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Inländervorrang im Kino Schauspieler gegen Politiker: Wenn der Staat die Rollen besetzt

  • Die Schweizer Kulturszene setzt sich jetzt gegen den Inländervorrang zur Wehr.
  • Die Filmproduzenten fordern, dass die Schauspieler wieder von der Liste der meldepflichtigen Berufe gestrichen werden.
  • Bundesrat Alain Berset zeigt wenig Verständnis für die Empörung.

Schweizer Kulturschaffende sind empört: «Ich dachte, das sei ein Witz», sagt Filmregisseur Michael Steiner. «Das kann überhaupt nicht funktionieren, denn wir casten nicht nach verfügbaren Schauspielern, sondern danach, wen wir für die Rolle brauchen.»

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Michael Steiner, Regisseur
Aus News-Clip vom 30.05.2018.
abspielen. Laufzeit 8 Sekunden.

Auch die Filmproduzenten wehren sich gegen den Inländervorrang bei Schauspielern. Drei Verbände haben gemeinsam einen Protestbrief an das Staatsekretariat für Wirtschaft (Seco) geschrieben. Sie fordern, dass die Schauspieler von der Liste gestrichen werden.

Thomas Tribolet, Rechtskonsulent des Schweizerischen Verbandes der FilmproduzentInnen, gegenüber der «Rundschau»: «Weil es ein Papiertiger ist, der niemandem etwas bringt.»

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Thomas Tribolet, Schweizerischer Verband der FilmproduzentInnen
Aus News-Clip vom 30.05.2018.
abspielen. Laufzeit 10 Sekunden.

Auch auf den Schweizer Bühnen formiert sich Widerstand gegen die Meldepflicht. Jonas Knecht, Schauspieldirektor des Theater St.Gallen, stört sich an der Regelung: «Zum einen steckt bürokratischer Aufwand dahinter. Und zum anderen ist der Inhalt ein völliger Blödsinn. Es geht um Menschen – und die kann man nicht einfach in ein Schema pressen.»

Kulturminister kritisiert Kulturschaffende

Kulturminister Berset hat wenig Verständnis für die Empörung der Kulturschaffenden. Gegenüber der «Rundschau» wirft er ihnen vor, sie hätten sich zu wenig gegen die Masseneinwanderungsinitiative eingesetzt: «Man hat von ihnen viel zu wenig gehört. Jetzt tragen sie die Konsequenzen.»

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Alain Berset, Bundesrat
Aus News-Clip vom 30.05.2018.
abspielen. Laufzeit 16 Sekunden.

Auch der Architekt des Inländervorrangs, FDP-Nationalrat Kurt Fluri, ist gegen eine Ausnahme für Schauspieler: «Ausnahmen sind immer des Teufels. Es würde sicher auch andere Branchen geben, die sagen würden, sie seien nicht ein Beruf wie jeder andere.» Man habe nun eine milde Umsetzung der Initiative erreichen können: «Und da bitte ich die betroffenen Branchen für Verständnis, aus staatspolitischen Gründen, dass man das nicht noch weiter abschwächen kann.»

Das Seco veröffentlichte im April die Liste der meldepflichtigen Berufe. Diese wurde letzte Woche vom Bundesrat bestätigt. Darunter sind zum Beispiel Betonbohrer, Event-Manager oder Fabrikarbeiter. Doch auch für Berufe, die ein künstlerisches Talent erfordern, gilt der Inländervorrang. Das Staatssekretariat teilt auf Anfrage mit, es sei bewusst «ein einheitliches, objektives und für alle nachvollziehbares Vorgehen» bei der Bestimmung der meldepflichtigen Berufe gewählt worden.

Jeder achte Schauspieler ist arbeitslos

Anfang Juli tritt der sogenannte Inländervorrang in Kraft. Neu müssen Stellen erst den Arbeitsvermittlungszentren (RAV) gemeldet werden, bevor sie ausgeschrieben werden dürfen. Damit erhalten inländische Arbeitskräfte einen Vorsprung gegenüber Ausländern. Betroffen sind Berufe mit mindestens acht Prozent Arbeitslosigkeit. Darunter fallen auch die Schauspieler – 12,8 Prozent von ihnen sind als arbeitslos gemeldet.

Der Inländervorrang ist das Resultat langer Verhandlungen im Parlament. Drei Jahre lang stritt das Parlament darüber, wie die Masseneinwanderungsinitiative umgesetzt werden soll. Das Volk stimmte 2014 dafür, die Zuwanderung zu regulieren.

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