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Der Schweizer Wald stirbt nicht, aber er wird sich verändern.
Aus Nachrichten vom 16.05.2022. Bild: SRF
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Neue Langzeitstudie zeigt Schweizer Wälder befinden sich im Dauerstress

Saure Böden, Schädlinge, viele Früchte: Viele Bäume im Wald sind geschwächt. Es gibt aber auch positive Erkenntnisse.

Seit in den 1980er Jahren das Schlagwort Waldsterben die Runde machte, sorgen sich viele Menschen um die Wälder. Durchaus zurecht, wie eine neue Langzeitstudie über Waldstücke in 14 Kantonen zeigt. Vier zentrale Erkenntnisse aus der Studie:

Nicht alle Eschen sterben: Seit 2008 verbreitet sich ein ursprünglich asiatischer Pilz auf den Eschen in der Schweiz. Dieses sogenannte Eschentriebsterben kann zum Absterben des ganzen Baumes führen. Die Beobachtung von rund 200 Eschen in der Nordwestschweiz zeigt, dass sich die Krankheit schnell auf den Bäumen ausbreitet.

Allerdings wurde auch beobachtet, dass nicht alle Eschen, die befallen sind, schnell absterben. Trotz Pilz-Befall seien viele Eschen vital. Einige Eschen blieben sogar in stark befallenen Regionen bisher ganz vom Pilz verschont. Dieses Phänomen will man nun genauer beobachten und hofft, damit in Zukunft resistente Eschen züchten zu können und so diese Baumart zu retten.

Baumkrone ohne Blätter
Legende: Blick in die Krone einer Esche, die stark vom Eschentriebsterben betroffen ist. Keystone

Waldboden immer saurer: Die Dauerbeobachtung des Waldes zeigt, dass sich die chemische Zusammensetzung des Waldbodens verändert. Immer höher wird im Waldboden die Konzentration von Stickstoff. Während kleine Mengen Stickstoff das Wachstum von Pflanzen fördern, ist die Konzentration an vielen Orten mittlerweile so hoch, dass der Boden zu nährstoffarm ist.

Dies zeigt die Studie dadurch, dass die Waldbäume weniger Kalium und Phosphor aufnehmen können, je höher die Konzentration von Stickstoff im Boden ist. Dies führt wiederum dazu, dass Buchen, Eichen und Fichten weniger stark wachsen und anfälliger für Schädlinge sind. Stickstoff im Waldboden stammt aus der Landwirtschaft (Dünger), aus der Industrie und dem Verkehr (Abgase).

Kind im herbstlichen Wald
Legende: Der Waldboden wurde in den letzten 38 Jahren immer saurer, was für die Bäume ein Problem darstellt. Keystone

Buchen tragen viele Früchte: Seit dem Jahr 2002 tragen die Buchen in der Schweiz viel mehr Früchte. Im Mittel alle zwei Jahre trägt eine Buche mittlerweile mehr als 150 Früchte pro Quadratmeter, was als sogenannte Mastschwelle gilt. Gemäss der Studie ist der Grund für die vielen Buchenfrüchte die vermehrt warmen Frühsommer. Da die Buchen in solchen Jahren enorm viel Energie in die Fruchtproduktion stecken, sind sie geschwächt und wachsen weniger. Häufen sich warme Frühsommer, werden die Buchen also auch durch ihre Früchte geschwächt.

Nüsse
Legende: Die Früchte einer Buche nennt man Buchecker oder Buchennüsschen. imago images

Mehr Trockenschäden 2018 als 2003: Der heisse und trockene Sommer 2018 hat bei Buchen und Fichten zu mehr Schäden geführt als der Jahrhundertsommer 2003. Grund dafür sei wahrscheinlich, dass die Trockenheit 2018 früher im Jahr eingesetzt habe als 2003, so die Studienautorinnen und -autoren. Ausserdem gab es seit 2015 vermehrt trockene Jahre, was dazu führte, dass sich die Bäume nie ganz erholen konnten und so – anders als 2003 – anfälliger für die Trockenheit waren.

Wald mit dürren Bäumen
Legende: Dürre Bäume bei der Wasserfluh im Kanton St. Gallen. Das Bild stammt aus dem Jahr 2019. ZVG / WALD ST. GALLEN UND LIECHTENSTEIN

Besonders betroffen von der Trockenheit 2018 waren und sind die Fichten. In den Jahren 2019 und 2020 starben fast zehn Prozent der von der Studie beobachteten Fichten. Hauptgrund dafür war der Borkenkäfer. Dieser profitierte auch von den Winterstürmen, die nach dem trockenen Sommer viele geschwächte Bäume umknickten und so eine ideale Brutstätte für den Borkenkäfer bildeten.

Die Langzeitstudie bestätigte ausserdem die Erkenntnis anderer Untersuchungen, wonach die Eiche mit der Trockenheit besser umgehen kann als Buche und Fichte. Sie wird damit im Schweizer Wald der Zukunft häufiger vorkommen.

Die Langzeitstudie

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Legende: Sven Hopf (links) und Simon Tresch vom IAP stellen die Studienergebnisse vor. SRF

Die hier aufgeführten Erkenntnisse stammen aus der Walddauerbeobachtung. Diese gibt es seit 1984. Sie wird im Auftrag von acht Kantonen (AG, BE, BL, BS, GR, SO, TG, ZH) und der Umweltfachstelle der Zentralschweiz (LU, NW, OW, SZ, UR, ZG) erstellt. Dabei untersucht das Institut für angewandte Pflanzenbiologie IAP aus Witterswil SO den Wald. Dafür sind 190 Beobachtungsflächen definiert.

SRF1 Nachrichten, 16.05.2022, 12:00 Uhr;

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