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Das boomende Geschäft mit Nannys hat auch Schattenseiten
Aus Schweiz aktuell vom 14.01.2020.
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Prekäre Arbeitsverhältnisse «Nannys müssen über ihre Rechte Bescheid wissen»

Die Nachfrage nach Nannys wird immer grösser. Dies stellte eine Recherche der Zürcher Fachstelle für Gleichstellung kürzlich fest. Die Arbeitsverhältnisse der Nannys sind aber oft schwierig: Sie arbeiten sozial isoliert, machen viele Überstunden und werden schlecht bezahlt. Kultur und Sozialgeografin Jasmine Truong erklärt, wie die Situation vieler Nannys aussieht. Und was sie tun können.

Jasmine Truong

Jasmine Truong

Kultur- und Sozialgeografin

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Jasmine Truong ist Kultur- und Sozialgeografin. Sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Geografischen Institut der Universität Bern. Im Auftrag der Fachstelle für Gleichstellung der Stadt Zürich hat sie eine Recherche zum Zürcher Nanny-Markt durchgeführt.

SRF News: Die Anzahl Nannys nimmt in der Stadt Zürich zu, obwohl gerade hier ein gut ausgebautes familienergänzendes Betreuungsangebot für Kinder zur Verfügung steht. Warum?

Jasmine Truong: Die Stadt Zürich zieht Gutverdienende, Doppelverdienende und Expats an. Für solche Familien sind Nannys immer häufiger eine Option. Wenn die Familien keine subventionierten Krippenplätze beanspruchen können, rechnet sich die private Kinderbetreuung. Ausserdem wird eine Nanny als flexibler erachtet als die institutionellen Betreuungsformen.

Sie haben in der Recherche festgestellt, dass die Arbeitsbedingungen für Nannys oft prekär sind. Handelt es sich hier um Einzelfälle oder um die Regel?

Das ist schwierig festzustellen. Bei der Recherche hat sich aber gezeigt, dass es Nannys häufig schwerfällt, sich abzugrenzen. Der Privathaushalt ist ein spezieller Arbeitsraum. Wenn Nannys über mehrere Jahre in der gleichen Familie arbeiten, ist es für sie besonders schwierig, sich zu wehren. Zum Beispiel, wenn sie immer wieder Überstunden leisten müssen und diese dann nicht bezahlt werden. Oft haben Nannys auch das Gefühl, sie dürften die Kinder nicht im Stich lassen. Die Logik, Frauen würden die Kinderbetreuung «aus Liebe» auch unbezahlt oder für wenig Geld übernehmen, schwingt immer noch mit – bei Nannys und Arbeitgebenden.

Vielen Nannys fällt es schwer, selber für ihre Rechte einzustehen oder sie verfügen nicht über die notwendigen Informationen. Bräuchte es hier mehr rechtlichen Schutz?

Die Arbeitsbedingungen für Nannys sind tatsächlich kaum reguliert und schlecht zu kontrollieren. Der «Arbeitsmarkt Privathaushalt» ist nicht dem Arbeitsgesetz unterstellt.

Eine Nanny muss ihre Rechte kennen und diese auch einfordern können.

Aus gleichstellungspolitischer Sicht ist das fragwürdig. Es gibt Bestrebungen auf Bundesebene, aber das geht sehr langsam voran. Das dringendste Bedürfnis ist aber Information. Eine Nanny muss ihre Rechte kennen und diese auch einfordern können. Deshalb ist es sinnvoll, dass die Fachstelle für Gleichstellung der Stadt Zürich auf ihrer Website nun solche Informationen zur Verfügung stellt für Nannys wie für Arbeitgebende.

Das Gespräch führte Simone Hermann.

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