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Eine geologische – keine politische Begründung
Aus HeuteMorgen vom 12.09.2022. Bild: Keystone/Michael Buholzer
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Endlager-Standortsuche beendet Weshalb will die Nagra das Atomendlager in Nördlich Lägern?

Die Nagra erklärt sich: Die wichtigsten Fragen und Antworten zum geplanten Endlager für atomare Abfälle aus den AKW.

Was sagt die Nagra zu ihrem Standortentscheid? Es ist eine geologische Erklärung. Die Nagra erläutert, warum sich der dort gefundene Opalinuston besonders für die Einlagerung des hoch radioaktiven Abfalls eigne. Nagra-Chef Matthias Braun sagte: «Es ist ein eindeutiger geologischer Entscheid. Unser Konzept ist sicher. Nördlich-Lägern ist der beste Standort mit den grössten Sicherheitsreserven.»

Geeignete Geologie mit Opalinuston

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Die wichtigsten natürlichen Barrieren bei einem geologischen Tiefenlager für radioaktive Abfälle sind stabile und dichte Gesteinsschichten, wie der Kanton Zürich auf seiner Internetseite schreibt. Sie sollen verhindern, dass Radioaktivität aus dem Tiefenlager austreten kann.

Im Zürcher Unterland liege mit dem Opalinuston ein Gestein für das Tiefenlager vor, das praktisch wasserundurchlässig ist und sich selbst abdichtet, wenn es mit Wasser in Kontakt kommt. Geologen hätten zudem die Langzeitstabilität der Gesteinsschicht als günstig beurteilt, heisst es weiter. Gemäss Erkenntnissen der Nagra aus den Tiefbohrungen sei der Opalinuston sehr dicht.

Für die Anlagen auf der Oberfläche werden bis zu acht Hektaren Land benötigt. Das entspricht rund elf Fussballfeldern. Die gesamte Infrastruktur an der Erdoberfläche benötigt eine Fläche von bis zu 20 Hektaren.

Die Nagra will den Entscheid strikt wissenschaftlich begründen, und nicht politisch. Es soll nicht der Verdacht aufkommen, man habe den Ort ausgewählt, an dem der Widerstand am geringsten gewesen sei. Eine weitere Information findet am Standort der Verpackungsanlage in Würenlingen/AG beim Zwischenlager statt. Dort werden dereinst die Brennstäbe für den Transport bereitgestellt, was sehr heikel ist. Die Orientierung im betroffenen Gebiet Nördlich Lägern ist am Nachmittag geplant.

Schweizer Karte: Das Endlager Nördlich Lägern liegt zwischen den Kantonen Aargau und Zürich und der Deutschlandgrenze.
Legende: SRF

Wie fix ist der Standort Nördlich Lägern nun? Er ist sehr fix. Ein Kippen des Entscheids durch den Standortkanton Zürich ist nicht mehr möglich. Das ist eine Folge davon, dass die Nagra in den 1980er- und 90er-Jahren eigentlich ein Lager am Wellenberg im Kanton Nidwalden bauen wollte. Aber die Bevölkerung dort wehrte sich mit mehreren Volksabstimmungen dagegen, sodass die Nagra zurück auf Feld 1 musste. Danach wurde die Gesetzgebung geändert, damit sich die betroffenen Standortkantone nicht mehr wehren können. 

Regierungsrat Neukom: «Kein politischer Entscheid»

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Nach Bekanntwerden des Resultats am Samstag sei der Vorwurf im Raum gestanden, es handle sich um einen politischen Entscheid. Martin Neukom widerspricht. Nördlich Lägern sei aus Sicherheitsgründen der beste Standort, nicht aus politischen.

Die Zürcher Regierung habe sich natürlich nicht gewünscht, Standort zu sein. Aber: «Die Sicherheit muss Vorrang haben.» Und wenn sich zeige, dass die Sicherheit in Nördlich Lägern am höchsten sei, dann müsse man das akzeptieren. Man werde die weitere Entscheidungsfindung aber auch kritisch begleiten, so Neukom weiter.

