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Fälschungen auf dem Goldmarkt
Aus Echo der Zeit vom 02.04.2020. Bild: Keystone
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Wegen Coronakrise Gefahr von gefälschtem Gold steigt

Gold gilt als sichere Währung in Krisenzeiten. So kaufen Anleger derzeit entsprechend häufig Gold. Weil die Tessiner Raffinerien geschlossen sind, dürfte aber mehr Gold mit dubioser Herkunft verkauft werden.

Normalerweise ist Christoph Wild von Gold umgeben – doch für den Chef der Goldraffinerie Argor in Mendrisio ist im Moment nichts normal. Gleich wie die anderen grossen Tessiner Raffinerien Valcambi und Pamp hat Wild seine Goldfabrik stillgelegt. Für den Goldmarkt ist das ein grosser Einschnitt, denn zusammen mit der Westschweizer Metalor verarbeiten die Tessiner Fabriken rund zwei Drittel des weltweit gehandelten Goldes.

Der Argor-Chef bestätigt auf Anfrage, dass der Produktionsausfall im Tessin andere Anbieter von Goldbarren auf den Plan ruft. Darunter sind auch Händler, die sogenanntes Fake-Gold verkaufen, Barren zwar aus echtem Gold, aber mit gefälschten Angaben zur Herkunft des Rohstoffs. «Die Gefahr besteht, dass diese Verknappung des Angebots dazu führt, dass mehr Fake-Barren mit unserem Logo auf dem Markt erscheinen.»

Gold, das unter ökologisch oder sozial fragwürdigen Bedingungen gewonnen wurde, wird so von Raffinerien in Ländern wie Indien, China, der Türkei oder den Arabischen Emiraten verarbeitet und dann über Umwege auf dem internationalen Goldmarkt angeboten.

Sind Goldbarren nun Mangelware?

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Weil die Tessiner Goldraffinerien derzeit stillstehen, gibt es einen Lieferengpass von Goldbarren oder Münzen. Christoph Wild, Chef der Raffinerie Argor, betont aber, dass es genug Gold gebe, dessen Transport aber erschwert sei. Man könne bei den Banken weiter Gold kaufen. Die Barren würden einfach erst später geliefert, sobald die Schmelzöfen in den Raffinerien wieder in Betrieb sind.

Marc Ummel ist Rohstoff-Spezialist beim Hilfswerk Swissaid. Er bestätigt diese Bedenken. So wisse er von einem Händler, dass wegen der aktuellen Krise eine Goldlieferung für Europa aus Peru per Cargo-Flugzeug direkt nach Dubai transportiert worden sei. Das Risiko sei gross, dass später niemand dessen Herkunft noch nachvollziehen könne, das Gold also auch von Kinderhänden geschürft sein könnte.

Goldbarren seien zwar sehr gefragt, die Industrie verarbeite derzeit deutlich weniger Gold. Entsprechend sei der Goldpreis für die Mineure tief, und das setze vor allem den kleinen artisanalen Mineuren zu, sagt Ummel. «Die meisten arbeiten ohne Vertrag, ohne Versicherung. Sie müssen ihre Goldkörner täglich an ihre Zwischenhändler verkaufen können, um ihr Auskommen zu sichern – und das zu Tiefstpreisen.» Da sei es schwierig, auf Kinderarbeit oder Quecksilber bei der Gewinnung zu verzichten, es gehe ums Überleben.

Mehr Transparenz gefordert

Die Situation habe sich durch die Coronakrise verschärft, sei aber schon länger undurchsichtig, sagt der Rohstoff-Experte von Swissaid. Zusammen mit anderen NGOs fordert er deshalb mehr Transparenz von der weltweiten Golddrehscheibe Schweiz: «Derzeit macht man vor allem die Raffinerien für diese Missstände verantwortlich. Man darf aber nicht vergessen, dass die grossen Margen von der Uhren- und Schmuckindustrie sowie den Banken erzielt werden.» Diese müssten sich mehr engagieren.

Die NGOs sind mit dem Bund und der Branche im Gespräch. So tagten sie letztmals im Dezember hinter verschlossenen Türen. Diskutiert wurden da neue Kontrollinstanzen oder Handelswege, um die Herkunft von Gold transparenter zu machen. Seitdem habe sich aber wenig bewegt, kritisiert Marc Ummel.

Goldraffineur Christoph Wild will nun die derzeitige Krise als Chance nutzen, um zusammenzurücken und Kompromisse zu finden. Man führe gute, offene Gespräche, bestätigt auch Marc Ummel von Swissaid. Noch aber fehlten konkrete Aktionen.

Echo der Zeit, 02.04.2020, 18 Uhr

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