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Aus dem Archiv: Die neue «Swiss Made» Smartwatch
Aus 10 vor 10 vom 07.09.2020.
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Uhrenindustrie Smart wird billiger: Apple erhöht Preisdruck auf die Konkurrenz

Das Konzept ist bekannt, jetzt dehnt der Tech-Gigant seine Preisstrategie auch auf die Uhren aus.

Der Herbst-Event von Apple fand gestern Corona-bedingt anders statt als üblich. Statt Journalisten nach Cupertino an den Hauptsitz einzufliegen, die dann livetickernd brav über alle Neuheiten berichten, führten am Dienstag die Apple-Manager per Internet-Stream die neuen Produkte vor. Der Fokus lag auf der neuen Apple Watch.

Genau genommen stellte Apple gleich zwei neue Uhren-Linien vor. Wie schon beim iPhone bringt der Tech-Gigant nun auch bei der Watch ein Billig-Modell mit dem Namenszusatz SE, das auf älteren Komponenten basiert. Zum Kampfpreis von 299 Franken.

Preislich immer näher bei Swatch

Diese Strategie – zuerst ein Produkt im Markt etablieren und möglichst zu einem «Must have» machen und dann in einem zweiten Schritt auch die preissensibleren Kunden mit einer billigeren Variante abzuholen – scheint zu funktionieren. Sonst würde Apple sie nicht auf immer neue Produktkategorien ausdehnen.

Leidtragende ist wohl die Schweizer Uhrenindustrie und speziell Swatch, da Apple nun weitere Marktanteile in den tieferen Preisregionen wegfressen kann. Zur Veranschaulichung: Eine etwas edlere Swatch Irony kostet gegen 200 Franken und zeigt einfach die Zeit an.

Doch die Zeit hat sich eben auch verändert. Und es ist weiterhin nicht erkennbar, welche Rolle die Schweizer Uhrenindustrie im Zeitalter der Smart Watches spielen will, geschweige denn überhaupt noch kann.

It’s the ecosystem, stupid!

Apple hat neben den Uhren gestern auch noch ein neues virtuelles Fitness-Abo vorgestellt, das den Zeitgeist trifft. Die Trainings lassen sich via iPhone, iPad oder am TV aufrufen, die Apple Watch registriert, ob sich der Uhrträger auf dem Hometrainer abstrampeln oder auf der Yoga-Matte verrenken will. Corona-bedingt sind sich mittlerweile viele Freizeitsportler gewohnt, zu Hause vor einem Bildschirm zu schwitzen.

Diese Verzahnung von Dienstleistung (virtuelles Fitness-Abo)und Hardware (Uhr) betreibt kaum ein anderes Unternehmen auf dieser Welt so konsequent und erfolgreich wie Apple. Man spricht auch von Ecosystems, Ökosystemen.

Klar, hat das alles seinen Preis, der die monetären Kosten beim Kauf übersteigt. Die Kunden hinterlassen nämlich immer breitere Datenspuren. Die neue, teurere Apple Watch misst neben Puls und Herzrhythmus nun auch noch die Sauerstoffkonzentration im Blut. Und mit dem Kauf eines Produktes schliesst man sich gleichzeitig in ein System ein. Aber die Verkaufszahlen sprechen für sich.

Konkurrenzvorteil Mikrotechnik

Die Schweizer Uhrenindustrie hat dem smarten Treiben bis jetzt äusserst passiv zugesehen. Der letzte Wurf in diese Richtung, die neueste Tissot, kann zwar auch einiges mehr als nur die Zeit anzeigen, spielt aber punkto Funktionsumfang höchstens in der Regionalliga. Kostet aber rund 1000 Franken. Und die Verzahnung, das Ökosystem, besteht aus einer App fürs Smartphone. Die Uhr zeigt nach der Kopplung dann eingehende Benachrichtigungen an und Anrufe lassen sich stumm schalten oder wegdrücken.

Eigentlich macht in Sachen Mikrotechnik der Schweiz kaum jemand etwas vor. Und Swatch-Chef Nick Hayek betont auch zu Recht, wie führend man sei in Sachen Batterie-Technologie. Ein Sinneswandel wäre aber dringend angezeigt. Getreu der Maxime: «If you can’t beat them, join them.» Wenn du sie nicht besiegen kannst, schliess dich ihnen an. Noch ist Zeit.

Matthias Pfander

Matthias Pfander

Co-Leiter Wirtschaftsredaktion

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Matthias Pfander ist seit über 20 Jahren im Wirtschaftsjournalismus tätig, seit Mitte 2017 als Reporter und Planer für die Wirtschaftsredaktion von SRF TV. Zuvor arbeitete er unter anderem für den «Tages-Anzeiger» und die «Blick»-Gruppe.

10vor10, 07.09.2020: 21:50 Uhr

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