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Musik-Blog Halbleer ist das neue Ausverkauft

Ab 6. Juni sind Konzerte mit weniger als 300 Besuchern wieder erlaubt. Dabei muss der Veranstalter pro stehender Besucher 4m2 zur Verfügung stellen. Die Lockerungen im Konzertbetrieb bedeuten vorerst also keine vollen Säle und weniger Stimmung. Können wir uns daran gewöhnen?

Das Beste an vollgestopften Konzertsälen ist definitiv die Stimmung. Pop-Konzerte sind etwas Physisches. Sie leben davon, dass man für eine gewisse Zeit auf den natürlichen Anspruch der persönlichen und intimen Distanzzone verzichtet. Corona-Schutzkonzepte verunmöglichen die magische Verschmelzung von Band, Musik und Publikum. Zumindest auf den ersten Blick.

Gregi Sigrist

Gregi Sigrist

Musikjournalist für Pop/Rock von Schweizer Radio und Fernsehen

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Im Musik-Blog schaut er auf, unter und hinter aktuelle Musikthemen und ihre Nebengeräusche.

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Bye bye Nostalgie

Wir können dem alten Status quo von Pop-Konzerten nachweinen solange wir wollen. Glücklich werden wir dadurch kaum. Vielleicht entdecken wir in neuen Konzertformen aber neue Qualitäten. Ein Konzertbesuch wird ganz sicher exklusiver. Dadurch wird die Erwartungshaltung an ein Konzert massiv höher.

Ausserdem müssen wir uns Gedanken darüber machen, was wir bereit sind für einen Konzertbesuch auszugeben. Es braucht ein Konzept mit Preis-Kategorien, die sich an der Zahlungskraft der gewünschten Publika orientiert. Die Veranstalter brauchen kreative Ideen, um mit weniger Eintritten trotzdem erfolgreich wirtschaften zu können.

Bands brauchen neue Strategien

Da kaum jemand bereit sein wird, für eine ihm unbekannte Band einen hohen Eintrittspreis hinzublättern, braucht es attraktive Vermarktungs-Methoden. Die MusikerInnen stehen vor der Herausforderung, ihr Publikum bereits vor dem Auftritt von ihren Live-Qualitäten zu überzeugen. Dabei reicht es kaum einen Live-Clip ins Netz zu stellen.

Gutes Storytelling ist gefragt. Es gilt Wege zu finden, um Leute für den Auftritt einer Band zu begeistern, die sie noch nicht kennen. Das sind grosse Herausforderungen. Vielleicht aber auch Hürden, die es zu überwinden gilt, um neue Kunstformen zu entdecken. Wie das geht? Das werden uns ganz viele tolle Künstlerinnen und Künstler in nächster Zeit vorführen. Da bin ich mir ganz sicher.

Mit Distanz Nähe schaffen

Interessant wird auch zu erleben sein, wie im neuen Konzertbetrieb trotz Distanz Nähe geschaffen wird. Dies wird gelingen. Wieso? Weil die Konzertbesucher ausgestellt sind. Es gibt kein Verschwinden mehr in der Masse. Wenig Anonymität. Die Einhaltung von höflichen Abständen haben das Potenzial, eine intime Konzert-Atmosphäre zu schaffen.

Es ist ganz sicher nicht die Stunde von wilden Punk-Konzerten mit Pogo-Ekstasen. Dafür können Bands auf einem ganz anderen Level mit Dynamiken arbeiten. Die Künstler können Songs auf eine Art und Weise aufführen, wie sie es vielleicht noch nie gemacht haben. Niemand wird in dieser Konzertsituation ausgedehnt smalltalken. Man wird da sein, um Musik zu erleben. Das könnte eine unglaublich bereichernde Zeit werden.

Und ja. Irgendwann tummeln wir uns dann wahrscheinlich wieder mit Zehntausenden, dicht gedrängt und schweissgebadet, in den vordersten Reihen. Im Speichelregen der brillanten Pop-Stimmen unserer Zeit.

Also. Ich nicht. Ich bin dann etwas weiter hinten. Oder auf der Seite. Mit etwas Platz. Wie immer. Ich schaue zu und freue mich, wenn der Moment kommt, in welchem die Band und der Saal eins werden. Wenn das passiert, zieht es mir die Mundwinkel Richtung Ohren.

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