abend nochmals etwas essen.»
Am Anfang sei einerseits der Wissensstand schwierig gewesen - weder rechnen noch schreiben hätten die Schüler können -, andererseits seien auch kulturelle Unterschiede spürbar: «Bei ihnen ist es unhöflich, dem Gegenüber in die Augen zu schauen. Wir mussten ihnen erklären, dass es in der Schweiz gerade umgekehrt ist», so Schulleiterin Edina Krizevac-Medic.
Wer schwänzt, dem wird ein Teil des Taschengeldes gestrichen. Einmal wöchentlich gibt es eine Leistungsbeurteilung.
Zahlen sprunghaft angestiegen
Bis vor wenigen Jahren war die Kategorie unbegleitete minderjährige Asylsuchende (UMA) in der Schweiz praktisch unbekannt. In den letzten beiden Jahren ist die Zahl der Kinder, die sich ohne ihre Eltern auf die Flucht machen, sprunghaft angestiegen.
2014 ersuchten gemäss dem Staatssekretariat für Migration 795 Flüchtlingskinder um Aufnahme in der Schweiz. Das sind 3,34 Prozent aller Asylbewerber und entspricht einer Verdoppelung gegenüber 2013. Weitaus am meisten unbegleitete Minderjährige kommen aus Eritrea (521), es folgen Afghanistan (52), Somalia (50) und Syrien (44).
Über 80 Prozent sind zwischen 15 und 18 Jahre alt und männlich. Weil diese Kinder und Jugendlichen gemäss Kontingentsschlüssel auf die ganze Schweiz verteilt werden, betrifft der Anstieg gleichermassen alle Kantone.
Bis 2014 betreute der Kanton Thurgau in der Regel zwei bis drei UMA. 2014 waren es 22 und aktuell sind es 31, elf davon sind erst seit Juni dem Kanton Thurgau zugeteilt. Die UMA-Schule eröffnet deswegen Anfang August eine zweite Klasse. Unterrichtet werden die Schüler von zwei ausgebildeten Lehrerinnen und einem Zivildienstleistenden.
Betreuung individuell anpassen
Die Schüler der UMA-Schule leben entweder in Durchgangszentren in Weinfelden oder Arbon. Zwei Jugendliche, die mehr Betreuung brauchen, werden seit kurzer Zeit in einer beaufsichtigten Unterkunft betreut. Eine Familie, ebenfalls aus der Heimat geflohen, kontrolliert das Verhalten der Jugendlichen. Ein Jugendlicher ist zudem in einer Pflegefamilie untergebracht.
An den freien Nachmittagen sind die Jugendlichen in Beschäftigungsprogrammen eingeteilt, etwa bei Aufräumarbeiten im Wald oder im Naturschutz. So können sie ihr Taschengeld, drei Franken pro Tag, aufbessern.