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International Viele Italiener fühlen sich überfordert von den Flüchtlingen

Täglich suchen Hunderte ihr Glück in Europa. Nach einer häufig qualvollen und gefährlichen Überfahrt landen sie erst einmal in Italien. Viele Italiener finden, es seien längst viel zu viele. Der Staat könne es sich nicht leisten, ihnen Hilfe zu gewähren.

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Die Flüchtlinge wecken Ängste in der Bevölkerung
aus SRF 4 News aktuell vom 13.08.2014.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 33 Sekunden.

Noch nie erreichten so viele Flüchtlinge über das Meer Italien wie in diesem Jahr. Es sind schon gegen 100‘000 Menschen, die Italien allein dieses Jahr versorgen musste. Das weckt in Ängste in einem Land, dem es selbst wirtschaftlich schlecht geht. Es gebe zwar keinen einheitlichen Grundton für oder gegen Flüchtlinge in der italienischen Bevölkerung, sagt Rolf Pellegrini, SRF Italien-Mitarbeiter. «Für viele Italienerinnen und Italiener ist die Haltung der Kirchen prägend, auch moralische Menschenrechtsüberlegungen sind wichtig.»

Er verheimlicht aber nicht, dass es die andere Seite in Italien auch gibt. Diese sei gar in der Mehrheit, vermutet er. Sie findet, Italien sei mit den Flüchtlingen überfordert, die Flüchtlingswelle sei eine Invasion.

Angst vor Rassismus-Vorwürfen

Untermauert wird diese Meinung von einer Studie, die von der Lega Nord verbreitet wurde. Sie besagt, dass die Betreuung der Flüchtlinge jährlich zwölf Milliarden Euro koste. Dieses Geld habe Italien schlicht nicht, findet ein grosser Teil der Bevölkerung. «Diese Ansicht wird von vielen geteilt, im Norden wie im Süden, auch von Politikern, aber diese halten sich mehrheitlich bedeckt», sagt Pellegrini. Denn das Thema sei politisch nicht korrekt. Es könne von den Gegnern ausgeschlachtet werden als xenophob oder gar rassistisch. «Also hüten sich Politiker davor, ihre Meinung klar auszudrücken.»

Rezession in Italien

Zu den schlechten Gefühlen gegenüber den Flüchtlingen trägt bei, dass Italien wieder in einer Rezession ist. Diese wirtschaftlich desaströse Situation verstärke die Missstimmung, stellt Pellegrini fest. «Umso mehr, als die offizielle Arbeitslosenstatistik geschönt ist.» Denn sie beinhalte nur jene, die in den Arbeitsämtern als Stellensuchende registriert sind. «Die Gesamtzahl jener, die keine Arbeit haben, ist weit höher. Vermutlich doppelt so hoch. Also gibt es in Tat und Wahrheit nicht 13 Prozent, sondern über 20 Prozent Arbeitslose.»

EU-Skeptiker profitieren

Von dieser Verunsicherung und Wut profitiere politisch in erster Linie die Lega Nord und jene Politiker ausserhalb der Lega, die meinen, es gehe nicht an, die Augen zu verschliessen, sagt der SRF-Mitarbeiter. Gestärkt würden dadurch auch all jene, die gegen Brüssel sind, gegen die EU. «In Italien ist die Meinung weit verbreitet, die europäische Kommission, sei inaktiv», sagt Pellegrini. Ihr werde unterstellt, die Kommission schaue lieber weg, weil man sich an diesem Thema die Finger verbrennen könne.

Die italienische Regierung fordert von der EU schon lange, dass ihr Einsatz auch finanziell viel stärker anerkannt wird, als dies bisher geschieht. Und sie hält fest, Italien sei nur ein Durchgangsland. Nach einer geregelten Aufnahme müssten die Flüchtlinge von den EU-Ländern übernommen werden.

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