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Goldschakale in der Schweiz «In der Schweiz kommen höchstens einzelne Goldschakale vor»

Weil das Grossraubtier natürlich einwandere, sei es geschützt und gelte als heimisch, sagt Martin Baumann vom Bundesamt für Umwelt.

SRF News: Im Kanton St. Gallen ist ein Goldschakal gesichtet worden. In den letzten Jahren gab es auch Beobachtungen in Graubünden, im Kanton Schwyz und den Berner Alpen. Wie gross ist der Bestand in der Schweiz?

Martin Baumann

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Der Biologe ist stellvertretender Leiter der Abteilung Wildtiere und Waldbiodiversität beim Bundesamt für Umwelt.

Martin Baumann: In der Schweiz kommen allerhöchstens einzelne Goldschakale vor. Das sind Einzeltiere, die aus einer Population auf dem Balkan stammen. Die nächstgelegene residente Population ist im Raum Serbien-Ungarn beheimatet. Von dort wandern derzeit einzelne Tiere in die Schweiz, nach Deutschland, Österreich, Italien und ins Baltikum aus. Warum die Tiere vom Balkan abwandern, ist noch nicht schlüssig beantwortet. Möglicherweise hat es einen Zusammenhang mit der Klimaerwärmung.

Der Goldschakal ist eine einheimische, geschützte Grossraubtier-Art.

Von einer Rudelbildung ist man also noch entfernt?

Es gibt überhaupt keine Nachweise auf Reproduktion in der Schweiz. Daher können wir im Moment ausschliessen, dass sich die Tiere hier fortpflanzen. In seltenen Einzelfällen wäre das natürlich möglich.

Der Goldschakal war – im Unterschied zu Wolf und Bär – in der Schweiz nie heimisch. Hat das Auswirkungen auf seinen Schutzstatus?

Rechtlich gesehen ist der Goldschakal aufgrund seiner natürlichen Ausbreitung als einheimisches Tier zu betrachten – im Gegensatz zum Waschbär, der von Menschen aus Amerika nach Europa gebracht wurde. Sein Vorkommen hier ist ganz klar menschenbedingt. Das ist beim Goldschakal nicht der Fall. Er ist natürlich eingewandert.

Wir konnten noch nie nachweisen, dass ein Schaden an Nutztieren effektiv durch einen Goldschakal verursacht worden wäre.

Der Goldschakal gilt also als geschützt?

Genau. Er ist eine einheimische, geschützte Grossraubtier-Art. Das ist deshalb wichtig, weil der Bund sich an der Entschädigung allfälliger Nutztierrisse durch Grossraubtiere beteiligt. Bisher waren nur der Bär, der Wolf und der Luchs aufgelistet. 2012 hat der Bund dann auch den Goldschakal hinzugenommen. Dadurch können allfällige Schäden, die das Tier in der Landwirtschaft anrichten könnte, entschädigt werden.

Gab es schon Meldungen, ein Goldschakal habe Nutztiere gerissen?

Nein. Erstens ist das Tier sehr selten in der Schweiz. Zweitens lebt es sehr zurückgezogen. Wir konnten noch nie nachweisen, dass ein Schaden an Nutztieren effektiv durch einen Goldschakal verursacht worden wäre. Aber es könnte sein, dass das plötzlich auftritt. Dann wäre man gewappnet und könnte die betroffenen Landwirte entschädigen.

Das Gespräch führte Elmar Plozza.

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