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Games Review: «Star Wars Battlefront»

Als Rebell oder Stormtrooper in gewaltigen Schlachten mit X-Wings und AT-AT-Walkern kämpfen – «Star Wars Battlefront» brennt ein audiovisuelles Feuerwerk ab wie kein anderes Schiessspiel. Ein hoher Preis und Design-Probleme stellen allerdings die Langlebigkeit des Spiels in Frage.

Audio
Der Game-Tipp zu «Star Wars Battlefront» (SRF 3)
06:50 min
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 50 Sekunden.

Die Redwood-Bäume und Farne im tiefen Dickicht im Wald von Endor. Das tief verschneite Hoth. Lavaströme und giftige Tümpel im grauen Dreck von Sullust. Aufgewirbelter Sand in der Wüste von Tatooine. Lasergeschosse, Explosionen. Das alles in tollem Licht, mit messerscharfen Texturen und butterweich, keine Ruckler auch im wildesten Getümmel – «Star Wars Battlefront» sieht atemberaubend gut aus, ohne Zweifel der bestaussehende Shooter auf dem Markt.

Der Millenium Falcon im Luftkamp mit TIE Fightern.
Legende: Auch in den Millenium Falcon kann man einsteigen; wenn man mehr Glück hat als ich. :( Electronic Arts

Das Kreischen der «TIE Fighter», Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen, der Aufschlag von Geschossen in einem Schild, das aggressive Brummen der Lasergewehre, die epische Orchestermusik von Legende John Williams, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen (neben «Star Wars» auch «Indiana Jones» oder «Jurassic Park»!) und natürlich der klassische «Wilhelm scream», Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen – «Star Wars Battlefront» klingt hervorragend, ohne Zweifel der bestklingende Shooter auf dem Markt.

Ewoks, die sich vor uns verstecken. Eine Herde Tauntauns, die in der Ferne vorüberzieht. Die Pausenclowns R2D2 und 3CPO im wunderschönen Menu. Eine Landschaft, die absolut exakt genau wie in den Filmen aussieht – «Star Wars Battlefront» ist die detailversessenste, getreuste Umsetzung der «Star Wars»-Lizenz.

Wie im aufgezeichneten Live-Stream unten zu sehen ist, hatte ich viel Spass im Spiel. Das ist ein vereinfachtes Schiessspiel, weniger komplex als «Battlefield», nicht ganz so schnell wie «Call of Duty». Mehr «casual», weniger «hardcore» – und damit auf die vielen, oft schon etwas älteren «Star Wars»-Fans ausgerichtet.

Es ist ein Online-Multiplayer-Schiessspiel: Mit und gegen bis zu 40 anderen Spielern kämpfen wir auf unterschiedlichen Schlachtfeldern um verschiedene Ziele. Wir erobern vom Himmel gefallene Versorgungscontainer («Dropzone»); unterstützen oder verhindern einen Angriff von riesigen AT-AT-Walkern («Walker Assault»); halten oder verteidigen bestimmte Punkte auf dem Schlachtfeld («Supremacy»). Auch Luftkämpfe können wir führen («Fighter Squadron») oder in die Haut der Helden der «Star-Wars»-Welt schlüpfen und als Darth Vader oder Prinzessin Leia kämpfen («Heroes vs. Villains»).

Zwei Rebellen verkriechen sich unter einem Schutzschild vor einem AT-ST.
Legende: Schau diesen Wald an! Wow. Electronic Arts

Viele Ideen von «Star Wars Battlefront» gefallen mir ausserordentlich. Wir können das Spiel sowohl aus der First-Person-Perspektive als auch in der dritten Person anzeigen – die Kamera also entweder im Kopf unserer Spielfigur oder knapp rechts hinter ihr platzieren. Auch wenn die Kamera im Kopf (First Person) sonst die klassische Ansicht in Schiessspielen ist – hier ist die Kamera hinter der Figur (Third Person) klar überlegen. Weil wir ein weiteres Blickfeld haben und um Ecken oder über Deckung sehen können.

