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Wirtschaft «Too big too fail» – wörtlich: Grossbanken brauchen Speckmantel

«Nie wieder!», schworen sich die Staats- und Regierungschefs nach der Finanzkrise. Das Finanzsystem sollte krisensicherer werden, Staaten keine Grossbanken mehr retten. Nun haben die internationalen Bankenaufseher in Basel den letzten Baustein dieser Bankenregulierung vorgestellt.

Die beste Vorsorge gegen Krisen ist ein dicker Speckmantel. Das findet auch der globale Bankenregulierer, das Financial Stability Board. Und verordnet daher den dreissig grössten Banken der Welt mehr Speck in Form von dickeren Kapitalpuffern. Bis 2022 müssen Grossbanken wie Goldman Sachs, UBS und Crédit Suisse mindestens 18 Prozent ihrer risikogewichteten Bilanzsumme an Kapital für den Notfall zur Seite legen.

Nach Berechnungen der Basler Regulierer fehlen den Grossbanken dazu weltweit noch bis zu 1130 Milliarden Euro. Um diese Summe zusammenzubringen, dürfen Banken neben Eigenkapital auch auf Anleihen oder andere Schuldpapiere zurückgreifen. Dadurch, dass sich die Höhe des Kapitalpuffers an der Bilanzsumme bemisst, sollen Banken insgesamt weniger Spielraum haben, um zu tricksen.

Bundesrat geht noch weiter

Mark Carney, britischer Notenbankgouverneur und amtierender Chef des Financial Stability Board, lobte die neuen Grossbankenregeln als Meilenstein der Regulierung – obwohl sie etwas hinter dem ursprünglichen Entwurf der Regulierer zurückbleiben: «Dank der Kapitalpuffer können Grossbanken künftig pleite gehen, ohne das globale Finanzsystem in Mitleidenschaft zu ziehen – und ohne, dass Steuerzahler einspringen müssen, um sie zu retten», so Carney.

Die neuen Kapitalanforderungen gelten auch für die beiden Schweizer Grossbanken UBS und Crédit Suisse. Allerdings müssen sie sich sogar noch dickere Speckpolster zulegen. Denn die Schweiz hat vor knapp drei Wochen eigene too-big-to-fail-Regeln für ihre Grossbanken auf den Weg gebracht.

Audio
Kapitalpolster sollen Banken vor Krisen schützen
aus Echo der Zeit vom 09.11.2015. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 58 Sekunden.

Musterschüler Schweiz?

Sie seien schärfer als der internationale Standard, sagt Wirtschaftsprofessor Aymo Brunetti, der die bundesrätliche Grossbankenstrategie federführend entworfen hat. «Die Schweiz ist sicher deutlich über dem internationalen Mindesstandard. Es wurde als Ziel formuliert, bei den Kapitalanforderungen zu den führenden Ländern zu gehören – und mit dem Vorschlag erreicht [der Bundesrat] dieses Ziel.»

Das Risiko, dass Schweizer Steuerzahler Milliarden einschiessen müssen, wie 2008 bei der UBS, werde damit deutlich gesenkt. Ob das Risiko auch bei den internationalen Grossbanken sinkt, wird entscheidend davon abhängen, wie die Nationalstaaten die neuen Regeln umsetzen.

Denn: Sie sind nur ein Mindeststandard, also der kleinste gemeinsame Nenner. Nach oben ist noch Spielraum. Den vor allem Länder mit einem exponierten Bankensektor – wie die Schweiz – gut nutzen sollten.

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