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International Die «Republic of Samsung» bebt

Die Pleite mit dem Galaxy Note 7 ist nicht nur für Samsung ein Desaster, sondern für ganz Südkorea. Denn Samsung ist mit einer halben Million Angestellten einer der grössten und wichtigsten Arbeitgeber im Land.

Samsung muss sein Flaggschiff-Handy Galaxy Note 7 zurückziehen, weil es Fälle von brennenden Akkus gegeben hat. Für die Südkoreaner ist dies ein Schock, wie er das Swissair-Grounding 2001 war, wie SRF-Asienkorrespondent Pascal Nufer erklärt.

SRF News: Hat die Meldung von Samsung, Produktion und Verkauf des Galaxy Note 7 einzustellen, in Südkorea hohe Wellen geworfen?

Pascal Nufer: Das kann man so sagen. Die Meldung kommt für Südkorea zu einem sehr unglücklichen Zeitpunkt, sie verursacht grosse Verunsicherung. Sowieso sorgt sich die Bevölkerung seit längerem über die Zukunft der südkoreanischen Wirtschaft, denn das Wachstum schwächt sich ab. Ein Beispiel ist die Jugendarbeitslosigkeit, die inzwischen bei über zehn Prozent liegt. Hinzu kommt, dass im laufenden Jahr bereits andere grosse südkoreanische Konzerne Federn lassen mussten. Insofern sind die Negativschlagzeilen von Samsung weiteres Salz in die Wunde der Südkoreaner, die auf ihre Weltkonzerne wie Samsung, Hyundai oder LG sehr stolz sind.

Vom Kühlschrank über die Zahnbürste zum Smartphone, vom Lift über Medizinalgeräte bis zur Kreditkarte: Alles ist in Südkorea Samsung.

Wie fallen die Reaktionen in den südkoreanischen Medien aus?

Auch die Medien sind geschockt. Allerdings reagieren sie mit viel Zweckoptimismus auf die Hiobsbotschaft. Man muss sich die Bedeutung des Riesenkonzerns Samsung für Südkorea – auf ihn gehen rund 20 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes zurück – vor Augen führen: Verglichen mit Schweizer Verhältnissen kann man vielleicht die Betroffenheit heranziehen, die nach dem Swissair-Grounding 2001 herrschte. Auch mit Samsung wird ein Symbol des Nationalstolzes getroffen. Allerdings ist die Beziehung der Südkoreaner zu Samsung noch viel tiefer. Für viele Leute besteht das ganze Leben aus Samsung. Man nennt Südkorea deshalb auch die «Republic of Samsung» – und daran ist durchaus etwas Wahres. Vom Kühlschrank über die Zahnbürste zum Smartphone, vom Lift über Medizinalgeräte bis zur Kreditkarte: Alles ist in Südkorea Samsung.

Wie reagiert die südkoreanischen Regierung auf das Galaxy-Desaster bei Samsung?

Bis jetzt war die Regierung mit Reaktionen eher zurückhaltend. So hat sich etwa ein Vertreter des Handelsministeriums bemerkbar gemacht und sich bloss in technischen Überlegungen zu den möglichen Ursachen der Batterieprobleme beim fraglichen Samsung-Handy geäussert. Anders sieht das etwa in China aus. Dort widmet sich die parteinahe Zeitung «Global Times» Samsung mit einer ganzen Seite – und hält nicht mit Kritik zurück. Samsung sei eine Folge der verfehlten Wirtschaftspolitik Südkoreas, in dem ein paar wenige, aber riesige Familienbetriebe zu einem Klumpenrisiko für einen ganzen Staat werden könnten.

Audio
«Die Negativschlagzeilen von Samsung sind weiteres Salz in die Wunde der Südkoreaner»
aus SRF 4 News aktuell vom 12.10.2016.
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 56 Sekunden.

Und was sagt Samsung zu dem Flop? Südkoreanische Unternehmen gelten ja als eher zurückhaltend bezüglich der Kommunikationsstrategie?

Die Zurückhaltung zeigt sich auch im aktuellen Fall. Laut Medienberichten war das Thema Galaxy Note 7 beim wöchentlichen Konzernleitungsgreffen heute Morgen tabu. Auch offiziell hat Samsung bislang ausser der spröden Ankündigung eines Produktionsstopps nichts gesagt. Es heisst bloss, man müsse zuerst die genauen Gründe für die Probleme eruieren. Offensichtlich will man lieber wenig sagen als etwas Falsches. Experten taxieren den Umgang mit dem Desaster aber als Prüfstein der noch jungen Geschichte Samsungs. In den Medien wird denn auch der Fall Nokia herbeigezogen: Auch dieser einst weltweit dominierende Handykonzern sei sehr schnell von ganz oben nach ganz unten gefallen.

Das Gespräch führte Salvador Atasoy.

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