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Gesellschaft & Religion «Yoga war das richtige Werkzeug für die Zeit im Cockpit»

Der Solar-Impulse-Pilot André Borschberg verbachte 118 Stunden alleine in einem vier Kubikmeter grossen Cockpit. Dass er diesen Flug ohne Muskelschwund und mit einer positiven Einstellung überstand, verdankt er dem Yoga.

Es war das erste Mal, dass ein Pilot fünf Tage und fünf Nächte alleine in einem Cockpit verbrachte: Wie hat Ihnen Yoga dabei geholfen?

Solar Impulse

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Solar Impulse ist ein Flugzeugprojekt von André Borschberg und Bertrand Piccard, sowie die Bezeichnung der entwickelten Solarflugzeuge. 2012 gelang der erste Interkontinentalflug eines mit Solarenergie betriebenen Flugzeugs. Die geplante Weltumrundung musste im Juli 2015 auf Hawaii unterbrochen werden.

André Borschberg: Ich wusste, dass ich etwas brauche, das mir hilft während dem Flug die richtige Einstellung zu behalten. Ausserdem war das Cockpit viel zu klein, deshalb musste ich körperlich flexibel sein. Die Erfahrungen, die ich mit Yoga in den letzten zwölf Jahren gemacht habe, haben mir gezeigt, dass Yoga das richtige Werkzeug für diesen Flug ist. Als ich nach 118 Stunden aufstand, hatte ich keine Muskelbeschwerden und mein Körper war in einem erstaunlichen Zustand.

Half Ihnen Yoga auch schwierige Entscheidungen zu treffen?

Als ich nach zwölf Stunden den «point of no return» erreicht hatte, musste ich aufgrund eines Defektes entscheiden, ob ich zurück nach Japan fliege oder weiterfliege. Ich fühlte, dass es richtig ist, weiterzugehen. Bei dieser Entscheidung half mir Yoga. Ich war auf dem richtigen Energieniveau, fühlte mich zentriert. Der Geist und Körper waren eins. Da war es einfacher, die richtige Entscheidung zu treffen.

Bilder zeigen, wie Sie im Cockpit Yoga machen. Wie haben Sie auf so kleinem Raum die Yoga-Posen ausführen können?

Experiment Sendungstausch

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Die Redaktionen von sportlounge und Kulturplatz haben ein Experiment gewagt und einander für eine Sendung die redaktionelle Hoheit überlassen. In der Sendung sportlounge vom 24. August 2015 erkunden die Kulturredaktoren Sportliches und fragen: Wo ist der Sport kulturell?

Mein Yoga-Lehrer und ich haben während drei Jahren an Yoga-Posen gearbeitet, die ich vor und während dem Flug machen konnte. In diesen fünf Tagen und fünf Nächten, die ich durchgeflogen bin, habe ich jeden Tag eine Stunde Yoga gemacht. Wenn ich die Sauerstoff-Maske aufgesetzt hatte, konnte ich die Übungen nicht körperlich ausführen. Dann schloss ich die Augen und ging die Übungen in meinem Kopf durch. Ich fühlte, wie ich die Yoga-Posen mache.

Ist Yoga für Sie Sport?

Die Hauptfrage für mich ist: Fühle ich mich verantwortlich für meinen Körper oder nicht? Gehört mein Körper zum Arzt und er repariert ihn, wenn es ihm nicht gut geht, oder probiere ich, meinen Körper selber zu pflegen? Wenn man es so sieht, ist Yoga auch eine Hilfe, sich besser zu fühlen und seinen eigenen Körper zu pflegen. Sie können es nennen, wie Sie wollen, für mich ist Yoga die Brücke zwischen Geistlichem und Physischem.

Es gibt Forscher die sagen, Yoga sei eine Neuerfindung des Westens. Hätte Yoga den gleichen Reiz für Sie, wenn es keine alt-indische Tradition wäre?

Es ist tatsächlich so, dass das Yoga hier im Westen nicht das ist, was es in Indien einmal war. Mein Ziel ist es, die richtige Balance zwischen dem Körperlichen und Geistlichen zu erlangen. Es gibt wahrscheinlich Schulen in Indien, die mir das beibringen, aber auch Studios in der Schweiz oder in Amerika. Ich glaube, das ist nicht eine Sache des Landes, sondern der Philosophie.

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