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Mundart auf Radio SRF 1 Von «Banzrexn» und «Muckaln» – verstehen Sie diesen Dialekt?

Hören Sie den Ur-Wiener, die Ur-Wienerin aus dem Schriftbild heraus? Klicken Sie sich durch die Wiener Mundartgalerie.

«Schnabelweid»

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Die Mundartsendung hören Sie jeden Donnerstag um 21:03 Uhr auf Radio SRF 1.

Vor genau 60 Jahren hat der Wiener Autor H.C. Artmann mit seinen Mundartgedichten die moderne Lyrik revolutioniert. Jetzt publiziert der österreichische Autor Michael Stavaric einen grossartigen Gedichtband auf Wienerisch, der direkt an diese Tradition anschliesst.

Audio
Moanxmoa – Winnetou
aus Audio SRF 1 vom 14.03.2018. Bild: Yves Noir
abspielen. Laufzeit 29 Sekunden.

Zum Lesen sind diese Gedichte manchmal wie ein Rätsel, denn Stavaric schreibt die Wörter radikal nach der Aussprache und kümmert sich wenig um das gewohnte Schriftbild. Glücklicherweise hat der Autor jeweils eine hochdeutsche Übersetzung verfasst und neben das mundartliche Original gesetzt.

Gapiden wern

So erkennt man zum Beispiel, dass «zum gapiden wern» zum Kapitän werden heisst und dass «a bamscher» eine Baumschere ist. Der Vorteil dieser Schreibung: Man hört den Ur-Wiener, die Ur-Wienerin geradezu aus dem Schriftbild herausreden.

Traurige Gestalten mit Galgenhumor

Es sind eher traurige Gestalten, die diese 86 Gedichte prägen.

Das Morbide, das man den Wienern so gerne nachsagt, bekommt viel Raum. Aber der Tod ist nicht «der deutsche Schnitter», meint Stavaric im Gespräch. Der Tod ist in Wien zwar ein grauslicher Kumpan, aber auch einer, der halt zum Leben gehört, den man akzeptiert und auch mal beschimpfen darf:

ge weida do gibts nix zum seng

glozz net so ongrird

mit deine sens

jo echt?

des soll a sens sain?

do hob jo i an lengarn

Deutsche Übersetzung

geh weiter

hier gibt's nichts zu sehen

glotz nicht so mürrisch

mit deiner sense

ja echt?

das soll eine sense sein?

da hab ja ich einen längeren

Mundartoriginale sind brutaler

Die hochdeutschen Versionen der Gedichte sind meistens nicht wörtliche Übersetzungen aus dem Dialekt. Die Mundartversionen sind in aller Regel deutlich brutaler. Das sei gewollt, denn die Leser sollen sich selber Gedanken zu einer adäquaten Übersetzung machen. Und ausserdem, meint Stavaric, wirke auf Hochdeutsch oft kitschig, was im Dialekt problemlos gehe.

Literaturtip

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Michael Stavaric: «in an schwoazzn kittl gwicklt». Gedichte. Czernin Verlag, Wien. 2017

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