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Swiss-Chef Thomas Klühr ringt um Geld und Passagiere
Aus Samstagsrundschau vom 12.12.2020. Bild: Keystone
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Swiss-Chef zur Luftfahrtskrise Thomas Klühr, dürfen bald nur noch Geimpfte an Bord der Swiss?

Die Swiss verliert rund 1.5 Millionen Franken täglich: Reisebeschränkungen, Quarantäneregeln und die Angst, neben jemand Positivem im Flugzeug zu sitzen, lassen die Kundinnen und Kunden vor Flugreisen zurückschrecken. Was ist die Lösung?

Bevor Thomas Klühr abtritt und ab Januar zur Schweizer Luftfahrtstiftung wechselt, nimmt er Stellung.

Thomas Klühr

Thomas Klühr

CEO der Swiss

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1962 geboren, war der Deutsche Thomas Klühr von 1990 bis 2015 bei der Lufthansa – zuletzt war er im Board für die Finanzen und den Hub München zuständig. 2016 wurde er bei der Lufthansa-Tochter Swiss zum CEO berufen.

SRF: Um Passagiere zurückzuholen, forderte die europäische Flugbranche kürzlich ein sofortiges Aufheben der Quarantäne in allen Ländern. Das ist doch ein Wunschtraum.

Thomas Klühr: Das stimmt, aber wir würden uns auch wünschen, dass die Quarantäneregelungen ein Ende haben. Sie bereiten uns unglaubliche Probleme, verunsichern Kundinnen und Kunden und erlauben keine verlässlichen Flugpläne. Andere, einheitliche Regeln wären dringend.

Wir haben eine klare Forderung: Testen statt Quarantäne.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hegt grosse Hoffnungen, dass wegen der Impfungen bereits im Sommer 2021 wieder mehr geflogen wird. Sind sie da ähnlich euphorisch?

Euphorisch sind wir – glaube ich – alle nicht. Es gibt Chancen, aber man muss sich darauf vorbereiten, dass das länger dauert. Es gibt aber Hoffnung, dass es im Sommer leichter wird.

In irgendeiner Form wird es einen digitalen Nachweis geben.

Halten Sie, wie die australische Airline Qantas, eine Impfpflicht für sinnvoll?

Nein, das halte ich für nicht sinnvoll. Es ist nicht die Aufgabe von Airlines, Impfpflichten zu verlangen. Es ist Aufgabe der nationalen Behörden, hier Klarheit zu schaffen. Standardisierte, global organisierte Impfnachweise würden uns helfen, aber das muss politisch gelöst werden.

Die WHO möchte einen international anerkannten digitalen Impfpass etablieren und testet diesen gerade bei Estland. Denken Sie, ein solcher Impfpass kommt?

Ja, auf jeden Fall. Es gibt verschiedene Initiativen, wir arbeiten gemeinsam mit dem WEF an einer. In irgendeiner Form wird es einen digitalen Nachweis geben.

Das würde heissen, dass man die Bevölkerung zwingen würde, sichfür Flüge zu impfen.

Die Frage ist, ob es nur über den Impfnachweis oder schon über einen Testnachweis funktionieren könnte. So hätten Kundinnen und Kunden die Wahl.

Im Cargo-Bereich haben wir 30 Prozent Einbussen, im Passagierbereich sind es über 60 Prozent.

Die Swiss ist auch in einem anderen Aspekt mit Impfungen beschäftigt, sie transportiert sie auch. Wie viel kann das vom Einbruch wettmachen?

Wir können sicherlich nichts damit wettmachen. Im Cargo-Bereich haben wir 30 Prozent Einbussen, im Passagierbereich sind es über 60 Prozent. Wir verlieren zu viel auf der Passagierseite.

Bei der Swiss werden in den nächsten zwei Jahren etwa 10 Prozent der Stellen abgebaut, also ca. 1000 Stellen. Im Januar oder Februar könnte es für die Belegschaft also weitere «Bad News» geben?

Ein klares Bild wird man erst im März haben, wie die Buchungen, die Reiseregeln, die Impfvorgänge stehen im Hinblick auf das Sommergeschäft. Bis 2023/2024 werden wir auf der Bremse stehen müssen, was Neueinstellungen betrifft.

Die Belegschaft muss sparen, wird verkleinert, die Swiss bekommt Staatshilfe und gleichzeitig entschieden Ihre Geschäftspartnerinnen und -partner, den Bonus für 2019 ausbezahlt zu bekommen.

Dieser Bonus wurde aus dem Topf des Geschäftsjahrs 2019 genommen. 2019 war eines der besten Jahre für die Swiss, in dem der Bonus für alle Mitarbeitergruppen ausgezahlt worden – das ist vertraglich festgelegt und kein klassischer Bonus, sondern ein Teil des Gehaltes, das an Zielen, Gewinn und Kundenfeedback gemessen wird. Meistens wird er im März ausbezahlt. Für 2019 haben wir diesen Betrag erst im August 2020 ausbezahlen können.

Ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen.

Meine Kolleginnen und Kollegen verzichten vertraglich dieses Jahr und in den Folgejahren auf den Bonus. So wie ich auch. Ich habe meine Vergütung auf den Zeitpunkt verschoben, an dem wir den Kredit vom Bund zurückbezahlt haben und damit ein klares Signal gesendet: Ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen.

Das Interview führte Eveline Kobler.

SRF4 News, 12.12.20, 11:30 Uhr;

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