Roulette, Poker, Spielautomaten: Glücksspiel anzubieten, das sei nun wahrlich keine Staatsaufgabe. Das sagt der Badener SP-Mann Markus Widmer. Er und seine Partei fordern deshalb, dass die Stadt ihre Aktienanteile an der Stadtcasino Baden AG verkaufen, zumindest einen solchen Verkauf prüfe solle.
Ein Casino ist ja kein Regionalwerk, das der Stadtbevölkerung direkt dient.
51 Prozent der Casinoaktien gehören der Stadt Baden. Der Stadtrat will den SP-Vorstoss zwar annehmen und damit den Aktienverkauf prüfen – es zeichnet sich aber bereits Widerstand ab.
Ausgerechnet FDP-Politiker Philippe Ramseier hält dieses staatliche Engagement in der Privatwirtschaft ausnahmsweise für sinnvoll. Denn das Casino spüle jedes Jahr etwa 750'000 Franken in die Stadtkasse – als Dividende. Dieses Geld könne die Stadt gut gebrauchen.
Es ist schön, dass wir so Steuer- und Dividendenerträge für die Stadt nehmen können.
Ja, gibt SP-Mann Markus Widmer zu. Allerdings berge der Geldsegen auch grosse Risiken. Denn längst ist die Stadtcasino Baden AG nicht mehr nur im Casino in Baden engagiert. Die Firma hat über die Landesgrenzen hinaus expandiert, betreibt inzwischen ein Casino in Davos, ist an Spielbanken in Sachsen-Anhalt beteiligt und plante ein neues Casino in Wien, welches dann allerdings nach einigen Investitionen scheiterte.
So kam die Stadt zu ihrem Casino-Besitz
Die Beteiligung der Stadt Baden am Casino ist historisch gewachsen. Das Casino ist ursprünglich aus dem Kursaal heraus entstanden. Dort gab es Rösslispiele und Billiard-Tische. 1985 gründete die Stadt eine Aktiengesellschaft für den Kursaal-Betrieb. Diese AG wuchs kontinuierlich und wurde später zur Stadtcasino Baden AG. Heute fungiert diese Firma als Holding und betreibt mehrere Tochterfirmen. |
Das Casino in Davos schreibe Verluste, das Casino-Projekt in Wien sei blockiert und koste Millionen, so Markus Widmer über aktuellen Probleme der Firma. Das Risiko für die Stadt sei erheblich gewachsen.
Es ist nicht die Aufgabe der Stadt, sich im internationalen Spielbankengeschäft zu beteiligen.
Ja, gibt Philipp Ramseier von der FDP zu. Es seien «nicht mehr so rosige Zeiten wie früher» im Casino-Geschäft. Aber gerade deshalb solle die Stadt jetzt nichts überstürzen. Die Branche befinde sich im Umbruch, der Bund werde in einigen Jahren neue Konzessionen und neue Rahmenbedingungen für die Schweizer Casinos definieren.
Es ist ungeschickt, sich ausgerechnet jetzt mit dem Verkauf der Aktien zu beschäftigen.
Erst dann – so Ramseier – könne die Stadt seriös über einen Aktienverkauf diskutieren. Spätestens dann aber wird die Beteiligung der Stadt Baden an diesen Spielbanken in Europa wieder ein Thema in der lokalen Politik.