Nun wird die Nagra als Nächstes das Rahmenbewilligungsbesuch einreichen, der Bundesratsentscheid darüber wird für 2029 erwartet. Wahrscheinlich gibt es auch eine nationale Volksabstimmung, bei der der Entscheid noch gekippt werden könnte. Doch selbst wenn das Volk zustimmt: Bis die ersten Abfälle vergraben werden, dauert es noch mindestens bis 2050. Mit dem Bau ist nicht vor 2045 zu rechnen. Es sind sehr lange Prozesse, aber verglichen damit, dass die Brennstäbe noch die nächsten paar hunderttausend Jahre strahlen werden, ist das doch sehr relativ.

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Aus dem Archiv: Nördlich Lägern wieder im Spiel.
Aus Schweiz aktuell vom 08.02.2016.
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Gibt es internationale Reaktionen auf den Standortentscheid? Ja, vor allem aus Deutschland, weil das Lager sehr nahe an die deutsche Grenze kommen soll. Der Ton ist kritisch: Das deutsche Umweltministerium bezeichnet den Standort als grosse Belastung für die umliegenden Gemeinden. Aus den angrenzenden Landeskreisen in Deutschland gibt es auch schon Forderungen nach einer finanziellen Entschädigung.

Nagra-Chef Mathias Braun sagt dazu: «Der nahe Standort an der deutschen Grenze ist eine Folge der geologischen Gesteinsschichten. Die deutsche Seite ist in den Regionalkonferenzen auch involviert. Wir haben uns viel abgesprochen mit der deutschen Seite.» Doch Sorge macht Deutschland auch der Standort der geplanten Verpackungsanlage bei Würenlingen im bisherigen Zwischenlager, auch das liegt sehr nahe an der deutschen Grenze.

Gebiet Haberstal Stadel, Noerdlich Laegern: Links Bäume, dann eine Wiese, rechts ein bewaldeter Hügel, sehr idyllisch.
Legende: Das Gebiet Haberstal Stadel, Nördlich Lägern. Hier wird das geologische Tiefenlager entstehen. KEYSTONE/Michael Buholzer

Haben andere Staaten schon ein Tiefenlager? Alle Länder, die Atomkraftwerke betreiben, haben dasselbe Problem, nämlich den radioaktiven Abfall. Die Lösung sieht im Moment so aus, dass man den Atommüll unter die Erde bringen will und dort für mehrere hunderttausend Jahre verschliesst. Am weitesten ist man in Finnland. Dort wird in den nächsten Jahren ein Tiefenlager – das erste weltweit – in Betrieb genommen. Frankreich und Schweden haben zumindest schon Standorte definiert, und in Deutschland soll der Standortentscheid frühestens 2031 fallen.

Entschädigungen und Abgeltungen

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Der Zürcher Regierungsrat Martin Neukom erklärte an einer Pressekonferenz heute, dass bei Beschädigungen aufgrund der Bautätigkeit direkt Entschädigungen bezahlt würden.

Abgeltungen wegen Wertverlust dagegen seien nicht konkret im Gesetz geregelt. Man werde auch von Seite der Kantone darauf pochen, dass es solche Abgeltungen gebe, für die Gemeinden. Da gebe es nun intensive Verhandlungen. Auch deutsche Gemeinden seien in die Verhandlungen involviert, so Neukom. Da werde keine Unterschiede geben, die Abgeltungen sollten «fair» vorgenommen werden.

Monika Stauffer vom BFE sagt, diese Abgeltungen sollten aber nicht an einzelne Gemeinden bezahlt werden, sondern an Regionen, zur Entwicklung beispielsweise. Private hätten kein Anrecht auf Abgeltungen.

Zur Höhe der Abgeltungen wurde an der Pressekonferenz im Bundeshaus nichts gesagt, da diese nun ausgehandelt würden.

Klar ist: Damit hat die Nagra nichts zu tun, wie CEO Matthias Braun ergänzte. Die Rolle der Nagra sei rein wissenschaftlich.

 

Heute Morgen vom 12.09.2022, 06:00

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