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Schweiz Gemeinden profitieren von rekordtiefen Zinsen

Während Sparer jammern, weil sie auf ihre Guthaben keine Zinsen mehr erhalten, reiben sich die Finanzvorsteher der Schweizer Gemeinden die Hände: Noch nie konnten sie so günstige Kredite aufnehmen. Gewisse Gemeinden erhalten Geld sogar gratis.

Beat Hostettler ist zufrieden. Er ist stellvertretender Finanzverwalter der Berner Gemeinde Köniz. Und er sagt: «Vor einigen Jahren mussten wir für Kredite viel höhere Zinsen bezahlen. Im Vergleich dazu haben wir in den vergangenen Jahren einen Millionenbetrag gespart.» Das ist natürlich gut für das Gemeindebudget.

So wie Köniz geht es den meisten Gemeinden: Sie können sehr günstig Geld aufnehmen und zum Teil auch Schulden abbauen. Renate Gautschy vom Verband der Gemeindeammänner des Kantons Aargau berichtet davon, dass Gemeinden 10-jährige Darlehen für einen Zins von 0,5 Prozent erhalten. «Die Gemeinden profitieren wirklich vom aktuellen Zinsumfeld», so Gautschy.

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Negativzinsen: Zürcher Gemeinden profitieren (4.2.2016)
03:08 min
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Gratisgeld und Geschenk

Manchen Gemeinden gelingt es sogar, noch bessere Konditionen auszuhandeln: So erhielt das zürcherische Gossau einen 4-Millionen-Kredit ohne jeden Zins. Und eine weitere Zürcher Gemeinde holte gar noch mehr heraus: Gemäss Recherchen des «Regionaljournals Zürich/Schaffhausen» bekam die Gemeinde für einen Schulhausneubau zum zinslosen Kredit noch ein Geschenk von mehreren tausend Franken dazu. Damit belohnte die Bank die Gemeinde, weil sie das Geld sonst bei der Nationalbank hinterlegen und darauf einen Negativzins hätte zahlen müssen.

Es gibt aber auch mahnende Stimmen: Reto Lindegger ist Direktor des Schweizerischen Gemeindeverbandes. Er warnt die Gemeinden davor, übermütig zu werden: «Eine Gemeinde sollte nicht einfach Kredite aufnehmen, weil sie so günstig sind. Sonst besteht die Gefahr, dass sie zu viel investiert. Denn die Zinsen können auch wieder steigen.»

Gemeinden als Kreditgeber

Die tiefen Zinsen haben noch andere Folgen: Nicht nur für Privatsparer ist es unattraktiv, das Geld auf dem Bankkonto zu lassen, dies gilt auch für die Gemeinden. Und so machen die tiefen Zinsen erfinderisch. Beispiel Pontresina: Die Bündner Gemeinde wollte ein neues Pflegezentrum bauen. Die Dorfbewohner lehnten das Projekt jedoch ab. Nun sass die Gemeinde auf 5 Millionen Franken, die gerade nicht gebraucht wurden. Auf der Bank hätte es keinen Zins für das Geld gegeben.

Doch die Nachbarsgemeinde Samedan kämpfte mit finanziellen Schwierigkeiten und konnte das Geld gut gebrauchen. Also gewährte Pontresina Samedan ein Darlehen im Umfang von 5 Millionen – und erhält dafür einen Zins von 0,5 Prozent. «Das ist eine Win-Win-Situation für beide Gemeinden», sagt Martin Aebli, der Gemeindepräsident von Pontresina. Denn Samedan kommt einfach zu einem Millionenkredit und Pontresina erhält einen Zins für die 5 Millionen.

Die Beispiele zeigen: Wenn die Gemeinden klug handeln, können sie sich die tiefen Zinsen zunutze machen. Und davon profitieren dann alle.

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