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Digital am Sonntag Digital am Sonntag, Nr. 45: Von Drogenhändlern und Eierköpfen

Am Wochenende hat man Zeit zum Lesen. Deshalb stellen wir hier jeden Freitag die Artikel zu Digital-Themen zusammen, die wir lesenswert finden.

Smartphone oder Leben

In der «Huffington Post» ergänzt Gerry Smith die Reihe «iTheft: Inside the global black market for stolen iPhones» mit einem Artikel darüber, wie gestohlene Smartphones in den Händen von kolumbianischen Drogenkartellen landen. Der Umsatz des weltweiten Schwarzmarkts für gestohlene Smartphones wird auf bis zu 30 Milliarden Dollar geschätzt. Die kolumbianischen Kriminellen lassen ihr Wissen, das sie seit Jahrzehnten im Drogenschmuggel sammeln, ins neue Geschäftsfeld einfliessen, verdienen viel Geld, riskieren im Gegensatz zum Handel mit Drogen aber kaum etwas:

"Drug trafficking is more dangerous, because all the countries are fighting drugs," Jeanet Pelaez, a prosecutor with Colombia's attorney general, told HuffPost. "But with stolen phones, not every country is attacking this problem. There is no control. The risk is minimal."

Smith hat für seinen Artikel nicht nur mit Polizisten und Justizbeamten gesprochen, sondern konnte auch einen Polizeiinformanten interviewen und Einblick in Mitschriften von abgehörten Telefongesprächen nehmen. Der Handel mit gestohlenen Geräten ist so lukrativ geworden, dass in Kolumbien allein in den letzten zwei Jahren mindestens 20 Menschen wegen ihrer Smartphones von Dieben umgebracht wurden. Für ein Stück Technik also, das in unseren Breitengraden kaum mehr als ein selbstverständlich gewordener, schnell durch die neuste Version ersetzter Gebrauchsgegenstand ist.

Der Mann des Jahres

Das Jahr neigt sich dem Ende zu und Menschen ziehen sich in Büros und Kämmerchen zurück, um Listen zu machen. Die Liste der einflussreichsten Personen zum Beispiel, die das «Times Magazine» jährlich zusammenstellt. 2013 wird sie von Papst Franziskus angeführt, wohl weil dieser sich zum Oberhaupt der katholischen Kirche hat wählen lassen. Nicht wenige Beobachter hätten lieber NSA-Whistleblower Edward Snowden an dieser Stelle gesehen, dessen Enthüllungen über die Praktiken der (US-)Geheimdienste 2013 die Schlagzeilen dominierten. Von der «Times»-Liste enttäuschte Snowden-Fans dürfen sich dafür über einen sehr, sehr ausführlichen Bericht des amerikanischen «Rolling Stone» freuen, der Snowden und seinem journalistischen Helfer Glenn Greenwald gewidmet ist.

Though brilliant by every account, Snowden had been an indifferent student who'd dropped out of high school in the 10th grade. After that, he drifted in and out of community college, but never earned a formal degree. In his late teens, he spent his days surfing the Internet, practicing kung fu and playing Tekken, while casting around trying to figure out what to do.

Der Artikel ist zum einen ein sehr detailliertes Portrait der Leben der beiden Männer. Zum anderen bietet er Gelegenheit, zum Jahresausklang den Fall Snowden noch einmal Revue passieren zu lassen und seine wichtigsten Protagonisten von ihrer «menschlichen Seite» kennen zu lernen.

Die Rache der Eierköpfe

Es gab einmal eine Zeit, als die deutsche Sprache zur Übersetzung des englischen Begriffs «Nerd» kein besseres Wort fand als «Eierkopf». Diese Zeit waren die 80er-Jahre, weshalb der 1984 erschienene Film «Revenge of the Nerds» in deutschsprachigen Kinos unter dem Titel «Die Rache der Eierköpfe» auf die Leinwand kam. Heute dagegen ist die Figur des Nerds so allgegenwärtig, dass der Begriff gar keine Übersetzung mehr braucht. Zeit also, den 84er-Film auf seine prophetische Kraft zu untersuchen. Die Webseite «The A.V. Club» übernimmt die Aufgabe und schreibt:

As comic parables about the struggle of marginalized groups, the Revenge films are fundamentally hopeful, even utopian. But they're also weirdly prescient, anticipating the rise of nerds as cultural heroes and the way that everyone, in the modern age, has more or less become a nerd.

Für den Autoren A.A. Dowd stellt sich die Frage, ob «Revenge of the Nerds» als erster popkultureller Moment gelten kann, in dem sich Figuren positiv auf die Selbstbezeichnung «Nerd» bezogen – und damit eben den Weg für die Nerds von heute ebnete, die im dicken Rahmen ihrer Hornbrillen bloss Fensterglas tragen.

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