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Mensch Die Mainzelmännchen versus Meister Proper

Nicht nur Figuren wie Meister Proper oder Knorrli, die Werber einst erdachten, wurden Kult. Die originellen Wesen aus den Werbetrennern stehen ihnen in nichts nach.

Die Mainzelmännchen sowie s’Pferdle und s’Äffle sind fester Bestandteil der Popkultur der 80er-Jahre. Dabei wurden sie nur als Werbetrenner konzipiert – also quasi als Lückenbüsser. Um das Programm von den Werbeblöcken sauber abzutrennen, mussten Mini-Sendeelemente her, die sofort wieder erkennbar waren.

In Deutschland behalf man sich mit Zeichentrickfiguren – und die wurden auch in der Schweiz zum Kult. Filmwissenschaftlerin Yvonne Zimmermann kann sich noch lebhaft daran erinnern: «Besonders s’Pferdle und s’Äffle habe ich in guter Erinnerung; wir hatten damals zu Hause nur ARD. Aber in den Ferien konnte ich dann manchmal auch beim ZDF die Mainzelmännchen schauen.»

Randerscheinungen werden Kult

Die Schweizerin tritt in diesen Tagen eine Stelle als Professorin an der Universität Marburg an. Sie befasst sich im Rahmen eines internationalen Forschungsprojektes mit der Geschichte der Werbung.

«Ich erinnere mich zwar nicht an die Schweizer Zeichentrickfiguren», erzählt sie, «aber ich finde es sehr spannend, wie eigentliche Randerscheinungen wie s’Pferdle und s’Äffle es geschafft haben, zu einem Phänomen der deutschsprachigen Popkultur zu werden – und das ganz ohne Werbebudget.»

Der erste Schweizer Werbeblock

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Im Jahr 1965 lief zum ersten Mal Werbung im Schweizer Fernsehen – über Marken und Produkte, die noch heute in aller Munde sind. Hier gehts zum Beitrag zum Thema.

Die Werber konnten sich damals noch so grosse Mühe geben, prägnante Figuren wie Knorrli, Meister Proper oder den Michelin-Mann zu stylen – gewisse Figuren schaffen es auch ohne Marketing-Finten und mit weniger Sendezeit, zum Kult zu werden. «Das ist auch das Schöne an Werbung generell», meint die Filmwissenschaftlerin, «sie schafft Anreize, ist eine Art Ressource – aber die Nutzer bestimmen selbst, wie sie dann damit umgehen und was sie zum Beispiel aus einer Werbefigur machen.»

Prägnante Figuren – rar in der Schweiz

Aber wer waren denn die Schweizer Werbetrenner-Helden? Die gab es in dem Sinne nicht, wie René Tobler von der Publisuisse im vergangenen Sommer bei Archivrecherchen herausgefunden hat. Am Schweizer Fernsehen liefen immer wieder andere Trenner-Elemente, so der Archivexperte: «Es gab viele verschiedene Comicfiguren, in den Siebzigern zum Beispiel lief ein kleiner Comic-Sprachkurs mit Hund, Katze und Bär.» Auch Präventionskampagnen und Quizformate fanden laut Tobler in den Werbetrennern Platz.

So präsente Werbetrenner-Figuren wie auf den deutschen Sendern gab es im hiesigen Fernsehen also nicht. Und so konnten die deutschen Werbetrenner-Helden in die Lücke springen. Und sich auch in der Schweizer Popkultur festsetzen.

Auch heute noch im Trend

Die Mainzelmännchen Anton, Berti, Conni, Det, Edi und Fritzchen haben dieses Jahr den 50. Geburtstag gefeiert. Und s’Pferdle und s’Äffle schaffen es genauso, bis heute Teil der Popkultur zu bleiben.

Das weiss Zimmermann aus erster Hand: «Mein Neffe ist drei, und der hat den Bananenblues von Pferdle und Äffle entdeckt und ist ein grosser Fan geworden. Diese Figuren haben sich ganz abgelöst von ihrem Werbekontext und leben jetzt sogar schon in einer neuen Generation weiter.»

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