Roger Federer verabschiedete sich nach dem Davis Cup in die Ferien. Und Stan Wawrinka? Der Romand ist in dieser Woche das Aushängeschild des 250-Turniers in Metz und trifft dort am Donnerstag auf den Deutsch-Jamaikaner Dustin Brown (ATP 87). Dies überrascht, hatte er in Genf doch über «mentale und physische Müdigkeit» geklagt.
Ein schlechtes Gewissen...
Weshalb nimmt Wawrinka diese Strapazen auf sich, anstatt sich eine wohlverdiente Pause zu gönnen? Böse Zungen behaupten, es habe vor allem damit zu tun, dass der Schweizer die Organisatoren nach der letztjährigen Last-Minute-Absage nicht noch einmal verärgern wolle. Damals reagierten die Turnier-Verantwortlichen gereizt, drohten sogar mit rechtlichen Schritten.
... oder einfach Spielpraxis?
Es ist aber nicht anzunehmen, dass Wawrinka nur des schlechten Gewissens wegen den Frankreich-Trip auf sich nimmt. Die Müdigkeit Wawrinkas dürfte denn auch mehr mentaler denn körperlicher Natur sein.
Ein Blick auf die Zahlen stützt diese These: Nur 4 Top-20-Spieler - Verletzte ausgenommen - haben in dieser Saison weniger Turniere bestritten als der Romand. Djokovic (68) und Federer (61) haben auch deutlich mehr Spiele auf dem Buckel als Wawrinka (55).
Wie es sich anfühlt, wenn einem auf der (Saison-)Zielgeraden die Puste ausgeht, musste Wawrinka im letzten Jahr schmerzlich erfahren. Im Zeitraum zwischen den US Open und den World Tour Finals gewann er lediglich eine Partie. In London und beim Davis-Cup-Final zeigte er dann aber wieder starke Leistungen.
Es geht Schlag auf Schlag
Im Gegensatz zu Andy Murray muss sich Wawrinka in diesem Jahr keine Gedanken um den Davis-Cup-Final machen. Wohl mit ein Grund, weshalb der 30-Jährige diesmal durchzieht. Nach dem Turnier in Metz geht es nach einer einwöchigen Pause bereits in Tokio weiter. Ob Wawrinka dort tatsächlich an den Start gehen wird, wird sich zeigen.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 20.09.15, 11:55 Uhr.