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Schweiz Der Traum vom Olympischen Feuer

Die Olympischen Winterspiele 2026 sollen in der Schweiz stattfinden: Fünf Projekte ringen um die Austragung. In Zeiten von gigantischen Veranstaltungen wie in Sotschi 2014 ein kühnes Unterfangen, könnte man meinen. Doch Spiele in der Schweiz können durchaus Sinn machen.

Die Schweiz und ihre Olympiabewerbungen. Das ist wahrlich keine Erfolgsstory: Vor drei Jahren begrub das Bündner Stimmvolk eine Kandidatur von St. Moritz und Davos bereits an der Urne und Sion scheiterte mit erfolgsversprechenden Bewerbungen für die Spiele 2002 und 2006. Zum letzten Mal machten die Olympioniken 1948 in der sportlichen Steinzeit in St. Moritz halt.

Eine Grossbaustelle im Wintersportressort Rosa Khutor.
Legende: Gigantismus in Reinform: Für die Spiele in Sotschi wurde ein ganzes Wintersportressort aus dem Boden gestampft. Reuters

Olympische Spiele sind mittlerweile zum Milliardengeschäft geworden und die Austragungsorte müssen gewaltige infrastrukturelle Herausforderungen meistern. Für die Spiele in Sotschi 2014 wurde ein ganzes Skigebiet aus dem Boden gestampft. Und Peking wird 2022 wohl keinen grossen winterlichen Charme ausstrahlen.

Neue IOC-Agenda macht Hoffnung

Gigantismus war in den letzten Jahren also angesagt beim IOC. «Die Spiele von Sotschi waren auch ein Killerargument für die letzte Bewerbung von Davos und St. Moritz», ist Jörg Schild überzeugt. Doch der Präsident von Swiss Olympic sieht Chancen für eine Schweizer Bewerbung: «Wir wollen zeigen, dass sinnvolle und nachhaltige Olympische Spiele möglich sind.»

Hoffnung macht dem obersten Schweizer Olympioniken die vom IOC verabschiedete Agenda 2020. Diese sieht unter anderem vor, dass einzelne sportliche Wettkämpfe an einem anderen Ort ausgetragen werden können. Bei Spielen in Graubünden könnten beispielsweise Eishockeymatches in Zürich ausgetragen werden.

Doch ist es dem IOC mit seiner neuen Politik, kleinere Kandidaturen zu fördern, ernst? Ganz sicher ist sich Schild hierbei nicht. Wenn man die Olympischen Jugendspiele in Singapur und Nanjing anschaue, habe er seine Zweifel, dass man vom Gigantismus weggekommen ist. «IOC-Präsident Thomas Bach ist wohl stark genug, dies bei der Vergabe der Spiele auch durchzusetzen, doch heikel ist die Dynamik während der Vorbereitung des Megaevents», glaubt Hansruedi Müller emeritierter Tourismusprofessor und ehemaliger Präsident des Schweizerischen Leichtathletik-Verbandes.

Ein Auge auf die Asiaten

Trotz der erleichterten Bedingungen ist die Austragung von Spielen immer noch mit grossem Aufwand verbunden. Bleibt die Frage, ob sich dieser Aufwand lohnt? Swiss Olympic erhofft sich durch Winterspiele in der Schweiz einen Schub für den gebeutelten Bergtourismus und schielt dabei nach Asien. «Die nächsten beiden Winterspiele finden in Südkorea und China statt. Die Asiaten werden sich sicher vom Wintersport begeistern lassen», sagt Jörg Schild und sieht eine grosse Gelegenheit für die Schweiz.

Gemessen an der medialen Berichterstattung gebe es wohl keinen besseren Anlass als Olympische Spiele, sagt Jürg Stettler. Doch der Leiter des Instituts für Tourismuswirtschaft an der Hochschule Luzern bezeichnet die Risiken als gross. Am Tag x müsse alles stimmen: «Wichtige Faktoren wie das Wetter und die politische Situation kann man nicht beeinflussen.»

Hebel für Grossprojekte

Die Spiele als reine Werbung für den Tourismus zu nutzen, sei kaum wirksam, sagt Hansruedi Müller. «Die Schweiz ist als Wintersportland schon sehr bekannt und kann diesbezüglich nicht mehr viel erreichen.» Müller sieht in der Durchführung von Olympischen Spielen viel eher die Chance, neue zukunftsweisende Projekte anzupacken. Spiele in der Westschweiz könnten beispielsweise zum Anlass genommen werden, die Verkehrssituation zwischen Lausanne und Genf zu verbessern, so der emeritierte Tourismusprofessor.

Olympische Winterspiele in der Schweiz können also durchaus Sinn machen. Doch, und darin sind sich alle Experten einig, muss zuerst ein wohl durchdachtes Projekt mit grossem Rückhalt aufgegleist werden. Erst dann kann die Geschichte der Schweizer Olympiabewerbungen um ein erfolgreiches Kapitel angereichert werden.

Das Bewerbungsverfahren

Die Olympische Fackel soll wieder in der Schweiz brennen. Fünf Projekte haben bei Swiss Olympic ihr Interesse an einer Austragung der Olympischen Winterspiele 2026 bekundet: die Zentralschweiz, Graubünden und Partner, die Westschweiz sowie zwei Projekte, welche die ganze Schweiz einbeziehen wollen. Der Verband will nun bis Ende des Jahres verschiedene Workshops mit den Interessenten durchführen. Im Dezember sollen schliesslich die definitiven Kandidaturdossiers eingereicht werden. Grundvoraussetzung für eine Kandidatur: Bis im Sommer 2017 müssen alle politischen Hürden genommen werden. Spätestens im September 2017 entscheidet das Schweizer Sportparlament über eine definitive Kandidatur.

Sendebezug: SRF1, Regionaljournal Graubünden, 7.6.16, 17:30 Uhr

Genf oder Zürich als Bedingung

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Für die beiden Tourismusexperten Hansruedi Müller und Jürg Stettler ist der Einbezug von Genf oder Zürich in eine Schweizer Olympiakandidatur aufgrund der Flughäfen und der Übernachtungsmöglichkeiten matchentscheidend. Man müsse von diesen beiden Destinationen aus denken, so Müller. Zumindest in Zürich hat man noch einige Vorbehalte.

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