Gute Ideen zur Vereinfachung

Eine weitere Idee von «Star Wars Battlefront» ist, dass Schiessen aus der Hüfte kaum vom Schiessen durch das Visier unterschieden wird. Solange man den «Schau durch das Visier»-Knopf gedrückt hält, zoomt die Ansicht etwas hinein, wir sehen also Ziele in der Ferne etwas besser. Um diesen Vorteil wieder auszugleichen, bewegt sich unsere Spielfigur langsamer, bis wir den Knopf wieder loslassen. Das ist also ein einfaches Abwägen zwischen Mobilität und Präzision.

Ein Stormtrooper im Feuergefecht zwischen Versorgungscontainern.
Legende: Drop Zone ist hektisch und chaotisch, wie Call of Duty. Electronic Arts

Bei den meisten anderen Shootern kommt zum Vorteil «Zoom» noch dazu, dass ein Schuss durch das Visier etwas präziser ist, weniger streut. Das Abwägen wird dadurch komplizierter, weil das Visier auch in der Nähe Sinn machen kann. «Star Wars Battlefront» ist einfacher: Die meisten Ziele treffen wir aus der Hüfte. Sind sie ganz weit weg und winzig, schauen wir durch das Visier.

Weil wir futuristische Laser-Waffen («Blaster») verwenden, entfällt ausserdem das Nachladen. Zum richtigen Zeitpunkt nachladen ist in jedem Schiessspiel zentral – mitten im Feuergefecht darf das Magazin nicht plötzlich leer sein. In «Star Wars Battlefront» erhitzen sich die Waffen, wenn wir schiessen, und kühlen dazwischen wieder ab. Statt also einen Knopf zu drücken, um nachzuladen, müssen wir hier einfach ein wenig warten.

Die elf Waffen im Spiel sind im Vergleich zu anderen grossen Schiessspielen nicht viel. Im Gegensatz zu beispielsweise «Battlefield» können wir ihre Eigenschaften auch nicht mit unzähligem Zubehör leicht verändern. Doch mich stören diese unendlichen Freischaltorgien ohnehin, weil die Unterschiede viel zu minimal sind und es sich zu sehr nach Arbeit anfühlt. Hier gibt es alles, was ich brauche: schnelle oder langsame Waffen; solche, die besser für die kurze oder lange Distanz sind; die schneller oder langsamer überhitzen. In diesem typischen Schere-Stein-Papier aus Vor- und Nachteilen reichen mir elf Permutationen völlig.

In «Walker Assault» sollen wir den Vormarsch der Walker verhindern oder absichern.
Legende: Epische Schlachten im tiefverschneiten Hoth, A-Wings gegen AT-ATs. Electronic Arts

Allerdings: Die Blaster-Pistole DL-44 ist viel zu stark. Besonders stossend ist daran, dass man diese Waffe erst auf Stufe 25 freischalten kann – oder sofort, wenn man mehr Geld für die Deluxe-Version des Spiels ausgibt. Dass man sich eine überlegene Waffe also schlicht kaufen kann, ist in der Meritokratie der Shooter-Welt ein schwerer Fauxpas.

Cleveres System für Spezialfähigkeiten

Das System der «Star Cards» hat mir dagegen sehr gut gefallen. Statt wie üblich zu Beginn jeder Runde eine Klasse zu wählen («Aufklärer», «Mediziner», «Infanterist» oder so), kombinieren wir vier aus rund zwei Dutzend Karten. Die Karten geben uns zusätzliche Fähigkeiten, zum Beispiel eine Granate, ein Scharfschützengewehr oder ein Jump Pack, das uns gewaltige Sätze machen lässt. Wenn wir im Kampf eine Karte einsetzen (also springen oder eine Granate werfen), müssen wir eine Weile warten, bis wir das erneut tun können («cooldown»).

Mit der Auswahl dieser Karten bestimmen wir unseren Spielstil. Konzentrieren wir uns darauf, AT-ATs und AT-STs anzugreifen? Ionen-Granate und -Torpedo ausrüsten. Wollen wir schwer zu treffen sein? Rauchgranate und Jump Pack. Scharfschütze? Cycler Rifle und Pulse Cannon. Oder einfach zwei verschiedene Granaten, damit es immer schön kracht. Geschickt gewählte und dem eigenen Stil und dem aktuellen Schlachtfeld angepasste Karten machen den Unterschied aus.

