Zum Inhalt springen

Header

Audio
Bares ist nur noch selten Wahres
Aus SRF 4 News aktuell vom 09.08.2019.
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 33 Sekunden.
Inhalt

Muss Bargeld geschützt werden? In Schweden kommt die «Bargeldrevolte»

Cashless schreitet in Schweden rasant voran: Über 80 Prozent der Einkäufe werden bereits bargeldlos getätigt. Doch Kritik wird laut.

Nicht nur im Supermarkt bezahlen die Schweden mit Karte oder App. Auch auf dem Flohmarkt oder der öffentlichen Toilette wird kein Bargeld mehr benutzt. Die Kollekte in der Kirche? Dafür gibts einen Kollektomat. Immer mehr Strassenmusiker haben ein Lesegerät dabei. Gegen diese Entwicklungen regt sich in der Bevölkerung vermehrt Widerstand – vor allem bei den «digital Ausgeschlossenen».

Schwedische Geldnoten
Legende: Als erstes Land druckte Schweden 1661 Banknoten. Nun könnte es diese als erstes auch wieder abschaffen. imago images

Besonders ältere Menschen auf dem Land haben es schwer, mit der digitalen Entwicklung mitzuhalten. Aber auch Menschen ohne Bankkonto sind von der neuen Zahlungswelt ausgeschlossen. «Man kritisiert, dass urbanen jungen Interessensgruppen in den Städten Folge geleistet und das ländliche Gebiet ausgeblutet wird», sagt SRF-Nordeuropa-Mitarbeiter Bruno Kaufmann.

Laut der «New York Times» bezahlen bereits 95 Prozent der 18- bis 24-Jährigen in Schweden per App oder mit Karte. 85 Prozent der über 70-Jährigen wiederum sprechen sich in einer Meinungsumfrage dafür aus, dass es auch in Zukunft Bargeld gibt.

Keine Karte, kein Konsum

«Man kommt immer öfter in Restaurants, in denen schlicht kein Bargeld mehr akzeptiert wird», sagt Kaufmann, der in Schweden lebt. Das kann dann bedeuten: keine Karte, kein Konsum. 2010 gaben noch 40 Prozent der Schwedinnen und Schweden in einer landesweiten Umfrage an, mehrheitlich mit Bargeld zu bezahlen. 2018 lag dieser Anteil nur noch bei 13 Prozent.

Handy mit der App Swish
Legende: Die Bezahlapp Swish wurde 2012 von sechs schwedischen Banken ins Leben gerufen. Mehr als fünf Millionen Menschen nutzen mittlerweile den Dienst. imago images

Den Banken kommt das bargeldlose Bezahlen entgegen. Sie sparen damit enorme Kosten, die etwa bei Geldtransporten oder Personal anfallen. Eine Gruppierung um den ehemaligen höchsten Polizeichef Schwedens, Björn Eriksson, warnt vor den Entwicklungen. «Die Rede ist von einem Banken- und Behördenstaat, bei dem das Individuum unter die Räder gerät», schildert Kaufmann.

Schutz des Bargelds per Gesetz?

Von einer Bewegung gegen das bargeldlose Bezahlen würde er allerdings nicht sprechen. «Es ist vielmehr ein Erwachen angesichts dieser schnellen Entwicklung. Die Schwächen werden deutlich» – etwa, wenn in einer abgelegenen Ortschaft kein Handynetz vorhanden ist. Oder dass die Banken bei der Bezahlapp Swish Kundendaten sammeln.

Auch in Schwedens Politik werden parteiübergreifend die Stimmen lauter, die einen Schutz des Bargelds fordern. «Der Staat wird in die Bresche springen müssen und über Gesetze entsprechende Vorsorgemassnahmen ergreifen», vermutet Kaufmann. Die Nationalbank sei sich des Verfassungsauftrages bewusst – «dass nämlich alle Zahlungsmittel aufrechterhalten werden müssen und man die Minderheit der Bargeldzahlenden schützt».

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel