Mehr ambulante Behandlungen, weniger stationäre – das ist seit dem Jahreswechsel die Devise an Zürcher Spitälern. Seither ist eine Liste in Kraft mit 14 Eingriffen, bei welchem der Patient oder die Patientin nur noch im Ausnahmefall über Nacht im Spital bleibt. Die Zürcher Gesundheitsdirektion möchte so ihre Gesundheitskosten senken. Bei ambulanten Eingriffen bezahlt der Kanton nämlich nichts.
Hoher bürokratischer Aufwand als möglicher Stolperstein
Die Zürcher Patientenstelle befürchtet allerdings, dass die Spitäler aufgrund der neuen Devise zu wenig Rücksicht auf den Einzelfall nehmen. So könnte es sein, dass Patienten trotz Komplikationen bei einem Eingriff noch am gleichen Tag entlassen würden, schildert Geschäftsleiterin Erika Ziltener ihre Sorge. Denn die Umwandlung eines ambulanten Eingriffs in einen stationären Eingriff ist für die Spitäler mit einem grossen bürokratischen Aufwand verbunden.
Es sei deshalb wichtig, die ersten Erfahrungen mit dem neuen System «ambulant vor stationär» genau zu erfassen und zu verfolgen, sagt Erika Ziltener. Sie rechnet denn auch mit vielen Rückmeldungen bei der Zürcher Patientenstelle in den kommenden Wochen.
Grosse Umstellung für Zürcher Spitäler
Sicher ist, die neuen Regelungen bedeuten eine grosse Umstellung für die Zürcher Spitäler. Vor allem organisatorisch seien mehr ambulante Eingriffe eine Herausforderung, sagt Jürg Hodler, ärztlicher Direktor des Universitätsspitals Zürich. «Weil die Patienten weniger lang bei uns sind, haben wir weniger Vorbereitungszeit.» Alles müsse gut getaktet und aufeinander abgestimmt sein.
André Zemp, Direktor des Zürcher Triemli-Spitals, bringt zudem den zusätzlichen administrativen Aufwand ins Spiel. Wenn eine Ärztin eine Operation nicht ambulant durchführen kann, muss sie dies ja schriftlich begründen. «Wir müssen mehr Formulare und Checklisten ausfüllen, das ist ein zusätzlicher Aufwand für uns», sagt André Zemp.
Diese 14 Eingriffe sind auf der Liste
Augen | Operation Grauer Star |
Bewegungsapparat | Kniegelenkspiegelung inkl. Eingriff am Meniskus Entfernung von Platten, Schrauben, Knochenimplantaten u.ä. Korrektur verformter Kleinzehen (ohne Hallux) Teilgebiete der Handchirurgie |
Gefässe und Herz | Einseitige Krampfaderoperation an den Beinen Hämorrhoideneingriffe Gefässuntersuchungen und -Rekonstruktionen Diagnostische Herzuntersuchungen Herzschrittmacherimplantation |
Diverse | Leistenbruchoperationen Untersuchungen und Eingriffe am Gebärmutterhals oder an der Gebärmutter Beschneidung Nierensteinzertrümmerung |