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Stipendien statt Sozialhilfe
Aus 10 vor 10 vom 09.06.2015.
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Schweiz Junge in der Sozialhilfe – die kantonalen Unterschiede sind gross

In der Schweiz sollen weniger Jugendliche und junge Erwachsene als heute von Sozialhilfe abhängig sein. Die Jungen sollen vor allem in der Berufsberatung und bei der Stellensuche unterstützt werden. Schon heute tun die Kantone viel – mit unterschiedlichen Resultaten.

Der Anteil der 18- bis 24-Jährigen, die Sozialhilfe erhalten, beträgt in der Schweiz vier Prozent, gemessen an der Gesamtbevölkerung. Die Ämter wollen die jungen Erwachsenen nicht in der Sozialhilfe, um keinen Preis.

Denn wer zu lange in dem System bleibt, findet nicht wieder raus, viele Jahre, ein Leben lang. «Je länger die Jungen drin bleiben, umso schwieriger wird es, sie wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren», sagt Dorothee Guggisberg, Geschäftsführerin der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe, kurz Skos.

Die Kantone reagieren unterschiedlich, die Angebote variieren gar von Gemeinde zu Gemeinde: Sie beraten die Jugendlichen, koordinieren die Betreuungsstellen, schaffen Brückenangebote, optimieren die Stipendienvergabe oder bieten spezialisierte Ausbildungsplätze an. Die Kantone setzen also viel daran, die Jungen zu unterstützen – mit unterschiedlichem Erfolg.

Während Neuenburg mit einer Quote von 10,5 Prozent auffällt, beträgt diese in Nidwalden 1,1 oder in Uri 1,6 Prozent. Zu den Spitzenreitern gehören auch Basel-Stadt mit 8,2 Prozent, Genf mit 6,6 Prozent und die Waadt mit 6,7 Prozent. Stand 2013, neuere Zahlen gibt es beim Bundesamt für Statistik noch nicht.

Städtische Kantone betroffen

Warum also diese Unterschiede? Gibt es jene, die zu lieb und zu nett sind, zu wenig Härte zeigen? «Mitnichten», sagt Guggisberg. «Einzelne Kantone sind von ihrer Struktur her anfälliger für hohe Sozialhilfequoten.»

Dazu zählen die städtischen Kantone Genf, Basel-Stadt, die Waadt und Neuenburg. Zwei Drittel der Sozialhilfe-Bezüger wohnen in den Städten. Viele davon sind Migranten, die von den Städten angezogen werden. Auch kämpfen die Städte mit höheren Arbeitslosenquoten, ausgespuckt von einem dynamischen Arbeitsmarkt. Ein Markt, der bei Krisen Schwächere aussortiert, und sie in guten Zeiten nicht wieder einstellt. Die billigeren, fähigeren und effizienteren Arbeitskräfte gibt es immer.

Genf und Basel-Stadt erläutern beide, die Quote der jungen Sozialhilfe-Bezüger sei im Verhältnis der Gesamtzahl der Bezüger nicht auffallend hoch. Die Statistik gibt ihnen Recht.

Neuenburg im Fokus

Warum fällt aber der Kanton Neuenburg selbst unter den urbanen Kantonen mit der hohen Quote bei den Jungen auf? Der Kanton schreibt, Leistungsbeiträge wie etwa die Alimentenbevorschussung gehörten im Kanton Neuenburg zu den niedrigsten der Schweiz. Auch sei die Scheidungsrate viel höher als in anderen Kantonen. Somit gebe es viele Alleinerziehende, deren Lohn nicht ausreiche, um davon leben zu können. Die 18- bis 25-jährigen Kinder dieser Familien, die in der Ausbildung sind, würden zu den hohen Zahlen beitragen.

Bleibt die Frage, warum der ebenfalls städtische Kanton Zürich bei den Jungen lediglich eine Sozialhilfequote von 3,6 Prozent aufweist. Dorothee Guggisberg vom Skos kann hier keine Antwort geben. Denn: Viele Faktoren beeinflussen die Höhe der Quote.

Kommt hinzu: Eine einheitliche Methodik und Terminologie fehlt bei der Angebotspalette der Kantone. In vielen Kantonen sind die Angebote zudem intransparent und unübersichtlich. So beschreibt es eine Studie im Auftrag der Direktion für Arbeit des Seco aus dem Jahr 2010.

SP will Strategie

Die SP hat deshalb im Parlament eine Motion eingereicht: Der Bundesrat soll mit den Kantonen und den Fachorganisationen eine Strategie ausarbeiten, mit der die Abhängigkeit von jungen Erwachsenen reduziert werden kann.

Der Bundesrat teilt diese Anliegen und der Ständerat hat heute die Motion an den Bundesrat überwiesen.

Untersucht werden soll, wie Sozialhilfe und Stipendien für jugendliche Sozialhilfebezüger aufeinander abgestimmt sind und wie diese Jugendlichen während der Ausbildung und beim Eintritt in den Arbeitsmarkt begleitet werden. Zudem will der Bundesrat bei der beruflichen Eingliederung den Austausch und die Abstimmung zwischen Bund, Kantonen und den Organisationen der Arbeitswelt verbessern.

Kanton Waadt: Keine Sozialhilfe, dafür Stipendien

Neue Wege geht der Kanton Waadt. Statt Sozialhilfe vergibt der Kanton Stipendien an bedürftige Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahren. Damit der Kanton Ausbildungs- und Lebenskosten übernimmt, müssen Jugendliche mit dem Kanton einen Vertrag unterzeichnen. Darin verpflichten sie sich, eine Berufslehre in Angriff zu nehmen. Seit 2006 haben 705 junge Menschen ein Diplom erhalten. Die Erfolgsquote liegt bei 63 Prozent. Der Staat sorgt für einen Ausbildungsplatz. Für das Programm Forjad hob die Waadt den Stipendienfonds von 35 auf 50 Millionen Franken an.
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