Die Tourismus-Branche darf sich gleich doppelt freuen: Erstens haben letztes Jahr Schweizer wieder vermehrt ihre Ferien im eigenen Land verbracht. Fast 16 Millionen Übernachtungen haben sie gebucht, so viele wie seit 1991 nicht mehr.
Zweitens sind wieder deutlich mehr ausländische Touristen in die Schweiz gereist. Sie haben fast 20 Millionen Übernachtungen gebucht. Auffallend dabei ist: Es kamen wieder vermehrt Gäste aus europäischen Ländern – nach vier Jahren mit rückläufigen Zahlen.
Jürg Schmid, Direktor von Schweiz Tourismus, ist erleichtert: «Wir haben 17 Prozent verloren in Europa. Und jetzt haben wir endlich auf tiefem Niveau wieder Boden gefunden, und sehen: Die Attraktivität der Schweiz ist da.» Dies trotz des starken Frankens, der die Schweiz für ausländische Touristen teuer macht.
«Der Turnaround ist geschafft»
Vor allem waren es laut Schmid aber Gäste aus Asien, die die Schweizer Hotels gefüllt haben. «Die Schweiz ist gewaltig stark positioniert in Asien. Wir haben erneut ein zweistelliges Wachstum gehabt. Und wir haben jetzt bereits eine Million Übernachtungen aus China.» Und der Trend zeigt weiter nach oben.
Zufrieden sind nicht nur die Hoteliers in den Städten, sondern auch in den Berggebieten. So verzeichnete das Berner Oberland schweizweit das grösste Plus bei den Logiernächten. Schmid warnt aber vor allzu viel Euphorie: «Der Turnaraound ist geschafft. Wobei für Euphorie hat es noch wenig Platz, denn es bleibt schwierig für den Tourismus. Die Rahmenbedingungen bleiben sehr herausfordernd.»
Nicht nur wegen des anhaltend starken Frankens, der auf die Rentabilität vieler Betriebe drückt. Doch das habe die Branche erkannt, sagt Schmid. Sie sei innovativ – etwa mit flexibleren Preisen – und sie arbeite ständig an der Qualität. Getreu dem Motto: Wenn man nicht günstiger werden kann, muss man eben besser werden. «Von der Schweiz erwartet man einfach top Qualität. Das ist auch ein bisschen das Schicksal unserer Markenstärke. Die Schweiz steht für Premium-Qualität, und die müssen wir liefern.»
Branche von Zuwanderungsinitiative betroffen
Gespannt verfolgt die Tourismus-Branche, ob die Annahme der SVP-Initiative gegen Masseneinwanderung Folgen haben könnte. In manchen ausländischen Medien wurde der Schweiz pauschal das Etikett «fremdenfeindlich» angehängt. Das sei nicht gut für das Image des Ferienlandes Schweiz, sagt der Direktor von Schweiz Tourismus.
Die negativen Reaktionen hielten sich aber in Grenzen. Die Werbekampagnen würden nun jedenfalls nicht angepasst, sagt Schmid. «Zu Zeiten des Berlusconi war Italien als Reiseland ebenfalls beliebt und hat sogar Zuwächse gehabt.» Das zeige: Die Wahl einer Feriendestination hänge nicht von politischen Fragen ab. «Aber wir schauen jetzt natürlich auch besorgt, was die Auswirkungen sein können. Wir sind mannigfaltig betroffen.»