Epische Schlachten und kleinräumiges Chaos

Zwischen Luke, Han und Leia wählen.
Legende: Ich wähle Han Solo. Screenshot

Nicht alle der angebotenen Spielvarianten sind gleich gut. Die oben erwähnten gefielen mir aber sehr gut. «Walker Assault» und «Supremacy» sind epische Schlachten in weitläufigem Gebiet, mit Walkern, Geschütztürmen und Flugzeugen. Oft kommt man sich da als kleines Würstchen vor, besonders ich (in Online-Shootern übernehme ich meist die Rolle des Kanonenfutters). «Drop Zone» dagegen ist kleiner und dadurch schneller, hektischer. Auch die Flugkämpfe mag ich, da die wilden Loopings und Ausweichmanöver grossartig aussehen, aber deutlich leichter zu steuern sind als die Kampfflugzeuge in «Battlefield».

Und schliesslich mochte ich «Heroes vs. Villains» sehr, wo drei Helden der Rebellen und drei Bösewichte des Imperiums mit der Hilfe einiger weiterer Soldaten auf engem Raum gegeneinander kämpfen, bis alle drei Gegner besiegt sind.

Nicht genug Luke und Leia – und andere Probleme

Auch in anderen Spielmodi kann man in die Rolle von Luke Skywalker, Han Solo, Darth Vader oder Boba Fett schlüpfen. Man muss aber Glück haben: nämlich auf dem Schlachtfeld die richtige, seltene, blau schimmernde kleine Scheibe finden. Diese «Pickups» können alles mögliche sein: eine besondere Waffe, die Eintrittskarte in einen Walker oder einen X-Wing; oder eben die Möglichkeit, für eine kurze Zeit Luke oder Boba zu sein. Weil das aber Glückssache ist und sich natürlich alle 40 Spieler darum balgen, darf man selber nur sehr selten ran. Mir ist es bis jetzt nur ein einziges Mal gelungen, mit Luke gegen Stormtrooper zu kämpfen. «Titanfall» zum Beispiel hat das viel besser gelöst: Alle dürfen mal in einen Riesenroboter schlüpfen und das Gefühl geniessen, für eine kurze Zeit stärker als alle anderen zu sein. In «Star Wars Battlefront» dagegen schaut man meistens neidisch einem anderen Spieler dabei zu.

Luke Skywalker mit grünem Laser-Schwert nutzt die Macht.
Legende: Force Push. Electronic Arts

Das ist nicht das einzige Problem von «Star Wars Battlefront». Schlecht sind auch die Respawn-Punkte – wo wir wieder auf dem Schlachtfeld erscheinen, wenn wir gestorben sind. Oft erscheinen wir sehr weit abseits der Action und müssen lange laufen, bis wir wieder in der Nähe des nächsten Ziels sind. Besonders in den Spielvarianten, in denen es darum geht, Territorium zu halten (z.B. «Dropzone» oder «Supremacy»), ist das ein schwerer Nachteil für die Angreifer, da sie so Zeit mit Laufen verschwenden.

Seltsamerweise passiert oft auch das genaue Gegenteil: Wir erscheinen mitten im Getümmel oder hinter feindlichen Reihen und werden ohne eine Chance sofort wieder erledigt. Das ist besonders unverständlich, weil «Star Wars Battlefront» von Dice entwickelt wurde, die mit der «Battlefield»-Serie eigentlich bewiesen haben, dass sie solche Probleme vermeiden können.

Mit Freunden spielen ist mühsam

Ebenfalls schlecht ausgeführt ist das Party-/Partner-System. Wir können mit unseren Freunden eine Gruppe bilden und gemeinsam in die Schlacht ziehen. Einen aus der Gruppe können wir ausserdem als «Partner» bezeichnen. Wenn wir gestorben sind, können wir wählen, gleich neben dem Partner wieder zu erscheinen (sofern der noch lebt).

Doch ist das Spiel nicht in der Lage, uns zuverlässig ins gleiche Team zu stecken. Erstelle ich die Party, wenn ich schon in einer laufenden Schlacht stecke, werden meine Freunde einfach zufällig auf freie Plätze verteilt und landen so auch bei den Gegnern. Und da bleiben sie dann Runde für Runde, bis wir den Modus verlassen. Das ist besonders ärgerlich, weil es in anderen Spielen schon lange gelöst ist.

