Montagmorgen 08:30 Uhr in Mürren. Im Dorf sind die «Mulis» unterwegs. Die Allround-Fahrzeuge fahren mit höchstens 30 kmH durch das Dorf und sammeln den am Strassenrand oder in Containern deponierten Abfall ein. Im «Muli» wird der Abfall direkt gepresst und anschliessend zur Schilthorn-Transportbahn gefahren. Dort wird der volle Container an eine Gondel gehievt und anschliessend ins Tal transportiert.
Die Transportbahn wurde irgendwann - niemand weiss heute noch genau wieso - auf den Namen «Käthi» getauft. Auf «Käthi» ist auch Oskar Quesada mächtig stolz. Der gebürtige Spanier ist vor 32 Jahren zum Arbeiten nach Mürren gekommen und hier hängen geblieben. Früher war er als «Allrounder» auf dem Schilthorn tätig, heute geniesst er seine Aufgabe bei der Transportbahn. «Diese steile Seilbahn ist schon sehr speziell und die Aussicht einfach genial», schwärmt er.
Leben und arbeiten im abgelegenen Bergdorf
Denise Hauser ist durch und durch Mürrnerin. Sie hat auch sonst viel von der Welt gesehen, aber dieses Dorf, hoch oben in den Bergen, sei halt schon einzigartig schön. Mit 21 Jahren ist «Denise vo dr Poscht» aus dem Emmental nach Mürren gekommen. Wie viele andere Auswärtige hat auch sie hier mit den Jahren Wurzeln geschlagen. Zuerst arbeitete sie auf der Post, später an der Reception eines Hotels, dann führte sie einen Souvenirladen.
«Eigentlich passe ich nicht richtig auf Mürren», meint Denise Hauser. Sie fahre weder gerne Ski noch gehe sie gerne wandern. «Aber es musste ja auch immer Leute geben, die Après-Ski machen – und darin war ich wirklich stark», meint sie lachend. Sie erinnert sich an früher als es in den Hotels Palace und Eiger noch live gespielte Orchestermusik gab – oder nachmittags im Jungfrau noch beim «Thé dansant» getanzt wurde.
Keine Angst vor Blechlawinen
Ein verkehrsarmer Ferienort hat schon gewisse Vorzüge, meint etwa Leni Siegfried. Sie betreibt seit rund drei Jahren das Geschäft Alpine Style Mürren. In der Abgeschiedenheit sieht sie unter anderem den Vorteil, dass es hier keine Gefahr für Blechlawinen gibt.
Das Leben im Ferienort ist aber nicht immer nur einfach. «Unser Geschäft läuft nur in der Hauptsaison gut. Ausserdem sind wir stark vom Wetter abhängig. Trotzdem unterstreicht sie zum Schluss einen weiteren Vorteil. «Mürren ist klein und überschaubar. Wir kennen einander und haben ein gutes Verhältnis untereinander.»
Der Mann für alle Reparatur-Fälle
In einer kleinen Werkstatt repariert Franz Wenger gerade ein Elektro-Fahrzeug. Als 20-Jähriger kam er als Chauffeur und Betriebsmechaniker nach Mürren. Ein paar Jahre später machte er sich selbständig. Heute ist er der Mann im Dorf, der alles flickt und seine ausschliesslich einheimische Kundschaft mit seiner Arbeit zufrieden stellt.
Kein Grund wegzuziehen
«Kühlen, kühlen, kühlen» heisst es in diesem milden Winter für Eismeister Hansruedi «Hämpu» von Allmen. Aufgewachsen in Gimmelwald lebt der 37-Jährige seit zehn Jahren in Mürren. Er liebt die einmalige Bergkulisse. Im Winter sorgt er für gutes Eis, im Sommer verwandelt er das Eisfeld in ein Fussbaldfeld oder eine Pump Track-Anlage.
Das Leben in der Abgeschiedenheit hat für ihn mehr Vor- als Nachteile. «Ich glaube, hier ziehe ich so schnell nicht weg.»