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Schweizer Medienmarkt Wie gross soll die SRG sein?

Welche Sparmassnahmen sind bei der SRG möglich und zu welchem Preis? Zwei Protagonisten sind sich uneins.

Die SRG steht im Zuge der «No Billag»-Initiative zunehmend unter Beschuss. Neben dem herkömmlichen Angebot von Radio und Fernsehehen stehen auch die Online-Aktivitäten in der Kritik.

Für «No Billag»-Mitinitiant Andreas Kleeb ist deshalb der Fall klar: Die SRG ist viel zu gross. «Meiner Meinung nach geht es um eine Halbierung der SRG. Auch im Volk hört man sehr viel, dass eine Verkleinerung gewünscht wird. Es braucht eine Reduktion, eine Restrukturierung auf ein kleineres Niveau.»

Der Riese soll auf halbe Grösse schrumpfen, fordern die Initianten, und wollen deshalb die Radio- und Fernsehgebühren abschaffen.

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Wie gross soll die SRG sein?
aus Rendez-vous vom 05.02.2018. Bild: Reuters
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 17 Sekunden.

David gegen Goliaths?

Mit Werbung, Abo-Einnahmen und auch staatlichen Subventionen könnte die SRG im Fall eines Ja zur «No Billag»-Initiative eine solche Schrumpfkur überleben, sind die Initianten überzeugt: «Wenn wir da von 500 bis 800 Millionen Budget sprechen pro Jahr, dann sind wir wirklich noch nicht auf den Knochen. Dann ist die SRG immer noch eines der grössten Medienhäuser in der Schweiz, sicher DAS multimediale Medienhaus in der Schweiz.»

Von einer Halbierung der SRG-Finanzen hält hingegen Jean-Michel Cina, Verwaltungsratspräsident der SRG, gar nichts: «Das sind Planspiele auf dem Reissbrett, die die medienökonomische Situation in diesem Land nicht berücksichtigen.»

Audiovisuelle Informationsinhalte kann man nicht über Abonnemente verkaufen.
Autor: Jean-Michel Cina VR-Präsident SRG

Vergleicht man etwa die 250 Millionen Werbeeinnahmen der SRG mit einem Giganten wie Google – der letztes Jahr geschätzte 70 Milliarden Franken Werbegelder einkassiert hat, davon allein in der Schweiz eine Milliarde –, dann sieht sich die SRG in der Rolle eines kleinen David, der gegen globale Goliaths antreten muss.

Und in Deutschland hat die ARD fünfmal mehr Geld zur Verfügung für ihre Fernsehprogramme, obwohl sie nicht in vier Sprachen senden muss. SRG-Präsident Cina warnt deshalb: «Dann würde eine Reduktion der Angebote der SRG doch letztlich nur dazu führen, dass diese ausländischen Sender, die bereits heute 60 Prozent des Martkanteils in der Schweiz haben, sich noch breiter machen, und das zum Nachteil des schweizerischen Publikums.

SRG mit Heimvorteil?

Insbesondere die teuren Informationssendungen von Radio und Fernsehen wären gefährdet – das «Rendez-vous», die «Tagesschau» oder das «Echo der Zeit»: «Audiovisuelle Informationsinhalte kann man nicht über Abonnemente verkaufen. Und man kann sie auch nicht über Werbung finanzieren. Deshalb braucht die SRG auch in der Zukunft ein öffentlich über das Solidaritätsprinzip finanziertes Gebührensystem, um da bestehen zu können.»

Gerade im Bereich Information ist eine Reduktion möglich, ohne dass die Qualität leidet.
Autor: Andreas Kleeb No-Billag-Mitinitiant

Das müsse nicht sein, kontert Kleeb: Ausländische Sender würden keine Schweizer Info-Sendungen anbieten. Deshalb hätte auch eine kleinere SRG einen Heimvorteil: «Ich glaube, die Chance ist schweizerische, nationale, regionale Information. Das ist die Stärke, die ein ausländisches Unternehmen nicht bieten kann.»

Und statt 600 Millionen Franken wie heute könnte die SRG auch etwas weniger Geld in die Info-Sendungen stecken: «Diese Kosten sind zu hinterfragen. Wir sind der festen Überzeugung: Gerade im Bereich Information ist eine Reduktion möglich, ohne dass die Qualität leidet.»

Die SRG setze das Geld effizient ein, entgegnet SRG-Präsident Cina: Man könne kaum noch sparen, ohne Abstriche bei der Qualität zu machen. Zudem habe die SRG letztmals vor über zehn Jahren, mit SRF4 News, einen neuen Sender gegründet.

Online-Angebote umstritten

Doch die «No Billag»-Initianten stört neben den Kosten auch die Ausweitung der Online-Aktivitäten der SRG. Sie konkurrenziere damit die Angebote der privaten Medienhäuser, kritisiert Andreas Kleeb: «Das ist insbesondere mit der Konvergenz die Plattform der Zukunft. Aber die Medienhäuser müssen das aus dem freien Markt heraus finanzieren. Da muss man die SRG in die Freiheit entlassen, dass sie da schalten und walten kann, wie sie will, und auch Werbung schalten, was ihr auf diesem Online-Medium ja heute verboten ist.»

Gerade dies will aber die SRG nicht: Ein weiteres werbefinanziertes Online-Angebot, das mit Attraktionen und Sensationen möglichst viele Klicks generiere, sei nicht das Ziel, antwortet Jean-Michel Cina. «Wenn Sie nur schon das Informations-Wirrwarr auf Social Media anschauen, mit robotergesteuerten Tweets auf Twitter, dann ist die journalistische Einordnung und In-Wert-Setzung der Information genau in diesen Kanälen um so wichtiger.»

Und weil sich dieser Aufwand nicht mit Werbung finanzieren lasse, brauche die SRG auch künftig Gebührengelder auch für ihr Online-Angebot.

Die SRG verlagert dafür auch intern Mittel um: So wird im Tessin das zweite Fernsehprogramm abgeschaltet und durch ein Online-Angebot ersetzt. Denn die Zukunft sei digital; immerhin darin sind sich SRG-Präsident Cina und «No Billag»-Initiant Kleeb einig.

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