5:0 gewonnen!
Legende: Als ich mal gewonnen habe. Screenshot

Ohnehin finde ich das Partner-System recht sinnlos. Beim Partner respawnen wäre ja toll, aber oft ist der genau so tot wie ich, und die Option entfällt, wir müssen beide wieder von hinten losrennen. In «Battlefield» gibt es deshalb ein «Squad», eine Gruppe von vier Spielern. Damit ist die Chance, dass noch einer lebt, deutlich höher. Weil dieses Team deshalb auch eher zusammenbleibt, wird Kooperation und gezieltes, gemeinsames Vorgehen überhaupt erst möglich.

In «Star Wars Battlefront» wird diese Gruppe auf zwei Personen reduziert und damit Kooperation enorm erschwert. Und das sieht man den Schlachten an: Oft wogen die Kämpfe recht wild und unkoordiniert hin und her. Das ist für Einsteiger ganz in Ordnung, weil es natürlich einfacher ist. Doch mit der Zeit fehlt dann der taktische Tiefgang.

Zu wenig Inhalt

Es gibt zwar Missionen, die wir alleine spielen können (oder auch zu zweit, auch per Split Screen auf der gleichen Couch). Die sind die ersten zwei, drei Mal durchaus unterhaltsam, danach werden sie aber schnell langweilig, weil sie sehr gleichförmig sind. Es gilt beispielsweise, 15 Wellen von Gegnern zu überstehen. Dabei wiederholt sich mehrmals das gleiche Schema: Eine Welle schwacher Stormtrooper; dann eine Welle mit stärkeren Shadowtroopern; dann ein starker Walker. Und dann von vorn, mit etwas mehr Bums. Das ist erschreckend einfallslos.

Das Menu zur Auswahl der Spiel-Variante.
Legende: Lieblingsrotation: Drop Zone zum Aufwärmen. Walker Assault, Supremacy, bis müde. Heroes vs. Villains als Absacker. Screenshot

Eine Geschichte zu erzählen, wird nicht einmal versucht. Das ist erstaunlich, besonders weil sich das «Star-Wars»-Universum ja anbieten würde. Ein kleiner Prolog zum Film wäre naheliegend gewesen.

Doch so muss man sagen: Das Spiel ist zu teuer. Denn in der Standard-Ausgabe sind recht wenige unterschiedliche Schlachtfelder inbegriffen; wer die vier geplanten Erweiterungen ebenfalls möchte, muss zu den rund 70 Franken noch weitere 50 für einen «Season Pass» ausgeben. Wir erhalten also ein Spiel zum Preis von zwei.

Hier schimmert etwas zu offensichtlich das Geschäftsmodell durch: Man ist überzeugt, dass man die Fans der wertvollen «Star-Wars»-Lizenz melken kann.

Zwischen Stuhl und Bank?

Im Vorfeld dachte ich mir, dass «Star Wars Battlefront» in zwei Richtungen kippen kann: Entweder findet sich unter «Star-Wars»- und Shooter-Fans eine grosse Schnittmenge, für die das Spiel die perfekte Mischung ihrer Vorlieben wird. Oder es fällt genau zwischen Stuhl und Bank, zu viel Schiessspiel für die «Star-Wars»- und zu «casual» für die «Battlefield»-Fans.

Doch heute Morgen begriff ich, dass das gar kein Entweder/Oder ist. Wenn ich andere Kritiken und Reaktionen lese, wird klar: Genau beides ist eingetroffen.

Für Shooter-Fans, die von einem Schiessspiel auch nach über hundert Stunden noch Abwechslung und Tiefgang erwarten, bietet «Star Wars Battlefront» zu wenig. Ich würde mich aber eher in das Lager der «Casuals» einsortieren. Deshalb wurde es mir bis jetzt nicht langweilig. Die oben erwähnten Probleme verdarben mir das audiovisuelle Feuerwerk nicht – das grossartige Gefühl, in das «Star-Wars»-Universum einzutauchen, ist noch frisch.

«Star Wars Battlefront» ist für Playstation 4, Xbox One und PC. Es ist ab 16. Das Haikiew ist hier.

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